Facebook adé

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Mein Arbeitskollege am Tisch gegenüber sagt immer: »Facebook ist nunmal dort, wo der Mob abgeht«, da müsste man dabei sein. Und tatsächlich, als heute eine fette Sicherheitslücke enttarnt wurde, da ging es schon ab. Oder gestern, als bei uns im Büro ein Facebook-Wurm von Leuten verteilt wurde, die es eigentlich besser wissen müssten: ja, da war die Freude groß. Ich bin zum Glück seit ein paar Monaten nicht mehr dabei—bei Facebook meine ich—und der Mob fehlt mir so gar nicht.

Ich habe mein Profil derzeit (wohlgemerkt) deaktiviert, bevor man es löschen kann, muss man John Locke Marc Zuckerberg anrufen und um Erlaubnis bitten. Ich hatte vor ein paar Wochen einfach das Gefühl, das nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Ich bin kein Emailausdrucker oder Offliner, aber ich hatte einfach keine Lust mehr Zeit darin zu investieren, meine Profildaten auf Facebook abzusichern. Als ich zum ersten Mal in einem Foto gekennzeichnet wurde, habe ich den Account entnervt, aber auch ein wenig unsicher, ob die Entscheidung richtig ist, dicht gemacht. Vielleicht merkt man mir die Vierzig jetzt auch an, aber das ist und war nie meine Welt. Zumal die Behauptung, alle wären bei Facebook, ja auch nicht stimmt – wenn man Kontakt zu Freunden halten will, dann muss man eh’ in mind. vier Communities aktiv sein. Und dann fehlt trotzdem immer eine. Wie sich jedoch die Dinge seit der Facebook-Entwicklerkonferenz entwickeln, ist wirklich erstaunlich und zeigt: ich habe mich richtig entschieden.

A lot of companies would be trapped by the conventions and their legacies of what they’ve built, doing a privacy change - doing a privacy change for 350 million users is not the kind of thing that a lot of companies would do. But we viewed that as a really important thing, to always keep a beginner’s mind and what would we do if we were starting the company now and we decided that these would be the social norms now and we just went for it.

Marc Zuckerberg

Während die ganze Welt auf Google schaut, das bei Licht betrachtet nur Informationen sammelt, die sowieso schon im Netz erhältlich sind, hat es sich Facebook zur Aufgabe gemacht, Informationen über Menschen zunächst zu generieren und zugänglich zu machen. Ich selbst habe in Diskussionen schon einhundert Mal gesagt: Jeder ist selbst dafür verantwortlich, welche Information über sich selbst er verrät!, aber im Falle von Facebook scheint dieses Gesetz nicht zu gelten. Denn: Facebook verschleiert konsequent, welche Informationen, wem zugänglich gemacht werden. Oder es flutet den Nutzer mit Einstellungsmöglichkeiten, Popupfenstern und immer wieder geänderten Voreinstellungen, so dass man zwangsweise jeden Überblick verlieren muss. Facebooks Bestreben ist, soviel wie möglich an Informationen aus den Leuten rauszukitzeln und mit dem erlangten Wissen dann Geld zu verdienen.

Die Privatsphäreregeln von Facebook wurden dazu in den letzten Jahren immer wieder immer weiter gelockert. Jeder kann ja mal für sich selbst überprüfen, ob er gerade weiss, welche Informationen er wem bei Facebook zugänglich gemacht hat. Jeder der jetzt sofort sagt: ich mache niemanden Informationen über mich sichtbar, ausser meinen Freunden, da bin ich mir ganz sicher, der möge diese Aussage jetzt direkt mal überprüfen. Und wie lange dauert diese Überprüfung? Ja!, auch alle Facebook-Anwendungen checken. Und wie lange hat es gedauert, diese vermeintlich sicheren Einstellungen hinzubekommen? Wie oft schon wurde man aufgefordert, die getroffenen Regeln neu anzupassen? Und, schätzt doch mal selbst: wieviele von unseren Facebook-Freunden haben sich diese Mühe gegeben?

We share your information with third parties when we believe the sharing is permitted by you, reasonably necessary to offer our services, or when legally required to do so.

Gestern war ich Zeuge, wie gut informierte, mit Programmierkenntnissen ausgestattete und social-media-mäßig mit allen Wassern gewaschene Kollegen, sich von einem Facebook-Wurm dazu verführen liessen Javascriptcode von einer Facebook-Seite in die URL-Zeile zu kopieren und abzuschicken, womit sie natürlich den Wurm an x neue Leute verteilten. Medien- und facebookkompetenz scheinen nicht wirklich in Zusammenhang zu stehen! Dass man seinen Freunden bis heute nachmittag beim Chatten zusehen konnte… wer hätte es gedacht? Oder kann man ahnen, dass eine mit abertausenden Funktionen ausgestattete Website Bugs enthält?

Nun kann man sich schon einmal fragen: sind meine Daten bei einem solchen Unternehmen gut aufgehoben? Ich würde das verneinen, jedenfalls was die Daten angeht, mit denen das Facebooknetzwerk am Laufen gehalten wird. Viel schlimmer ist jedoch, das Facebook die Daten dann auch noch fröhlich weitergibt (ja, richtig: wenn man es zulässt). Und zwar an kleine Klitschen genauso, wie an den Meistbietenden, der sich dann trusted partner nennen darf. Wer da wem vertraut und worin, bleibt ungewiss. Das neue Instant Personalization (umgehende Personalisierung, auf der deutschen Site), womit man seine Daten den Websites von vertrauten Partner seine Daten schon vor dem Einloggen verrät, wurde nach lauten Protesten zumindest in Deutschland und anderen europäischen Ländern als Standardeinstellung wieder deaktiviert. Bis zur nächsten AGB-Änderung: Bitte überprüfen Sie Ihre Privatsphäreeinstellungen.

Facebook adé.

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