49-Euro-Ticket

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Es scheint beschlossen, richtig glauben will ich es erst, wenn ich es in der Hand halte, aber das Nachfolgeticket zum 9-Euro-Ticket soll kommen zum 1.1.23 und dann 49 EUR kosten.

Das ist für mich erst mal eine gute Nachricht, aber ich gehöre auch zu den besserverdienenden Großstädter*innen, die durch das Ticket deutlich entlastet werden. Ich meine, ich zahle zurzeit für die Pendelei zur Arbeit von Lübeck nach Hamburg, bei einer Homeofficequote von 50 % jeden Monat circa 200 EUR. Ich fahre natürlich schon Bahn, was auch jetzt bereits mutmaßlich günstiger als Autofahren (inkl. anfallender Parkgebühren in der Hamburger Innenstadt) ist, vor allem aber, trotz Unpünktlichkeit und Zugausfällen wesentlich nervenschonender. Ich werde also nicht zum Wechsel animiert, sondern habe nur etwas mehr Geld für die Fernwärmerechnung. Man kann es nicht anderes sagen: Ich werde durch das Ticket privilegiert. Danke.

Anders sieht das sicherlich bei Leuten aus, die kaum etwas, oder wesentlich weniger als ich verdienen. Die müssen zwar nicht zur Arbeit pendeln, konnten sich aber ein 9-Euro-Ticket leisten und man kann den ÖPNV ja auch anders nutzen als für den Arbeitsweg. Für diesen Effekt sind 49 EUR wohl zu teuer, zumal die spontane Einzelnutzung auch dadurch verhindert werden soll, dass man das Ticket nur im Abo beziehen kann. Möglicherweise sind 49 EUR aber günstiger, als die Monatskarten in großen Städten, hier könnten auch weniger Verdienende entlastet werden, vielleicht sogar zum Umstieg vom Auto in den Nahverkehr animiert werden. Die Grenze dafür ist aber deutlich höher, als beim 9-Euro-Ticket. Und die deutschlandweite Gültigkeit nützt wieder nur Leuten wie mir, die über mehrere Verkehrsverbundgrenzen zur Arbeit fahren, was auch der Grund für die o.g. recht hohen Kosten sind. Hier wäre IMHO eine einkommensabhängige Regelung besser, also ein 9-bis-99-Euro-Ticket beispielsweise. Die Chance wird nun vertan.

Wem das 49-Euro-Ticket nicht hilft, sind jene Menschen, denen auch das 9-Euro-Ticket nicht geholfen hat, nämlich jene, die vom ÖPNV nicht oder nicht ausreichend erreicht werden. Als Beispiel werden hier gerne Landbewohner*innen in entlegenen Gegenden angeführt, die nach wie vor auf das Auto angewiesen seien. Denn für den Ausbau des Nahverkehrs tun die drei Milliarden Euro, die das Ticket zukünftig jährlich den Staat kostet, natürlich nichts. Es darf befürchtet werden, dass diese für den Ausbau sogar fehlen. Und natürlich könnten und müssten auch nicht urbane Ecken unseres Landes besser an den Nahverkehr angeschlossen werden. Trotzdem glaube ich, dass auch hier die Effekte nicht ganz ausbleiben, denn wer von Pusemuckel in die Stadt pendelt, könnte indessen günstiger vielleicht als die Fahrt bis vor die Haustür des Arbeitgebers, zumindest in Teilstrecken als Park&Ride, mit dem ÖPNV zurücklegen. Und das gesparte Geld in ein Elektroauto investieren. Und so doch noch zum Klimaschutz beitragen.

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