Wochenschau 44/2022

Thema:
Qualitätsjournalist Tiberius Pflegpeter bei der Arbeit

Hier sehen wir den Qualitätsjournalisten Tiberius Pflegpeter beim Retten des gedruckten Wortes. Er deichselt gerade einen Artikeleinstieg. Beseelt durch die von ihm selbst entwickelte Maxime: „der Einstieg ist immer das Wichtigste“, schreibt er täglich Beiträge in verschiedenen Zeitungen, die hauptsächlich von Themen handeln, über die schon alles gesagt ist, nur eben noch nicht von jedem.

Pflegpeters neuester Scoop war in dieser Woche, dass durch die Protestaktion der Gruppe „Letzte Generation“, bei der sich Aktivist*innen auf der Autobahn festgeklebt hatten, ein Feuerwehrfahrzeug im Stau stecken geblieben ist. Und dadurch einer verunglückten Radfahrerin erst später geholfen werden konnte. Nach dem Thema der letzten Woche, bei dem alle über die Klimaprotestler*innen schrieben, die Kunstwerke mit Tomatensuppe und Kartoffelbrei bewarfen, war das mal eine willkommene Abwechslung.

Schnell waren sich die versammelten Fachleute der Presse einig, dass mit der Autobahn-Aktion in Berlin die Klimaschützer*innen nun aber wirklich zu weit gegangen sind. Wenn durch eine Protestaktion Leute gefährdet werden, weil Rettunsgkräfte im Stau stecken bleiben, dann ist der Bogen überspannt. Auch wenn die Gefährdung genau durch den Verkehr, gegen den die Protestler*innen u.a. protestieren, resultiert. Und auch wenn das Opfer mal wieder eine Radfahrerin ist, nach deren Schicksal normalerweise kein Hahn kräht und über die im Polizeibericht lediglich gestanden hätte, dass sie ein Betonmischer beim Abbiegen leider übersehen hätte und sie keinen Helm trug. Und schon überhaupt gar nicht, wenn die Feuerwehr eher wegen einer fehlenden Rettungsgasse nicht zum Einsatz kommen konnte, als durch den Stau an sich.

Während Pflegpeter also in einem dramatischen Einstieg das dumpfe Platschen, als der Oberkörper der Radfahrerin auf das Pflaster klatschte, ausgiebig visualisiert, fehlt bei ihm, wie bei den meisten anderen Artikeln zum Thema leider die Erörterung der juristischen Frage, die im Raum steht: haben sich die Protestler*innen strafbar gemacht? Müssten nicht alle Demonstrationen verboten werden, weil sie Staus verursachen, auch ohne Festkleben am Asphalt? Was könnte da die Haltung des Bundesverfassungsgerichts sein? Aber so etwas verstehen Pflegpeters Leser*innen in der Regel ohnehin nicht, also kann man das schon mal den Fakten oder seiner Meinung opfern.

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