Maskenakne
Jetzt sitze ich hier im Zug und neben mir steht eine leckere Latte und ich kann sie nicht trinken, weil wegen der Maske. Ich kann die natürlich umständlich runter fummeln für jeden Schluck, aber dann schauen mich bestimmt alle an, wie ich eben die Leute anschaue, die auf der 45-minütigen Fahrt zwischen HL und HH ohne Maske da sitzen, wegen Frühstück oder eben Kaffee. Die haben dann diesen herausfordernden Blick, der sagt: „Na komm, reg dich doch auf, ist voll legal.“ Gezielt nur mit Punkt, kein Ausrufezeichen (meine innere Stimme liest Regieanweisungen immer laut vor). Und den Blick habe ich nicht drauf. Stattdessen habe ich Pickel östlich und westlich des Nasenflügels, von der Maske, da bin ich aber sicher.
Interessant ist, dass der ÖPNV der einzig verbliebene Ort des Masketragens ist. In SH wurde die Regel tatsächlich gerade verlängert, sonst wäre auch das zum 1. Juli ausgelaufen. Glaube ich meiner stets roten Corona-Warn-App, ist das zu meinem Besten. An allen anderen Orten jedenfalls ist sich jede*r selbst die/der Nächste, das ist wie am FKK-Strand, wenn Tripper durch Augenkontakt übertragen würde. (Ja, stellen Sie sich das ruhig vor). Aber, alle laufen nackt herum und als einziger mit Hose bekommt eins ein mulmiges Gefühl. Das Gefühl heißt Gruppenzwang, der kleine Bruder von Massenhysterie.
Beim Small Talk in der Firma (einer der Gründe, warum auch Leute, die nachweislich jenseits des Büros besser arbeiten können, ins Büro kommen müssen) fallen immer wieder Begriffe wie prepandemisch oder auch postpandemisch. Kein guter Small Talk scheint zu sein, wenn einer sagt, dass das das Gleiche ist: nach der Pandemie ist vor der Pandemie. Das ist genauso wie Krieg übrigens, nicht dass nachher wieder alle überrascht sind.
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