Nippon Suicide

Thema:

Auf NDR III läuft gerade »Die Japan Nacht«. Leider hält ndr.de ausnahmsweise keinen Link dazu bereit. Schlamperei.

Arbeitslosigkeit ist in Japan ein Thema, aber auch nicht. Wer arbeitslos ist, verliert sein Lebensaufgabe, vielleicht sogar den Sinn des Lebens. Die »Fibel des perfekten Selbstmord« steht in Nippon in der Bestsellerliste. Doch die japanische Gesellschaft hat keinen Platz für Arbeitslosikeit, Selbstzweifel und Verzweiflung. Das Problem wird gedeckelt. Immer mehr Obdachlose bevölkern des Nachts die U-Bahn-Stationen Tokios. Sie werden über nacht geduldet, solange sie am nächsten morgen verschwunden sind. Vor allem die Seelsorgedienste, die Telefonhotlines zur Suizidverhinderung unterhalten, erleben die Kausalitätskette Arbeitslosigkeit - Selbstmord Tag für Tag.

Das ganze Ausmaß der tragischen Entwicklung erfahren die Telefonseelsorger. »Ich möchte nicht mehr leben, seit ich meinen Job verloren habe«, bekannte ein Anrufer. »Meine Frau akzeptiert das und sagt, ich könne zu Hause im Bett eine Überdosis Schlaftabletten nehmen, wenn ich mich selbst umbringen möchte.« Sumiko Kitagawa steht vor allem kleinen Angestellten moralisch bei. Sie sind durch hohe Hausbaukredite und Bildungskosten für die Kinder oft hoffnungslos verschuldet und rechnen nun ihre Existenz gegen eine mögliche Lebensversicherung auf, mit der sich die Familie über Wasser halten könnte. Die Konfliktberaterin weist die Anrufer darauf hin, dass Japans Lebensversicherer angesichts der Rekordzahlen nicht mehr wie früher unproblematisch nach 12 Monaten, sondern erst nach zwei oder drei Jahren oder für Selbstmord überhaupt nicht mehr zahlen. »Ich sage ihnen aber vor allem, dass die Kinder einen Vater wollen und kein Geld.« [Stuttgarter Zeitung 10.10.2002, zitiert hier.]

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