Sprachlos
Warum habe ich nicht über die Moskauer Geiselnahme geschrieben? Warum nicht über den D.C. Sniper? Warum nicht über Bali?
Ich bin einfach sprachlos. Die Grausamkeit und Gewalt des letzten Monats stellt sich mir einfach als unfaßbar dar. Ich meine, was soll man noch dazu sagen, wenn jemand konsequent und zielgenau reihenweise Menschen abknallt als wären sie Zielscheiben auf einem Schützenfest? Was dazu sagen, wenn ein Rudel Terroristen (oder sind es Rebellen?) gleich über 700 Menschen in Geiselhaft nehmen und völlig unerfüllbare Forderungen, wie ‘beendet sofort den Krieg, von dem ihr nie zugegeben habt, dass ihr ihn führt’ stellen? Analog die Ereignisse auf Bali.
Seit 9-11 leben wir allerdings in einer Welt, die all diese Nachrichten als Sensation aufgreift. Nach dem Einsturz des WTC ist keine Bruatlität brutal genug, um noch jemand wirklich zu beeindrucken. Und was ich an Kommentaren im Fernsehen, Radio und Web präsentiert bekomme, grenzt bsiweilen an hochgradigen Sarkasmus. “Wir melden uns zurück, wenn morgen früh das Ultimatum ausläuft und gegebenfalls die ersten Geiseln erschossen werden.”
Daran will ich mich einfach nicht beteiligen. Es liegt mir nicht. Ich habe das Gefühl, nicht die nötige Kompetenz zu haben, um angemessen auf derartige Nachrichten zu reagieren. Kompetenzfreie Zonen gibt es in den klassischen Medien und in manchem Blog schon genug. Hätte ich am 9.11.2001 schon gebloggt, wäre ich wahrscheinlich ähnlich sprachlos gewesen. Denn: in solchen Fällen, zählen nur Fakten. Keine Theorien, wer so verrückt sein könnte, ganze Städte als Geiseln zu nehmen, keine Diskussionen über Geheimdiensthintergründe, keine Verschwörungsideen. Und die Fakten habe ich nicht parat, die liefern andere.
Es bleibt die Frage: Ist die Welt eigentlich erst in letzter Zeit so verrückt geworden?
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