
Atomfall
Unbedarft wie ich eben noch bin, habe ich mir Atomfall zugelegt, weil mich die Grafik und das Setting interessiert haben und ich mal wieder einen First-Person-Shooter spielen wollte. Von Rebellion oder Sniper Elite hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nichts gehört und schon gar nicht von Stalker. Trotzdem, oder gerade deswegen, hat mir Atomfall ziemlichen Spaß gemacht.
Unser*e Spieler*in in Atomfall erwacht ohne Gedächtnis in einem Bunker in der Quarantänezone um das explodierte Atomkraftwerk Windscale im Jahr 1961. In der Atomfabrik an der englischen Westküste, die heute Sellafield heisst, hat es tatsächlich 1957 einen atomaren Zwischenfall gegeben, das „Windscale fire“. Die Sache wurde jedoch soweit es eben ging heruntergespielt, da das dort produzierte Tritium zum Bau einer Wasserstoffbombe benötigt wurde… Wenn das nicht mal ein perfektes Setting ist, um darum eine mittelschwere Verschwörungsstory zu stricken, also irgendwas sollte durch oder in dem Atomkraftwerk versteckt werden. Und irgendeinen Grund muss es geben, dass in netten englischen Kleinstädten der 60er Jahre, riesenhafte Kampfroboter umherstreifen.
Wer Atomfall noch nicht gespielt hat, noch spielen will, aber fuchsteufelswild wird, wenn ihm schon Kleinigkeiten gespoilert werden, der sollte nicht weiterlesen!
Atomfall also ist ein Open-World-Egoshooter und das Setting spielt in einer Quarantänezone um ein explodiertes Atomkraftwerk. Das hört sich natürlich sehr nach Stalker an, mit dem es sonst aber nicht viel zu tun hat. Dagegen ist es vor allem ein kleines Spiel, mit einer recht übersichtlichen „open world“ und einer gleichsam viel leichteren Atmosphäre, was sich am krassesten wohl darin äußert, dass immer Tag ist. Also Sommertag nachmittag, wenn wir nicht gerade in irgendwelchen Bunkern, Minen, der Kanalisation oder natürlich den dunklen Gängen des besagten Atomkraftwerkes und seiner Forschungseinrichtungen herumschleichen. Und die Gegner sind meist kleinere Banden von Banditen oder die Anhänger*innen eines Keltenkults, seltener mutierte Superzombies und ab und an mal ein Kampfroboter.
Wie all diese Wesen in das Nordengland der 60er-Jahre kommen, verrate ich mal trotz Spoilerhinweis noch nicht. Das ist aber genau die Zeit, in der das Spiel angesiedelt ist und das ist auch irgendwie die USP von Atomfall. Alles, von der Landschaft, der Ausrüstung bis hin zu jedem einzelnen NPC atmet die Seele Großbritanniens der hier in der Provinz not so roaring 60’s, so groß war Britannien zu dieser Zeit im Lake District wahrscheinlich gar nicht. Und: ohen Untertitel kommt nur aus, wer den nordenglischen Dialekt verstehen kann, der in der Gegend gesprochen wird, auf eine Synchro wurde aus Gründen der Authenzität verzichtet. Well…
Unser*e Held*in wacht also in einem Bunker auf, kriegt mit auf den Weg gegeben, dass aus der Zone zu fliehen ist und auf geht’s. Das erste Erlebnis: in einer typisch englischen, roten Telefonzelle klingelt das Telefon und eine Stimme teilt uns mit: „Oberon must die“. Dass es hier nicht um den Elfenkönig geht und die Sache kein Sommernachtstraum, ist uns da schon klar. Schließlich brennt oder vielmehr strahlt im Hintergrund auch noch das zerstörte Atomkraftwerk.
Wir sind also auf einer Quest, um die Quarantänezone zu verlassen. Dabei begegnen wir vielen feindlich gesonnenen Figuren, die im Regelfall über den Haufen geschossen, gesprengt oder mit dem Cricketschläger geprügelt werden. Wir finden Hinweise, lösen Rätsel, öffnen riesige Bunkertüren und bringen das Forschungszentrum unter dem AKW wieder ans Netz. Kleinigkeit.
Sein Kampfsystem hat Atomfall zu großen Teilen von Sniper Elite geerbt, wenn auch in einer leicht abgespeckten und gefühlt leichter bedienbaren Version. Es schießt sich durchaus einfach und auch mit dem Cricket-Schläger kommen wir in der Regel zum Ziel. Allerdings, ähnlich wie in Sniper Elite ist unser alter ego auch ganz schön verletzlich und schnell am Ende, sobald die stets gut zielenden Gegner uns treffen. Vor allem im Nahkampf mit den zombifizierten Schutzanzugträgern müssen wir schon extrem vorsichtig sein. Was immer hilft, ist etwas in ihrer Nähe in die Luft zu jagen. Ansonsten gilt für den Nahkampf immer: sich die Gegner mit einem beherzten Tritt zurechtlegen und dann draufhalten… und die Roboter, sind wirklich viel zu leicht auszuschalten.
Das „Quest-System“ allerdings ist komplett anders aufgebaut: wo es in Sniper Elite klare Missionen und Befehle gibt, muss sich unser*e Protagonist*in in Atomfall alles mühevoll selbst erarbeiten. Dafür gibt es aber hunderte Hinweise, mit denen das Spiel gepflastert ist und die immer neue Rätsel und Nebengeschichten eröffnen. Alles führt zwar letztlich zum Abschluss, aber es ist genauso möglich sich Verbündete und Freunde zu suchen, wie alle Leute über den Haufen zu schießen. Letztlich bleibt es den Spieler*innen überlassen. Die Bedienung der Hinweisbibliothek ist allerdings hin und wieder etwas hakelig.
Passend zu dieser Idee, gibt es wohl sechs unterschiedliche Enden für Atomfall. Wenn die allerdings alle so ausfallen, wie das, welches ich bis zum Schluß verfolgt habe… also ich sag mal so: das Ende ist nicht das beste in dem Spiel. Also lieber mal alle Quests und Sidequests durchspielen, statt schnell zum Ende zu drängen.
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