Im Schlachthof der Gesellschaft
Achtung: Pessimimus inside.
Das sind die Errungenschaften der Gammelfleischskandale der letzten Jahre: auf jedem Stück Fleisch, dass wir kaufen können, werden wir über den Herstellungsprozess dergestalt informiert, dass wir wissen oder erfahren könnten, wie es der Kuh ging, die für unseren nächsten Hamburger ihr Leben ließ. Ein wenig erinnert das an das „Restaurant am Ende des Universums“, wo die Kuh an den Tisch kommt und ihre Einzelteile feil bietet und gleichzeitig darüber sinniert, was schön es doch ist, für das Mahl des Gastes gleich dahin zu scheiden.
Was für eine miese Masche das doch ist. Tierschutz wird bei uns groß geschrieben, der Menschenschutz wurde dabei geschickt unter den Teppich gekehrt. Kann ich mir gut vorstellen, wie Agrarministerindarstellerinnen wie Julia Klöckner bei eckigen runden Tischen auf denselben gehauen haben, damit das endlcih aufhört mit dem Gammelfleisch. Und Aldi, Lidl und ihre Schlachterschergen so: ja geil, wir schreiben einfach auf die Packung, woher das Fleisch stammt, dann kann der Kunde selbst entscheiden. Ob er das gute Fleisch nimmt (natürlich teurer) oder weiter die Grillfackel für 20 fucking Eurocent. Am Ende kaufen die beides! Und wir verdienen uns dumm und dusselig. Hauptsache es spricht keiner über die Ausbeutung der Menschen, die den Scheiss verarbeiten müssen.
Geiz ist geil, prima leben und sparen
Prima leben und sparen ist nun viele Jahre unsere Devise gewesen. Unter dem Brennglas Coronakrise kommt aber auch hier ans Licht: was wir an der Aldi-Kasse nicht zahleb, zahlt jemand anderes. Das kann das maltretierte Schwein sein, das im osteuropäischen Hinterland auf einem Quadratmeter in Dunkelheit seinen Tod herbeisehnt, oder der Nachbar aus dem gleichen osteuropäischen Dorf, der als Wanderarbeiter durch den reichen Westen reist und versucht so sich und seine Familie zu ernähren. Die Lösung dafür ist übrigens nicht, nicht beim Discounter und nur noch Bio-Fleisch zu kaufen. Oder di Welt zum Veganismus zu Bekehren. Das kann man alles natürlich machen, in der Hoffnung, bei sich selbst beginnend die Welt ein wenig besser zu machen. Nur hilft das wenig und schon gar nicht jenen, die sich die exorbitanten Preise, die Bio und Regional nun mal unweigerlich kosten, nun einmal nicht leisten können. Zumal die Welt der Bio- und Veganprodukte ja schon längst in den Geiz-ist-geil-Kosmos unseres Konsumkapitalismus voll eingebunden sind. Am Ende wollen ja alle nur Geld verdienen. Und das ist in unserer Welt die Ausrede für alles, ein Quasi-Grundrecht in diesem Land. Ein Recht auf einen sicheren Arbeitsplatz (sicher wie in für lange Zeit und sicher wie in nicht bei der Arbeit krank werden) jedoch gibt es bei uns leider nicht.
Offenlegung: Hier fehlt der Absatz mit der Lösung. Ich sehe keine politische Kraft in diesem Land, ach was auf diesem Kontinent, die eine Änderung der Verhältnisse herbeiführen wollte oder könnte.
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