Apple Music macht mir schlechte Laune
Es ist gerade mal ein halbes Jahr her, dass Marco Arment über die abnehmende Qualität von Apple Software rantete, Apple has lost the functional high ground:
I suspect the rapid decline of Apple’s software is a sign that marketing1 is too high a priority at Apple today: having major new releases every year is clearly impossible for the engineering teams to keep up with while maintaining quality. Maybe it’s an engineering problem, but I suspect not — I doubt that any cohesive engineering team could keep up with these demands and maintain significantly higher quality.
Einiges davon hat er danach noch konkretisiert und erklärt, also den Artikel ruhig nochmal lesen. Und trotz aller Relativierungen, der Text trifft meines Erachtens nach noch immer den Nagel am bestplatzierten auf den Kopf, vor allem, weil er einen Zusammenhang zwischen Apples Marketing und der abnehmenden Softwarequalität herstellt, was spätestens seit dem Start von Apple Music, als bewiesen angesehen werden kann.
Apple Music ist tatsächlich der aktuelle Tiefpunkt in Sachen Softwarequalität, während gleichzeitig der Jahrhundertmarketinghöhepunkt für die Watch noch nicht abgeklungen ist. Ein schön dokumentiertes Beispiel für völliges Versagen bietet How Apple Music Onboards New Users. Derlei Präsentationen konnte man einst mit Microsoft-Fails machen, aber doch nicht mit Apple-Produkten!
Khoi Vinh ärgert sich hauptsächlich über die schlechte Datenanbindung an die musikalische Historie, die wir ja beinahe alle bei Apple/iTunes haben: sie ist faktisch nämlich nicht vorhanden.
The playlists include a whole bunch of stuff I can’t stand, along with a smattering of albums from acts that I’m okay with but not particularly passionate about, and one so-so album from a band I quite like but rarely listen to. Nothing from my current heavy rotation of artists appears here, and nothing new or surprising that I’d never encountered before does, either. Overall, the selection lacks any real surprise or inspiration.
Das ging mir genauso. Schon beim beantworten der sinnfreien Bubbles, bei denen man das Gefühl hat, bei jedem Klick darauf stirbt irgendwo auf der Welt ein UX-Designer, kam mir das Gefühl, das der Dienst nicht viel, bis keine Ahnung über meine Playlist hat. Das zog sich dann so durch, so dass mein Empfang bei Apple Music extrem kühl ausfiel. Eine Playlist mit Cure Influencers, der Rest hatte mit meinen Vorlieben, trotz Bubbleklicken, nichts bis gar nichts zu tun. Als Band zum followen wurden mir ausschließlich die Beastie Boys angeboten, was widerum ein Treffer ist, deren einzige Leistung bisher war aber das posten eines Fotos von einem Liveauftritt 2008. Bemerkenswert: die Hälfte der gut 30 Kommentare dazu trug den Zeitstempel “vor 46 Jahren” (kleiner Datebug, wie :)). Insgesamt empfinde ich die Oberfläche, eingezwängt in das immer schlimmer werdende iTunes als schlecht, antiexplorativ bzgl. Musik, langweilig. Und dass Apple so tut, als würde es mich musikmäßig nicht kennen, macht mich geradezu wütend. Datenschutz ist eine tolle Sache, scheint mir hier aber nur eine Ausrede, für einen mies integrierten zugekauften Dienst zu sein, der in der Alphaphase gelauncht wurde.
Mich beschleicht leider immer mehr das Gefühl, dass mir Apple in absehbarer Zeit nicht mehr die Arbeitsmaschinen liefern kann, die ich gewohnt bin, zu nutzen. Denn ich brauche weder überteuerte Gadgets für das Handgelenk, noch goldfarbende Hipsterrechner. Ein Arbeitstier wie mein gutes alten MacBook Pro, bloss schneller und vor allem mit einem Betriebssystem, das mir zuarbeitet und nicht gegen mich. Ich will kein iCloud, dass meine Musiksammlung auffrisst und ich will nicht meine WLAN andauernt aus- und wieder einschalten, damit ich Netz bekomme.
Update: Immerhin, inzwischen (ohne dass ich über das Abspielen einer Playlist hinaus etwas getan hätte) hat sich in “Für Dich” schon etwas getan:
Update: Ich sammle mal ein paar weitere Meinungen und Berichte dazu hier:
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