Harper's Island (2009)
Seit Scary Movie hat Horror für mich immer etwas mit Komödie zu tun, was manchem unangenehm aufstösst, wenn ich in den grausigsten Momenten anfange zu lachen, weil wieder mal die schlimmst denkbaren Filmclichees über den Screen laufen. Aus genau diesem Grunde fand ich Harper’s Island unglaublich komisch.
Natürlich sehen die Macher das anders: sie haben eine Horror-Serie vorgelegt, etwas, ich muss schon jetzt lachen, völlig Neues. Horror-Serie bedeutet in diesem Fall natürlich, dass zu den bekannten horroresken Stilmitteln: einer wird von der Gruppe getrennt, verirrt sich allein im Wald und wird dort dann in kleinste Teile gehackt, noch so grandiose Errungenschaften wie im Sande verlaufende Nebenstories, Ablenkungsaktionen und natürlich Cliffhanger vorkommen, also einer wird von der Gruppe getrennt, verirrt sich allein im Wald und wird dort dann in der nächsten Folge verhackstückt. Alles in allem macht Harper’s Island das aber amüsant und streckenweise dann doch spannend genug, dass man sich die komplette Serie antut. Immerhin.
Also worum geht’s bei Harper’s Island? Eine Hochzeitsgesellschaft, inklusive einem guten dutzend näher eingeführter Protagonisten, macht sich auf den Weg nach Harper’s Island, der Insel, auf der ein Teil der Leute aufgewachsen ist, die sie aber nach einem Amoklauf des durchgeknallten Massenmörders John Wakefield, verlassen haben. Zur Hochzeit nun, kehren alle wieder zurück. Und noch im Hafen geht das Gemetzel los, ohne das es jemand merkt, wird Cousin X durch die Schiffschraube gehexelt. Ich hoffe ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass der Untertitel der Serie »Einer nach dem Anderen« sowas von Programm ist, dass man froh ist, was für eine riesige Hochzeitsgesellschaft sich auf den Weg zur Insel gemacht hat. Pro Folge werden zwischen ein und fünf Protagonisten ins Jenseits befördert, am Ende jedenfalls, sind nicht mehr viele übrig.
Harper’s Island funktioniert dabei leider nur im Mittelteil richtig gut. Am Anfang, noch während die unzähligen Opfer eingeführt werden, ist es wenig überraschend, wenn Figur X, die man gerade eben kennengelernt hat, allein irgendwo herumläuft und bamm!: tot. Und auf Harper’s Island kann man ja so viel allein rumlaufen. Relativ schnell kristallisiert sich dann aber die Kerngruppe heraus, die übrigens zunächst gar nicht von der ganzen Metzelei mitbekommen. Ab dem Punkt aber, wo allen offenbar wird, dass hier ein Massenmörder sein unwesen treibt, geht es auch schon steil bergab mit der Story. Es passiert nicht mehr viel als das eben noch völlig verängstigte Jungamerikaner plötzlich an der Aufgabe wachsen, sich eine Pumpgun schnappen, um alle zu retten, dann allein in den Wald gehen und… schon klar, oder?
Also: wer sich wie ich über die albernen Mechanismen eines billigen Horrorfilms auch noch in Serie unterhalten fühlt, der kann sich an Harper’s Island versuchen, allen anderen sei davon abgeraten, es gibt bessere Serien, die man sich anschauen kann.
TL;DR: Es wird jemand von der Gruppe getrennt, irrt allein durch den Wald und wird dann zerstückelt.
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