Enzensberger: Kriegsgegner = Heuchler
NETZEITUNG: Enzensberger nennt Kriegsgegner »Heuchler«:
Immer wenn ein Gewaltherrscher stürzt oder stirbt, empfindet der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger eine »triumphale Freude«. So auch bei Saddam Hussein.
Triumphale Freude? Freunde, sicherlich, niemand mag Saddam, niemand der gegen den Krieg ist (zumindest hier) für Hussein, niemand würde eine derartige Diktatur unterstützen wollen. Aber triumphale Freunde? Den Triumph betonende Freude? Wo ist der Triumpf bei der Sache? Definitionsfrage. Wäre vielleicht ein Triumph gewesen, wenn man es geschafft hätte, Saddam ohne einen mittleren Massenmord vom Sockel zu stürzen. Ein Triumph wäre es vielleicht gewesen, wenn die Völker dieser Welt sich einig gewesen wären gegen Saddam. Oder wenn mit dem Sturz Saddams nicht die Aufstieg einer neuen diktatorischen Weltordnung einherginge. Wie man angesichts der Art wie der Krieg erzwungen, erlogen, herbeigeredt wurde triumphale Freude empfinden kann… ein Rätsel.
Darin verurteilt der Schriftsteller auch die »Heuchelei« vieler Kriegsgegner, die laut »Kein Blut für Öl!« riefen, zugleich aber nicht auf ihr Auto, ihre Heizung und ihre Ferienreise verzichten wollen. Er sei irritiert, heißt es weiter, dass »so viele Deutsche der Rhetorik des ‘Appeasement’ anhängen, ganz so, als hätten sie nie unter einem totalitären Regime gelebt«.
Die jetzige Entwicklung im Irak und die Rhetorik aus den USA beweisen, daß »kein Blut für Öl« die korrekt gewählte Parole war. Eine Parole ist immer gekürzt, platitüdenhaft und stark vereinfacht. Und doch trifft es den Kern, wenn wir jetzt zusehen, wie der Irak zum Selbstbedienungsladen der amerikanischen Wirtschaft umfunktioniert wird. Sein Auto stehen lassen? Ein bißchen lächerlich, nicht Herr Enzensberger?! Das ist so dumm, da muß man wohl mit Längerfristigkeit, erneuerbaren Energien etc. nicht anfangen. Oder das ein Benzinstreik sicher auch nicht viel gegen die Pläne G.W.Bush’ und seinen Freunden von der Energieversorgungsindustrie gebracht hätte.
Und gerade weil dieses Land zwei totalitäre Systeme kurz nacheinander erlebt hat, sind viele gegen diesen Krieg gewesen, da der Ersatz einer Diktatur durch die nächste, nicht der richtige Weg sein kann. Die amerikanische Demokratie hat jämmerlich versagt. Die Weltgemeinschaft hat versagt. Und Sie Herr Enzensberger nehmen dies triumphierend zur Kenntnis?
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