Weltuntergang 2012?
Sich mit den meines Erachtens nach verdrehten Theorien über einen angeblichen Weltuntergang im Jahre 2012, namentlich genau am 21.12.2012, auseinanderzusetzen, mag zunächst wie Zeitverschwendung erscheinen und ich nehme das Ergebnis dieses Artikels vorweg, wenn ich sage: genau das ist es auch. Ich habe allerdings jemandem versprochen, diesen Text zu schreiben, einfach um einmal zusammenzutragen, was mich eigentlich so sicher macht, dass ich auch noch am Samstagmorgen des 22. Dezember diesen Jahres, mein Frühstücksbrötchen geniessen kann. Es besteht kein Grund zur Panik, soviel ist sicher.
Panikmache
Am Anfang muss man sich natürlich fragen, wie kommt es eigentlich zu einer solchen Panikmache, wie dem Weltuntergangsszenario in diesem Jahr. Ist ja nicht so, dass der Weltuntergang nicht schon etliche Male vorhergesagt wurde. Meine Mutter hat früher immer ein Lied gesungen, das ging so:
Am dreißigsten Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang, am dreißigsten Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht, wir leben nicht mehr lang.
Der Song stammt aus dem Jahre 1954 und stellt die satirische Auseinandersetzung des Quartetts »Die lustigen Jungs« mit dem damaligen Presserummel da, dort wurde nämlich auch schon das Ende der Welt lanciert. Und zwar so massiv, dass der Song darüber zum Nummer-1-Hit wurde.
Heute haben wir als Medien aber nicht mehr nur die Papierpresse, sondern der Weltuntergang ist Thema im TV, im Kino und natürlich im Web. Und während auch 2012 wieder, Presse, TV und Kino sich nicht gerade mit Ruhm bekleckern, was die Akkuranz ihrer Berichterstattung angeht, überschlägt sich ein Teil des Netzes natürlich bei der Verbreitung von löchrigen Theorien und Halbwahrheiten. Das ist ebenso Hoax, wie Spass an Verschwörungstheorien, wie auch Profitgier, die dahintersteckt. Es gibt eine ganze Reihe von angeblichen Wissenschaftlern, Autoren und Erleuchteten, die in Büchern und Artikeln ihre seltsamen Ansichten zum Thema Weltuntergang verbreiten.
Eine Google-Suche zum Weltuntergang fördert zum Beispiel eine ganze Phalanx von Seiten zu Tage, die sich mit dem Thema beschäftigen, offensichtlich nur, um Google-Ads zu platzieren, Army-Shop-Produkte zu verkaufen und Urlaubsreisen anzubieten. Diese Seiten wollen keine Angst, sondern Kasse machen, allein wegen des Umstandes, dass eben viele Leute »Weltuntergang 2012« in die Google-Suche eingeben, und so auf die genannten Seiten gelangen.
So haben die Medien 1954 funktioniert und so funktionieren sie heute noch vielmehr. Die Panikmache sorgt für Umsätze. Dämliche Weltuntergangsberichte mit scheinbar wissenschaftlichem Anstrich, wie dieser hier von »Welt der Wunder« oder gleich eine ganze »Disaster-Week« bringen wohl Einschaltquoten. Selbst die ZEIT rät zu Reisen vor der Apokalypse, was zwar nicht ernst gemeint ist, aber doch den Zeitgeist widerspiegelt. Denn: neben den Medien sind es ja auch deren Nutzer, die Spaß am Nervenkitzel haben, sonst wären die Leute ja nicht ins Kino gegangen zu Roland Emmerichs 2012-Machwerk, oder jedem anderen Katastrophenfilm.
Die Mayas und ihr Kalender
Wie bei jedem ordentlichen Weltuntergangsszenario gibt es auch für das 2012er einen scheinwissenschaftlichen Unterbau. Dies ist der sog. Mayakalender. Die Mayas hatten zwar nicht nur einen, sondern gleich drei Kalender, aber egal. Ohne zu weit ins Detail zu gehen, die Mayas waren tatsächlich prima Mathematiker und haben sich ein scheisskompliziertes System ausgedacht, wie das Datum zu bestimmen ist. Das basierte auf ihren Himmelsbeobachtungen, denn die Mayas waren auch noch prima Astronomen, jedenfalls zu ihrer Zeit. Das kann man alles hier sehr ausführlich nachlesen. Nach dem Maya-Kalender tritt am 21.12.2012, oder am 23.12., so genau weiss man das nicht, wir selbst haben ja auch verschiedene Kalender benutzt in den letzten Jahren, soetwas wie eine Jahrtausendwende ein, eine Art 1.1.2000. Weil die Mayas Mathematiker waren heisst das bei ihnen aber 13.0.0.0, und ihr Kalender hat einen Zyklus von 5125 Jahren, was aber auch egal ist, nämlich: den Weltuntergangstag, ja sogar die Idee, der Maya-Kalender würde an diesem Tag enden oder hätte 3113 vor unserer Zeitrechnung begonnen, also vor 5125 Jahren, all das hat man in diesen Kalender erst nachträglich hineininterpretiert. Die Mayas, wären sie noch da, würden an diesem Tag wohl nur eine Art Supersilvester feiern, stattdessen machen wir uns die Hosen voll.
Die Katastrophen und ihre Auslöser
Als wenn das aber noch nicht reichen würde, werden nun beliebige pseudowissenschaftliche Phänomene mit diesem angeblichen Ende der Welt nach den Mayas verknüpft, um die angeblich drohende Gefahr weiter zu untermauern und Szenarien zu bilden, wie die Welt denn nun untergehen wird, bzw. unser Planet oder wahlweise alles Leben darauf zerstört wird. Es gibt hunderte kleine Theorien, die gerne auch miteinander kombiniert werden, man kann allenfalls beispielhaft die Meistgenannten aufführen:
- Die Erdachse soll in das Zentrum der Milchstraße zeigen, was bestimmte Effekte auslösen soll, wie einen Synchronisationsstrahl der von dort auf uns trifft,
- es soll ein bisher unentdeckter riesiger Planet auf die Erde stürzen, wahlweise wurde dieser Planet aber auch schon in den 80ern entdeckt, der Öffentlichkeit aber verheimlicht,
- es soll zu starken Sonneneruptionen/-stürmen kommen, die das Magnetfeld der Erde zerstören, oder die Menschen auch direkt in ihrem Handeln beeinflussen und dadurch beispielsweise in eine Wirtschaftskrise führen,
- oder die Pole der Erde sollen springen, also schlagartig ihre Position verändern.
Und dann gibt es natürlich: Hungerkatastrophen, Vulkanausbrüche, Erdbeben, Wirtschaftskrisen, Mord- und Totschlag, alles auf einmal, das ganze biblische Programm ist auch dabei, also Feuer fällt vom Himmel, Apokalypse und jüngstes Gericht.
Mehr ein Gerücht würde ich sagen. Beispielsweise werden wirklich stattfindende Ereignisse mit erfundenem vermischt. Beispiel “Polsprung”: tatsächlich kann die Position von Nord- und Südpol wechseln. Wissenschaftler haben herausgefunden, das dies auf der Erde alle 250.000 Jahre passieren kann. Dann ist es aber mehr ein sich über mehrere 1000 Jahre hinziehender Prozess, der Ausdruck Sprung scheint da ein wenig fehlgegriffen. An der Polsprungtheorie ist gleichsam interessant, dass der Sprung schon einmal für 2003 vorhergesagt war, da das aber nicht geklappt hat, treffen wir nun 2012 wieder auf diese Idee.
Bei dem ganzen Durcheinander sind allerdings zugegebenermaßen wahre Phänomene und Erfindung meist schwierig auseinanderzuhalten. Wer würde schon denken, dass die Theorie, die Außerirdische einer Frau im Schlaf telepathisch mitgeteilt haben, nicht für bare Münze zu nehmen ist? Ebenso wenn an einem bestimmten Datum tatsächlich alle Planeten eines Sonnensystems – außer dem Unentdeckten/Verschwiegenen natürlich, der muss ja gerade auf unsere Erde herabstürzen – ja, dann muss ja etwas Schlimmes passieren! Ja, oder nicht?
Aber mal im Ernst: Katastrophen gibt es ja nun leider jede Menge. Und die werden, von der Schweinegrippe über das Erdbeben und die Atomkatastrophe in Japan bis zum Absturz eines russischen Satelliten allesamt als Vorboten des Weltuntergangs interpretiert. Das ist ja so schön einfach.
Und? geht die Welt nun unter
Es ist einfach nicht von der Hand zu weisen, das die Welt eines Tages untergehen wird. Ebenso traue ich der Menschheit immer noch genug Dummheit zu, dabei eine entscheidende Rolle zu spielen, bspw. durch Umweltvergiftung, Klimaerwärmung oder Krieg. Aber zum Glück wissen wir nicht, an welchem Datum es soweit sein wird. Am 21.12.2012 jedenfalls geht die Welt nicht unter. Da kann man sich sicher sein.
Nocheinmal der Gassenhauer von »Die lustigen Jungs«:
Doch keiner weiß in welchem Jahr, und das ist wunderbar. Wir sind vielleicht noch lange hier und darauf trinken wir.
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