Web gegen App?
Das sich das Netz entwickelt hat, weg vom Schreibtisch, hin zur Hand- oder Hosentasche, das haben wir nun alle mitbekommen. Seit ein paar Wochen scheinen sich allerorten Leute für die ideale Art der Entwicklung für das mobile Internet entscheiden zu wollen, die Frage lautet: »Web or App«. Da ich mit der Frage ebenfalls schon ein paar Wochen schwanger gehe (ihhh!), hier meine 2 Eurocents und am Schluss zwei Fragen dazu.
Getriggert wird das ganze derzeit durch die direkte Gegnerschaft in dieser Frage zwischen Apple und Google. Um es einfach und kurz auf einen Punkt zu bringen: Apple setzt im mobilen Web wenig überraschend auf native Apps, die durch die Cloud nach außen eine Feature- und/oder Speichererweiterung erfahren. Dieses Prinzip ist nicht neu und es wurde überhaupt von Microsoft erfunden, die aber mal wieder zu dämlich waren, es selbst sinnvoll umzusetzen (via ReadWriteWeb). Für Apple ist dabei vor allem eins wichtig, nämlich dass die Apps und die Cloud eben auf der eigenen Hardware stattfinden. Das Applegesamterlebnis aus Hard- und Software ist dann die unique selling proposition, die cash-cow und das goldene Kalb in Personaleinheit.
Demgegenüber steht Googles Idee von der Cloud und dem mobile web. Die hätten es gerne möglichst offen, am liebsten als Webapps. Das Google Betriebssystem vulgo der Google Browser zielen dabei am mobilen web noch ein wenig vorbei, aber die Macht von HTML5, Javascript und CSS läuft natürlich auch auf den Androids. Und während Apple seinen Appstore hat, um die Apps zu verticken, hat Google eben seine Suchmaschine und die findet nun mal (auch mobil) eher Webapps, als geschlossene Systeme.
Apple’s primary focus is on native Cocoa Touch and Cocoa apps running on iOS devices and Macs. Google’s primary focus is on HTML/CSS/JavaScript apps running in web browsers. Google is not getting away with less work. If anything, they’re doing more work, because it is harder to create good user experiences inside a web browser. Where Google benefits from its strategy is reach — Gmail and Google Docs run anywhere with a PC-caliber modern web browser. Cocoa apps run only on Apple-made devices. (John Gruber)
Wie Tim Bray so treffend feststellt, stehen sich also eigentlich die Entwickler von C++/Objective-C und Javascript gegenüber. Und er stellt auch fest, dass sich mit HTML/JS/CSS derzeit noch nicht auf einer Höhe mit Obj.-C u.ä. programmieren lässt, z.B. weil noch nicht alle APIs zur Verfügung stehen.
Wer jetzt auf den Zug mobile Web aufspringen möchte, muss sich nun also heute entscheiden. Und nachdem es einen wahren Run auf Apples App-Store gegeben hat in den letzten Jahren, könnte das Pendel nun ich Richtung Webapps ausschlagen. Facebook beispielsweise arbeitet an einer solchen App – wie man lesen kann, die Financial Times hat eine.
Interessanterweise wird aber ja selten auf technischer Basis entschieden, ob nun native oder Webapps gebaut werden. Im Gegenteil. Es geht um finanzielle Erwägungen und wichtiger – zumindest was die Herstellung von iPad-Apps anging – um Voodoo. Viele Glaskugeln® beispielsweise zeigten bis vor kurzem noch auf native Apps. So wurden viele viele Apps gebaut, ein paar sind sogar erfolgreich. Die Masse allerdings wohl eher nicht (genau wie im appfreien Web eben).
Am Ende geht es um die Frage der Monetarisierung. Da bietet die Welt der nativen Apps derzeit genau ein Modell an, den Apple Appstore. Und der ist erfolgreich. Wie Webapps zu Geld gemacht werden können bleibt derzeit noch offen. Das Geldverdienen mit Webseiten funktioniert ja derzeit hauptsächlich mit Werbung, die alte Leier. Zwei Fragen dazu:
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Sind Webapps genauso wie Webseiten nur durch Werbung zu finanzieren, brauchen also die Massenmarkt, bestimmte Mengen an AdImpressions, mglw. sogar an Clicks?
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Oder sind lassen sich Webapps so gestalten, mithin zum Luxusgut, dass sie als die Teil der Business Class im Netz direkt bezahlt werden könnten?
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