
Es ist egal, wie groß Grönland wirklich ist
„Shock and awe“, „flooding the zone with shit“, alles bekannte Konzepte der Trump-Administration, tausend Mal zitiert und auch in der deutschsprachigen Presse vorgetragen. Und trotzdem, es wird über jeden noch so kleinen Furz berichtet, den Trump, Vance oder sonst wer auf der anderen Seite des Atlantiks während der Nachtschicht abgelassen hat.
Natürlich ist es schwierig, sich dem News-/Horrorcycle zu entziehen, aber es wird auch ehrlich gesagt überhaupt nicht versucht. In der Angst die entscheidende News zu verpassen, oder eine weniger zu präsentieren, als die Konkurrenz, wird einfach sehr viel berichtet. Alles zu berichten, versucht zum Glück fast niemand.
Ein besonders lustiges (das nicht lustige Lustig) Beispiel hatte diese Woche Zeit Online: Grönland ist gar nicht so „massive“. Basierend auf der Annahme, dass Donald Trump, wie viele andere Menschen, beim Betrachten der Landkarte, auf die Mercator-Projektion hereingefallen sei und deshalb denken könnte, dass Grönland größer sei, als es wirklich ist, wird ein langer Artikel gestrickt. Mit einer zugegeben wirklich guten Visualisierung des Problems, die Trump sicherlich helfen könnte, für den Fall das.
Bis auf die Grundannahme des Textes also ein gelungener Artikel. Nur ist diese Annahme natürlich das Problem, meiner Meinung nach, wohlgemerkt. Nicht, dass ich nicht auch glauben könnte, dass genau das passiert ist, wenn Trump vom massiven Grönland spricht: er hält es womöglich für größer als es ist. Wobei, mit einer Fläche von 2.166.086 km² ist es immer noch ziemlich groß. Aber implizit anzunehmen, Trumps Interesse an der größten Insel der Erde entspringe aus Dummheit, geht ihm bzw. seiner Administration voll auf den Leim. Erinnern wir uns: die Öffentlichkeit mit Scheiße fluten.
In Wahrheit bleibt der Artikel natürlich nicht bei dieser kruden These, sondern kommt letztlich dazu, was wir eigentlich wissen müssten: die Polkappen schmelzen ab, Grönland wird in Zukunft eine wichtige Position für Handelsrouten und Militär haben, außerdem gibt es dort Öl und Gas und vor allem jede Menge seltene Erden. Aber dafür gibt es dann leider keine Infografik und das war auch leider kein so guter Aufmacher. Und bis dahin liest ja kein normaler Mensch jenseits des Bildungsbürgertums („Ha! Das wusste ich!“), viel zu langweilig und da gibt es ja auch schon den nächsten Artikel über die nächste dumme Sache, die Trump gesagt hat. Oder J.D. Vance. Oder irgendwer auf der anderen Seite des Atlantiks…
Karte: TUBS, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons.
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