Furiosa – A Mad Max Saga
Ach ja Mad Max, schaue ich auch immer wieder, ohne wirklich zu wissen warum. Für den 1979er-Original „Mad Max“ mit Mel Gibson war ich zu jung, um ihn im Kino zu sehen und auch die VHS-Version habe ich wohl eher verpasst. Ich war damals einigermaßen brav, was sowas angeht, während mein Freundeskreis sich, wenn die Eltern nicht zu Hause waren, die „ab 18“ Sachen reinzogen (so nannten wir das damals). Kann sein, dass daher der FOMO in Sachen „Mad Max“ rührt. „Furiosa – A Mad Max Saga“, ist die inzwischen x-te Fortsetzung von George Millers Endzeit-Version, die scheinbar, trotz ihrer nahezu gegen unendlich strebenden Plattheit, alle Welt zu faszinieren scheint.
Die „Story“
Die Menschheit hat sich in einem Atomkrieg (schon irgendwie wieder aktuell) beinahe selbst ausradiert und die Welt in eine Wüste verwandelt (als wenn wir dafür einen Atomkrieg bräuchten). Aber mit der Umwelt ist noch nicht genug zerstört, denn in dieser Wüstenwelt ist natürlich (?) jede, aber auch jede Form von Menschlichkeit oder gar Humanismus, ja meinetwegen Nächstenliebe verloren gegangen, weil es im Kampf um die wenigen Ressourcen nur eine Möglichkeit gibt: dem Nachbarn den Schädel einschlagen, bevor er es tut. Das ist quasi die ganze Philosophie hinter „Mad Max“: alle bekloppt. Diese Bekloppten neigen dazu, sich in Stämmen und Horden zu organisieren und unter der Führerschaft eines Oberbekloppten, marodierend durchs Land zu ziehen. Immer auf der Suche nach Essen, vor allem aber Benzin, denn und da unterscheidet sich die postapokalyptische Endzeit in keiner Weise von unserer aktuellen Realität, auch in der Wüste und nach dem Atomkrieg, die Menschheit fährt Auto! Die Teile dafür liegen aber auch überall herum in der Wüste, und was wir nicht wussten: Menschen die all ihrer Menschlichkeit beraubt wurden, werden automatisch alle Automechaniker*innen, so ein Glück.
Spoiler ahead!
Die Story
Zurück zu „Furiosa“. Die Figur tauchte ja, gespielt von Charlize Theron, schon in „Mad Max – Fury Road“ auf. Das hatte für George Miller den Vorteil, dass er die vier DIN-A4-Seiten Vorgeschichte, die er für die Figur schon geschrieben hatte, zusammen mit Nico Lathouris in so etwas wie ein Drehbuch für dieses Prequel umschreiben konnte. Der Nachteil dabei ist, dass wir so ja alle schon das Ende der Geschichte kennen. Ist vielleicht aber ja auch egal, weil Geschichten bei Mad Max ja immer damit enden, das fürchterlich vielen Leuten der Schädel eingeschlagen wird, es ist Endzeit, Baby! So erweckt der Film also die ganze Zeit den Eindruck, die Protagonistin könnte das zu Beginn des Streifens formulierte Lebensziel: wieder nach Hause zu kommen, doch irgendwie erreichen, aber nein, natürlich ist auch ihr Ziel am Ende nur, Rache zu nehmen und jemandem den Schädel einzuschlagen.
Der Weg dahin ist einigermaßen steinig, korrigiere sandig. Wir begleiten Furiosa (Anya Taylor-Joy) von Kindheit an auf ihrem stummen Rachefeldzug. Wobei sie nicht stumm ist, sie sagt nur wenig. Furiosa wird entführt und muss zusehen, wie ihre Mutter gefoltert und ermordet wird, was schon die ganze Motivation der Figur ausmacht: wieder nach Hause kommen und möglichst vielen Menschen den Schädel einschlagen, weil Rache. Und diese zielt auf das andere Kind in dem Film, den Hordenführer Dementus, dargestellt von Chris Hemsworth. Der Name klingt nicht nur nach Demenz, das scheint auch sein Problem zu sein, denn er erkennt seine Antagonistin nicht, auch wenn sie direkt vor ihm steht.
Ob Furiosa ihm nun tatsächlich den Schädel zertrümmert, bleibt am Ende offen, sie könnte auch schlimmeres mit Dementus angestellt haben. Auf ihrem Weg dorthin macht sie jedenfalls eine recht ordentliche Endzeit-Karriere, als, Überraschung!, Automechanikerin und LKW-Fahrerin und trifft dabei auf viele verabscheuungswürdige Figuren und vielleicht etwas Liebe, oder ist es nur ein Fünkchen Zuneigung, ich weiß es nicht.
Spoiler Ende!
Die Technik
Warum nun also „Furiosa – A Mad Max Saga“ anschauen? Vielleicht wegen der beeindruckenden Stunt- und Actionszenen? Wahrscheinlich, denn das ist ja quasi das Einzige, was sich im Laufe der Mad-Max-Filme entwickelt hat, die Filmtechnik. Wobei es seit „Mad Max“ drei Standard-Stunts gibt, die in allen Folgen zu Hauf vorkommen:
- die Horde greift ein Auto, einen Zug oder einen LKW in voller Fahrt an, wobei auf diesen geschossen wird und unzählige, namenlose Stuntdouble versuchen das Auto, den Zug, oder den LKW zu entern, um dabei unter die Räder zu geraten oder mit ihren Fahrzeugen links und rechts der Szene zu explodieren, während andere Doubles das Auto, den Zug, oder den LKW zu verteidigen suchen,
- irgendetwas explodiert in einem riesigen Feuerball, wahlweise ein Tanklaster, eine Tankstelle oder gleich eine ganze Ölraffinerie,
- jemandem wird auf besonders perfide und hinterhältige Art der Schädel eingeschlagen.
Das sieht heute natürlich anders aus als 1979. Seit „Fury Road“ sind außerdem Darstellungen großer (computergenerierter) Menschenmengen hinzugekommen, die sich in (computergenerierten) Schlachten gegenseitig, ihr ahnt es schon, die Schädel einschlagen. Diese Technik wurde nun noch einmal verfeinert, wobei ich mir zumindest einbilde, dass sich die Menschen in diesen Szenen teilweise roboterhaft zu bewegen scheinen, ich weiß gar nicht, ob das wirklich sichtbar ist, oder nur das plötzliche Gefühl aufkommt, der Film wäre ein Playstation-Game. Hervorragend ist allerdings bildgenerierende KI eingesetzt: beim Übergang von der kindlichen Furiosa, dargestellt von der australischen Teenschauspielerin Alyla Brown zur Erwachsenen, wurden jeweils die Gesichtszüge der Schauspielerinnen gemischt. Das ist natürlich einerseits faszinierend …
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