Don‘t believe the hype

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Wir müssen reden und zwar über die sogenannte künstliche Intelligenz. Der Hype um die Large Language Models (LLM) ist ungebrochen und nimmt Formen an, die dem Bitcoin-Hype seinerzeit in nichts nachstehen. Und das kann nicht gut sein.

  1. Ähnlich wie damals beim Bitcoin, redet, schreibt und weiß jede und jeder alles über KI, die oder der nicht bei drei auf dem Baum ist, auch wenn die Wissenslevel zu dem Thema sehr unterschiedlich sind. Ich bin hier gerade quasi der lebende Beweis, aber mich meine ich natürlich nicht, sondern eher Autor*innen großer Newswebsites, Politiker*innen, Social Media whatsoever und letztendlich auch solche Leute wie den CEO der bekanntesten KI-Klitsche Sam Altman, der erstaunlich viel über Hypes weiß, aber erstaunlich wenig über KI. Das führt zu …
  2. Statt beim vergleichsweise eingeschränkten Anwendungsgebiet für LLM zu bleiben und dort Verbesserungen anzustreben, also beispielsweise das freie Erfinden von Antworten einmal abzustellen, werden durch den Hype immer mehr Wunder versprochen, was mit den LLM alles erreichbar wäre. Sam Altman redet immer wieder davon, die Artificial General Intelligence (AGI) erreichen zu wollen, während sein Model der Welt noch erzählt, die Gepardenforelle sei „einer der schnellsten Schwimmer unter den Fischen.“
  3. Durch die vielen Versprechungen und der Angst den Anschluss zu verpassen, sehen sich selbst die größten Techplayer gezwungen, jetzt sofort KI in alles einzubauen, was eben geht und leider auch nicht geht. Google zeigte das gerade auf seiner Entwicklerkonferenz Google I/O, die ganz im Zeichen des „Wir bauen KI in alles“ stand, mithin aber surrealistische Züge annahm. Das erschreckende Ergebnis ist aber, dass Google sich komplett vom einstigen Ziel, das Internet durchsuchbar zu machen verabschiedet und stattdessen nun empfiehlt, Bastelkleber in Pizzakäse zu mischen, damit der Käse nicht von der Pizza rutscht.
  4. Ähnlich, nein genauso wie beim Bitcoin-Hype, ist ein Kult entstanden. Cory Doctorow schreibt darüber: „AI pitchmen don’t make it easy. They like to pile on the cognitive dissonance and demand that we all somehow resolve it. This is a thing cult leaders do, too – tell blatant and obvious lies to their followers. When a cult follower repeats the lie to others, they are demonstrating their loyalty, both to the leader and to themselves.“ Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen, aber die Kultanhänger sind lange nicht mehr fähig, die Lügen zu erkennen.
  5. Und das ist eigentlich der Punkt, der mich am allermeisten wurmt: genauso wie Bitcoin schadet der KI-Hype der Umwelt, heizt das Klima noch ordentlich an. Beispiel: Microsoft hatte gelobt, bis 2030 „carbon negative“ zu werden, also kein CO2 mehr auszustoßen, sondern im Gegenteil, selbiges aus der Atmosphäre zu entnehmen. Seitdem ist der CO2-Verbrauch des Softwaregiganten allerdings um 30% gestiegen. Das liegt, wie wir uns leicht ausrechnen können, am erhöhten Energiebedarf für den Betrieb diverser LLM.

Aber! Eins hat der Bitcoin-Hype nun nicht hinbekommen, in einer Sache ist der KI-Hype absolut überlegen: KI kann zu einem Datenschutz-Albtraum erster Güte werden! Kaum gedacht, hat es Microsoft auch schon umgesetzt, mit seinem neuen Windows-Feature „Recall“.

Und noch etwas ist anders: auf Bitcoin mussten wir aktiv hereinfallen. Gegen KI können wir uns nicht mal wehren. Sie ist in deinem Webbrowser, in der Suchmaschine, in den Bildern, die wir betrachten, Musik die wir hören, in meinem Codeeditor, in meinem Terminal, in deinem Bewerbungsverfahren, bewertet deinen Kreditantrag, entscheidet, ob du diese Wohnung bekommst…

Don’t believe the hype.

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