The Dark Side of the Moon
Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, sind wir uns wahrscheinlich einig, dass Pink Floyd, oder das, was davon noch übrig ist, Arschlöcher sind. Das mag, so meine Theorie, vor 50 Jahren, als am 1. März 1973, ihr inzwischen achtes Studioalbum „The Dark Side of the Moon“, noch anders gewesen sein. Möglicherweise, vielleicht, wir wissen es nicht.
Dark Side markierte eine Richtungsänderung im Schaffen der Band, weg von den psychedelischen Soundscapes, die vor allem als Soundtrack für Experimente mit harten Drogen herhalten mussten, hin zu einem poppigeren, mainstreamigeren Sound. Was schnell dazu führte, dass es das erfolgreichste Pink Floyd Album aller Zeiten wurde, auch wenn es in den Musikzeitschriften als „Musik für Hifi-Snobs“ verrissen wurde. Das mag an der unglaublichen Perfektion gelegen haben, die das ganze Album bestimmte. Pink Floyd übten das komplette Konzeptalbum als Liveperformance ein, die sie so lange vor Publikum spielten, bis wirklich alles hundertprozentig saß. Das gab im Studio in der Londoner Abbey Road dann viel Raum für das gemeinsame Produzieren und Abmischen des Albums, zusammen mit dem damals noch jungen Toningenieur Alan Parsons, der später einen Grammy für diese Arbeit erhielt. Was Pink Floyd zusammen mit Parsons geschaffen haben, ist letztlich einer der Grundpfeiler elektronischer Musik, damals allerdings noch handgemacht, beispielsweise in Form von zu Loops geschnittenen Tonbändern, die heute übliche Sampletechniken vorwegnahmen.
Aber Pink Floyd waren natürlich auch die Meister des Konzeptalbums an sich, und so versammeln sich auf Dark Side nicht nur wahllos zusammen gewürfelte Einzelkompositionen, sondern alles umfasst eine klangliche und vor allem inhaltliche Schleife. Ich erkläre das, weil es das ja heute nicht mehr gibt. Thema war dabei der Wahnsinn des Alltags oder was am alltäglichen Leben Menschen, in den Wahnsinn treiben kann. Es geht um Krieg, Einsamkeit und Isolation, Kapitalismus und Kommerz, aber auch um die Hektik der Gegenwart oder Ängste und Schizophrenie. Die Erfahrungen mit der psychischen Erkrankung des ehemaligen Bandmitglieds Syd Barrett prägten das Konzept maßgeblich.
So heisst es. Aber neben dieser Erfahrung, prägte vorwiegend das schlechte Gewissen, Barret aus der Band gedrängt und durch seinen Jugendfreund David Gilmour ersetzt zu haben, das Innenleben von Pink Floyd, sodass derlei Zuschreibungen oder Songwidmungen, immer vorsichtig zu bewerten sind. Heute jedenfalls sind Pink Floyd, zumindest music industries number one asshole Roger Waters und David Gilmour bis aufs Blut verkracht, was sie jüngst wieder in Schlammschlachten auf Twitter auslebten, wie gesagt: Arschlöcher eben. Aber das Album: leider geil.
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