Bauhaus – Die neue Zeit
In der Arte-Mediathek habe ich mehr durch Zufall die sechsteilige Serie „Die neue Zeit“ (von 2019) entdeckt und am Wochenende weggebingt. Die Serie zeigt die „turbulenten Gründerjahr[e] des Staatlichen Bauhaus in Weimar“ und das gestrickt um eine Liebesgeschichte zwischen Walter Gropius (August Diehl) und Dörte Helm (Anna-Maria Mühe). Gleichwohl diese Liebesbeziehung zwischen dem Direktor des Bauhauses und seiner Studentin wohl erfunden ist, oder doch nie bewiesen werden konnte, und auch sonst vieles um die Person Dörte Helm sehr fiktiv angelegt ist, trägt diese Konstruktion durch sechs kurzweilige Folgen.
Kurzweilig muss ja nicht schlecht sein, wenn die bis heute einflussreichste Bildungsstätte im Bereich der Architektur, der Kunst und des Designs zum Thema einer Fernsehserie gemacht wird. Und neben den fiktiven Elementen bleibt sie auch weitgehend akkurat und zeigt uns als Zuschauer so einige der großen Meilensteine des Bauhauses und der Weimarer Republik. Es gibt sogar einen relativ guten Einblick, wie die Gesellschaft dieser ersten parlamentarischen Demokratie auf deutschem Boden funktionierte und wie revolutionär das Bauhaus darin war.
Was die Serie allerdings wenig bietet, ist Kunst. Wichtige Werke und Strömungen die vom Bauhaus ausgingen, werden zwar immer wieder gestreift, aber sie tauchen immer gewissermaßen ex machina auf, werden nicht entwickelt, allenfalls kurz verkündet. So lernen wir beispielsweise zwar viel über die Johannes Ittens Hang zur rassistischen Mazdaznan Sekte, aber wenig bis gar nichts über seine Farbenlehre. Viele einflussreiche Künstler*innen laufen immer wieder als dekorative Nebendarsteller durchs Bild, werden aber selten mit ihrem Wirken oder ihren Werken in Zusammenhang gebracht.
Das ist einerseits schade, aber andererseits wäre es ohnehin eine mission impossible gewesen, in aller Tiefe darzustellen, warum das Bauhaus in Weimar eine solche Keimzelle für die Entwicklung von Kunst, vor allem aber Architektur und Design war. An deren Folgen wir uns noch heute erfreuen können und manchmal auch mit ihnen hadern. Hauptsache ist am Ende, dass ein paar mehr Menschen lernen, dass u. a. ich etwas anderes mit Bauhaus verbinde, als eine Baumarktkette oder eine Postpunk-Band (welche ich aber auch sehr schätze nebenbei). Aber ich habe ja auch das Thumsche Kunstabitur …
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