Frischer Wind auf der Baker Street

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Millie Bobby Brown. Millie Bobby Brown. Millie Bobby Brown. Den Namen kann man eigentlich nicht oft genug sagen. Das stimmte ja schon für „Stranger Things“, für „Enola Holmes“ (Netflix) gilt das noch viel mehr. Aus der best supporting actress ist ganz schnell eine best leading actress geworden, die, als Sherlock Holmes‘ jüngere Schwester perfekt gefeatured, ihre Kolleg:innen gleich reihenweise an die Wand spielt.

Die Rolle ist aber auch dankbar. Jede der etlichen Gelegenheiten in den Enola die imaganiäre Wand zum Zuschauerraum durchbricht und direkt in die Kamera spricht oder lächelt oder zwinkert, weiß Brown perfekt zu nutzen und so dem beginnenden Franchise von Anfang an, ihren Stempel aufzudrücken. Von Millie Bobby Brown werden wir noch viel hören. Und von Enola Holmes wohl auch.

Die Romanvorlage von Nancy Springer fällt unter Jugendliteratur, insofern ist der freche Ton des Films durchaus angebracht und angenehm. Der etwas flächliche Plot mag dadurch wett gemacht werden, ich persönlich bin selten von diesen Alleskönner-Figuren begeistert, das ist hier nicht anders. Enola Holmes hat jedes Buch gelesen, beherrscht jede Sportart, ist natürlich hyperintelligent, superstark und alles andere als auf den Mund gefallen. Die einzigen Schwächen: sie kann kaum Fahrrad fahren und mit dem Korkenzieher-Trick beim Jiu-Jitsu klappt es auch nicht so richtig. Das ist erstmal ziemlich langweilig, weil man ja weiß, dass die gute Enola frech und unverletzbar überall durchkommt. Daran ändern auch vermeintlich gefährliche Kämpfe nichts, da sie sich natürlich im letzten Moment auch hier herauswinden kann. Dabei zwinkert sie aber so frech in Richtung Zuschauer, das man andererseits auch schnell bereit ist, damit zu Leben, dass Enola ihre Brüder schnellstens überflügelt.

Wesentlich besser gelungen ist das Setting, denn die Figur der Sufragettentochter, die mit den Männern sowohl mithalten kann, als auch um die Rechte der Frau zu kämpfen weiß, spiegelt hervorragend die Ereignisse jenes beginnenden 20. Jahrhundert wider, in der die Geschichte spielt. Und während Mutter Holmes noch für das Frauenwahlrecht streitet, ist die quasi allmächtige Elona schom einen Schritt weiter und stellt so die zukünftige Entwicklung dar.

Am Ende wundert man sich vielleicht noch ein wenig, wie der große ähem… Sherlock Holmes hier in eine Nebenrolle gedrängt ist. Und das überhaupt so frei mit dem Stoff umgegangen werden darf. Tatsächlich sind aber bereits große Teile von Sir Athur Canon Doyles Detektivgeschichten inzwischen gemeinfrei, was letztlich der Grund für die Flut von Holmes-Verfilmungen und Adaptionen ist. Trotzdem sahen sich Nancy Singer, Netflix und Hersteller Legendary einer Copyright-Klage der Nachlassverwaltung Doyles ausgesetzt. Der Kern der Klage: in dem Film werde Sherlock Holmes als gefühlvoll dargestellt. Einen menschlichen, fühlenden Holmes habe es aber nur in den letzten (noch nicht gemeinfreien) Büchern gegeben. Tja…

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