Festgefahren in den Dünen
Meine aktuelle Anschaffung für unser Wohnmobil bei Obelink (dem, ich zitiere: „Ikea für Camper“):
- ein Klappspaten
- ein Satz Sand-/Reifen-Gripmatten
- ein Abschleppseil.
Und das kam so…
Die Bedienungsanleitung am Nachtautomaten des dänischen Campingplatzes war eigentlich eindeutig: besonders die spät ankommenden Wohnmobil-Besitzer wurden darauf hingewiesen, dass man vorsichtig bei der Platzsuche agieren möge und sich nicht in den Dünen festfahren möge.
Nur das ich mit einer so abstrakten Drohung im Grunde nichts anfangen kann. Ich und festfahren, was für ein Blödsinn.
Und ich habe noch kurz gezuckt (immerhin), als die beste Wohnmobil-Navigatorin der Welt einen Platz für unseren Miniflugzeugträger ausgesucht hatte. Fünf Minuten später die doppelte Erkenntnis: zum einen ist der Platz sch… zum anderen haben wir uns gerade gnadenlos festgefahren.
Dazu ein kurzer Ausflug in die Anatomie des klassischen (Baujahr 1995) Wohnmobils mit Fiat Ducato Pritsche darunter:
- Vorderradantrieb
- leichter Wagen
- schwerer Aufbau
- nahezu das komplette Gewicht liegt auf der Hinterachse.
Da soll (habe ich an diesem Abend gelernt) schon leichter Anstieg und glitschiger Rasen ausreichen, damit die Vordereifen ihren Grip verlieren und komplett durchdrehen. Nur, dass wir uns mit feuchtem Rasen nicht zufrieden geben, der ist ja für Anfänger. So hingen wir also mit einbrechender Dämmerung schön an einem schier unüberwindlichen Sandhügel fest, waren nach hinten durch eine plötzlich auftretende Wanderdüne blockiert und es ging weder vor noch zurück.
Nun habe ich schon damit gerechnet, von allen Seiten entweder fiese Kommentare oder völlig nutzlose Hinweise zu bekommen, hey, ich bin Twitter sozialisiert! Aber das echte Leben da draußen besteht zum Glück nicht nur aus Hatespeech und Mansplaining. Die Navigatorin zog los über den Campingplatz und kehrte nach wenigen Minuten mit einer wild zusammengewürfelten Rettungstruppe zurück, bewaffnet mit Gripmatten und Klappspaten, fröhlich bereit, unseren gestrandeten Riesen wieder auszugraben. Allerdings, all unser Gebuddel und alle Befreiungsversuche gruben den Wagen nur noch tiefen in den Dreck. Einer der Helfer ging dann nochmal los und holte ein Abschleppseil, und ein weiterer seinen VW Bulli, der uns an den Haken nahm. Und das ging dann wieder überraschend leicht, mit einem Ruck standen wir wieder auf dem Weg, eine halbe Stunde später saßen wir vor dem Wagen und tranken Wein.
Schadensbericht: beim Zurückrollen habe ich leider die hintere Stoßstange unseres Womos angebrochen und ein Loch reingefahren, teilweise losgerissen. Das ist leider nicht so schön, weil man so ein Ersatzteil für das über 20 Jahre alte Kultmobil natürlich nur sehr schlecht bekommt. Hier werden also meine Skills als Bildhauer und Kunststoffformer gefragt sein, erstmal tut es aber Ducktape. Viel gelernt habe ich, über die reale freundliche Welt da draußen. Gut zu spüren.
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