Hermes Paketdienst

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Blicken wir eingangs kurz zurück in die gute alte Zeit: zu Weihnachten verschickte man Pakete, ein bis zehn Stück, an die nahen Verwandten, am besten auch noch jene in der Zone, der Rest bekam Postkarten. Die staatseigene Post führte dies in den allermeisten Fällen termingerecht aus und nach Weihnachten legten sich dann alle wieder schlafen. Erhöhtes Paketaufkommen gab es also auch schon in den 60ern, 70ern und 80ern. Im Gegensatz zur Briefbeförderung, war die Paketzustellung der Teil der Postaufgaben, der Gewinne brachte. Deswegen machte die Post auch immer kräftig Werbung dafür, an Weihnachten Pakete bzw. Päckchen zu verschicken. Heute hat das alles natürlich ganz andere Dimensionen angenommen.

Heutzutage ist die Lage etwas anders: statt der staatseigenen Post werkeln nun eine nicht limitierte Zahl von Paketdiensten, die das ehemalige Filetstück des Postdienstes unter sich aufteilen. Und die Menschen schicken sich nicht mehr gegenseitig Pakete, sondern bestellen Waren bei Onlinehändlern, namentlich bei Amazon. Viel mehr Pakete werden so verschickt heute, der Markt ist ordentlich gewachsen, genau deswegen. Und die Paketdienste nahmen und nehmen das Geld dafür gerne. Weihnachten ist auch für die Paketdienste heute die Zeit mit der meisten Arbeit und den höchsten Gewinnraten, der Rest des Jahres läuft aber auch nicht schlecht, verlagert sich doch immer mehr Handel in das Internet, leider hauptsächlich zu Amazon.

Doch da, da kriselt es in der Werkstatt des Weihnachtsmannes. Frank Rausch, CEO des Hermes Versand, rauscht durch die Gazetten und Kommentarspalten und klagt die unglaubliche Selbstbedienungsmentalität der Händler und Kunden an: die Händler hätten eine Null-Versandkosten-Mentalität etabliert und der Kunde wolle seine Ware auf dem Sofa bestellen und auch an das Sofa geliefert bekommen. Dabei wäre Lieferung an einen Paketshop doch viel günstiger. Was bilden die sich eigentlich heutzutage alles ein?!

Lieber Herr Rausch, zunächst mal sei ihnen mitgeteilt, von allen Paketdiensten, die so an meine Haustür liefern—und das sind ein paar—ist Hermes sowieso der denkbar Schlechteste. Kommt irgendwann, die Paketverfolgung ist ein Witz und einer ihrer hoch kompetenten Lieferanten hat es sogar einmal geschafft, ein Paket direkt im Papiermülleimer zu hinterlegen. Davon abgesehen ist ihr Paketshop bei uns eine ekelige Spelunke, in die ich ohne Not niemals einen Fuß setzen würde. Und in meiner alten Wohngegend war es ein Militaria- und Armyshop, da konnte man seine Päckchen nur mit gezogenem CS-Gas abholen, wenn man nicht gewillt war beim Betreten des Ladens ordentlich den alten Fritze Hitler zu grüßen. Aber das wissen Sie natürlich. Und darum geht es Ihnen natürlich auch nicht.

Stattdessen befinden Sie sich wohl gerade in einer dieser Wachstumsphasen, in der man wieder in neue Mitarbeiter investieren müsste und weil sie das Heer der Tagelöhner und Prekarier ja schon seit Jahren ausbeuten, geht es nicht ohne langfristige Personalaufstockungen. Vielleicht muss auch die Kapazität eines oder mehrerer Paketverteilzentren ausgebaut werden? Immer diese Dinge, die Geld kosten. Das schmälert natürlich den Gewinn, also ihre Bilanz, und die wollten Sie doch so gerne dem Vorstand oder der Aktionärsversammlung vorlegen. Da macht es sich doch auch viel besser, wenn Sie es schaffen, eine letzte Meile zum Kunden zu definieren, die der Kunde dann nochmal zusätzlich bezahlt. Kann ihnen ja egal sein, ob das nun direkt oder über den Verkaufspreis passiert, nur in Ihre Tasche soll sie fließen, das wäre wichtig. Und in diesem Zuge können Sie dann noch ein paar Fahrer los werden.

Na dann mal frohe Weihnachten, Herr Rausch!

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