20. Popmusik
Bei den Netzpiloten habe ich einen länglichen Artikel gefunden Warum irgendwann alle Popsongs gleich klingen werden. Grund genug, sich mal ordentlich aufzuregen.
Im Moment lenkt mich aber gerade ein Neandertaler neben mir im Zug ab, der sich in aller Seelenruhe ein Leberkäsebrötchen unter Maximallautstärke reinzieht. Dolbywars in der Bundesbahn sozusagen. Ja, Popmusik muss in den letzten Jahren vor allem eins sein: laut. Ob das ein Grund ist, das eines Tages alles gleich klingt, mag sein, zumindest wenn man es auf den unterdimensionierten Türboxen in unserem Peugeot abspielt. Knarz, knarz, knarz. Zu geil, dass sich auch im 21. Jahrhundert noch wieder sogenannte Wissenschaftler finden, die sich nicht entblöden, vor den gesundheitlichen Risiken der nun immer lauteren Musik zu warnen. Die hätten mal auf ein Motörhead-Konzert gehen sollen, anstatt in der Dorfdisko zu Rihanna mit dem Arsch zu wackeln seinerzeit.
Ein anderer Grund soll Autotune sein. Dass Kids von heute meinen, nicht geautotunete Songs seien ein Zeichen für mangelndes Talent des Künstlers, gehört wohl eher in das Reich der Anekdoten. Fakt ist, dass man heute kaum Cher von Madonna unterscheiden kann, was aber daran liegen mag, dass sie den gleiche Schönheitschirurgen haben, der ihnen die Gesichtshaut am Hinterkopf zusammen knotet. Da kriegt man das Maul nicht mehr weit genug auf, da muss man quasi Autotune nutzen. Allerdings, eine Sache stimmt: die Industrie setzt den Einsatz von Autotune quasi voraus, weil ja auch kein Popsternchen von heute noch ernsthaft singen kann. Außer sie kommen aus Schweden, wo es eine ordentlich Popmusikausbilding gibt und die Nachwuchssuche nicht von Dieter „Taub im Endstadium“ Bohlen erledigt wird.
Und dann gibt es natürlich auch ganz wichtige Studien, die beweisen, je erfolgreicher der Popsong, um so gleicher klingt es. Nun könnte man meinen, die schreiben alle voneinander ab, oder alle bei den gleichen. Ja, richtig. Und es könnte sein, dass die erfolgreichsten Songs immer von denselben Leuten produziert werden, bspw. von Daft Punk. Oder von David „mein Synthi hat genauso viele Tasten wie ich Gehirnzellen: eine“ Guetta. Auch richtig. Das beweist am Ende nur, wie einfältig der Geschmack der Popmusikhörer ist. Und an der Stelle würde ich sagen: da haben sich ja die richtigen gefunden! Einfältige Musik für einfältige Leute. Super.
Das erklärt jetzt allerdings in keiner Weise die Existenz und den Erfolg von Helene Fischer, Andrea Berg oder die komplette Volksmusiksparte. Da sollte man mal jemand eine Studie dazu machen…
Bild: Ales Krivec
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