8. Rants
Ok, jetzt wird es meta. Ich will es gar nicht abstreiten, ich mag Rants. Es erfüllt mich bisweilen mit diebischer Freude, wenn sich jemand so richtig in Rage schreibt. Der Rant ist das uneheliche Kind von offener Brief und Leserbrief, wobei der Vater immer betrunken und die Mutter drogensüchtig war und das Kind deswegen zur Adoption freigegeben wurde.
Aber natürlich können Rants auch böse sein. Eine dumme Angewohnheit, vor allem, wenn es sich gegen Menschen persönlich richtet, oder eben auch gegen deren Projekt. Beißende Kritik tut in der Regel weh und wir machen uns offenbar viel zu oft keine Gedanken darüber, wie sie bei wem ankommt. James Kyle hat einen länglichen Text dazu geschrieben, in dem er sich über die Rantgepflogenheiten der Javascript-Community nicht aufregt, sondern sie eher konstruktiv kritisiert. Er stellt gut dar, wie es freiwillig Arbeitende treffen kann, wenn ihr Projekt in der Luft zerrissen wird.
Da habe ich selbst bisweilen Glück gehabt, die Technik hinter ZEIT ONLINE gibt zwar auch immer wieder Anlass zu Kritik, aber gewöhnlich werden wir freundlich auf Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten hingewiesen. Angeranted fühle ich mich eher selten. Ab und an kommt mal eine Supportanfrage die nahelegt, dass unsere Webentwickler das (sic!) App nicht im Griff haben, oder der Webdesigner zu viel gesoffen hätte. Aber das ist ja zum Glück meist nicht öffentlich.
Da muss man sich als Maintainer eines Open-Source-Projektes wohl ein dickeres Fell zulegen. Ich rante ja gewöhnlich niemanden persönlich an, und auch in der Javascript-Community kommt das wohl nicht so oft vor. Aber es kann natürlich gut sein, dass bei einer Aussage wie »Angular ist der letzte Scheiß«, sich trotzdem jemand in seiner Arbeit beleidigt fühlt, auch wenn er namentlich nicht genannt ist. Andererseits, ich persönlich wäre wahrscheinlich mit meinem Projekt ganz zufrieden, wenn andere darüber reden und sei es in Rants. Ich bin aber auch nicht so weinerlich unterwegs. Und Angular…
Bei meinen Rants mag das Equivalent sein, dass sich wahrscheinlich alle Bahnmitarbeiter von mir auf alle Zeiten beleidigt fühlen könnten. (Aber hey, die arbeiten bei der Bahn, die sollten das gewohnt sein!) Auch hier mache ich Unterscheidungen: der Masse der Bahnangestellten stehe ich noch recht positiv gegenüber.
Also Leute, macht das zu Hause in euren Blogs nicht nach. Rantet nicht gegen Personen, außer Marc Zuckerberg, und haltet Euch mit Aussagen zurück wie »Wer in Java programmiert, frisst auch kleine Kinder!«, »Linux-Nutzer haben einen kleinen Penis!« oder eben »Angular-, React- und Babel-Programmierer sind alles Pussies!«. Ach lassen wir das.
Bild: Cameron Kirby
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