Helden?
Ich erinnere mich, dass man noch vor Jahren darüber diskutierte, ob denn die Attentäter des 20. Juli 1944 überhaupt Helden gewesen seien, z.B. aufgrund derer nationalsozialistische Vergangenheit. Heute wird darüber kaum noch gesprochen, stattdessen nennt der Kanzler den 20. Juli einen “der wichtigsten Tage der neueren deutschen Geschichte.”
Ich persönlich halte bspw. Stauffenberg für weniger heldenhaft als die Geschwister Scholl oder die wenigen Bekannten und Unbekannten, die z.B. verfolgte Juden versteckt hielten. Denn während es dem ersteren um die “Rettung des deutschen Vaterlandes” und die Verhinderung des Todes von Soldaten ging, kämpften letztere gegen den Unrechtsstaat, die Verfolgung und die bestialische Realität der faschistischen Diktatur.
Es ist etwas anderes aus einer Überzeugung heraus zu handeln und diese bis in den Tod zu vertreten. Zuerst mitzulaufen und dann, beeindruckt durch die eigene Verwundung im Krieg, die Seite zu wechseln, halte ich für wesentlich weniger heldenhaft.
Aber ob nun Heldentum oder nicht, Tatsache bleibt, dass es Deutschland nicht geschafft hat, aus eigener Kraft die Diktatur zu brechen. Man erinnere sich: keine Demonstrationen, keine Guerilla, keine Volksbewegung gab es. Vielleicht muss man deswegen einen mißlungenen Putsch derartig hochstilisieren, weil es sonst nichts Vorzeigbares gibt? Den wenigen die wirklich Widerstand leisteten wird das nicht gerecht. Einige, für die es keine regelmäßigen Kranzniederlegungen und Fernsehdokumentationen gibt, seien hier beispielsweise erwähnt: Carlo Mierendorff, Martin Niemöller, Julius Leber, Hans und Hilde Coppi.
Wie gesagt, noch vor Jahren hat man darüber noch diskutiert. Aber Geschichte ändert sich ja bekanntlich.
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