Meinungen zu iOS7
Nachdem ich Freitag endlich Zeit hatte, die iOS7 Beta zu installieren, drücke ich mich seitdem darum, einen Artikel darüber zu schreiben, weil es nichts anderes werden würde, als ein fürchterlicher Rant. Und davon gibt es im Netzt doch nun schon so viele. Stattdessen möchte ich zwei sehr gegensätzliche Artikel zum Thema iOS7 vorstellen, die meiner Meinung nach die Positionen dazu ganz gut aufzeigen. Chris Win (Founder of Sixteen Eighty) will uns zeigen: „Where Apple Went Wrong” und Cap Watkins (Design Lead at Etsy) meint dagegen: „iOS 7. Unpolished By Design.”.
Chris Win hat das neue iOS einigen ausgesprochenen Nicht-Profis gezeigt, da die Diskussion unter seinen Design-Kollegen doch ziemlich zerstritten ist. Chris kommt direkt zum Punkt:
Everyone is entitled to an opinion, but a design can be objectively bad. Despite some important functional design improvements, much of what Apple displayed at WWDC was simply not show-quality.
Da stimmt er mit mir und vielen, vielen, sehr vielen Stimmen im Netz bis hin zu Erik Spiekermann überein. Cap Watkins ist mehr oder weniger auch dieser Meinung, mag es aber nicht aussprechen. Stattdessen vertritt er die Ansicht, dass sozusagen dort wo gehobelt wird, eben Späne fallen:
Today, Apple pressed the big reset button on their entire OS and aesthetic. Sure, the functionality is still, largely, there. But they’ve essentially taken the last six years of tweaking, touching-up, honing, and revising and wiped it all away to begin again. To learn again. To hone from a new, unknown place.
Was ziemlich pathetisch klingt. A land, where no man has gone before. Wofür er allerdings wirbt ist, Apple den anfänglichen Fail zuzugestehen, so wie wir es bei der seit Jahren üblichen Strategie launch quickly, learn quickly, and polish as we go ja auch immer selbst machen. Und man hat ja durchaus genug gemeckert die letzten Jahre, über das veraltete Design mit Lederimitat und den anderen Skeuphormismen. Das dies zur kompletten Entstellung führen darf, zweifelt Chris Win natürlich an:
iOS 7 misses the mark when it comes to user interface design. Take the new Control Center, for example. Does a black icon mean a button in its active state, or is the white icon active? You’ll learn once you start using it, I guess.
The controls also lack negative space. Buttons and widgets are crowded together. Apple has always stated clearly that control groups should allow comfortable target zones, particularly with touch.
Maybe this will change. Maybe Apple knows it’s wrong or unfinished. But then what the hell are they doing showing it?
Was ranten wir dafür immer wieder über Microsoft. Was haben wir uns über die Präsentationen bei Samsung lächerlich gemacht. Immer aus der Warte heraus, Nutzer der bestdesignten Notebooks zu sein, die beste Software zu benutzen, das beste mobile Betriebssystem. Über das wir natürlich trotzdem immer gemeckert haben, weil wir der Ansicht waren, Apple könnte es tatsächlich noch besser machen. Jammern auf sehr hohem Niveau. Cap Watkins dazu:
For the last couple of years we’ve all complained, jeered and teased our phone-maker-of-choice for not totally revising their UI. For using felt. For using leather stitching. They’re falling behind the times, we said. They need to revolutionize their interface.
Kein Grund mit halben Kram zu kommen, meint auch Chris Win:
Apple is following in this area, where once they led. They had purpose in their user interface designs. They set the standard and showed finished products. They inspired designers and copycats. Who will copy that home screen, with its mess of over-saturated, child-like icons? Who can tell me the beautiful, subtle detail of the previous camera lens icon should be replaced with a black blob?
Und trifft, wie ich meine einen wichtigen Punkt. Bei Apple hat sich etwas verändert. Es ist schwer zu ertragen, dass eben die Firma, die in den letzten Jahren den Staffelstab in Sachen mobile Design und Smartphone-UI in der Hand hielt, sich nun eingereiht hat in die Riege derjenigen, die halt auch mal mit etwas halbfertigem an den Markt gehen. Hier antwortet Watkins mit Optimismus:
It will get better. It will be honed. They’ll spend the next six years polishing this interface until we’re complaining that it’s not real-looking enough. Not directly-connected-to-our-brains enough. Not whatever enough. And they’ll revolutionize it again. And we’ll complain.
Sechs Jahre?! So optimistisch ist das vielleicht gar nicht. Ich kann mich nicht erinnern, dass bei derPräsentation des iPhone 1 etwas derartig unfertiges abgeliefert worden wäre, dass man nun die letzten sechs Jahre verfeinert hätte. Da kommen harte Zeiten auf uns zu. Sieht auch Win so:
Everyone seems to agree this was a big moment for Apple. It is a time to reclaim the mantle of innovation and quiet the naysayers who have become skeptical of Tim Cook’s Apple. But if this is the future — following and not leading on software design — we are in for a rough ride. They have until September to finish this draft. I sure hope they do.
Ich habe ja zum Glück noch ein zweites Telefon, ein Nexus 4. Mal sehen wie Android dann in sechs Jahren aussieht.
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