Videoüberwachung nach Boston
Die Opfer des Anschlags auf den Marathonlauf in Bosten vor einer Woche sind noch nicht ganz kalt, die mutmaßlichen Attentäter eben gefasst, da folgt die erwartbare Reaktion der deutschen Politik: der Ruf nach der starken Hand. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich ist sich nicht zu blöde, ob des Fahndungserfolges in den Staaten, mehr Videoüberwachung auch in Deutschland zu fordern, gemäß dem alten Grundsatz: Videoüberwachung ist wie Gewalt, funktioniert sie nicht, hast Du noch nicht genug davon eingesetzt.
Mal davon abgesehen, das gefühlt praktisch der komplette öffentliche Raum schon videoüberwacht ist, zweifelt nicht nur die Gewerkschaft der Polizei daran, dass es überhaupt genug Polizisten gäbe, das ganze Videomaterial, das nach einer weiteren Ausweitung anfiele, überhaupt noch auszuwerten. Großveranstaltungen lassen sich zudem auch heute schon, ohne rechtliche Änderung, anlassbezogen verstärkt überwachen. Und das wird wohl auch getan. Hinzu kommt, das das Problem der Strafverfolgungsbehörden wohl nicht in mangelnder Videoüberwachung liegt. Trotzdem die NSU-Mitglieder Mundlos und Böhnhardt von Überwachungskameras gefilmt wurden, wurden die Bombenanschläge in der Kölner Keupstraße dadurch nicht aufgeklärt…
Es handelt sich also um das politische Ausschlachten der Situation. Friedrich versucht Opfer und Täter gleichermaßen vor seinen Karren zu spannen. So ist die Forderung nach mehr Überwachung wie immer reine Propaganda.
Update: Auch in den USA hat die Debatte um mehr Videoüberwachung offensichtlich begonnen und das, obwohl klar ist, dass das facial recognition system nicht bei der Ergreifung der Täter geholfen hat.
Update2: Link zu Videoüberwachung: Viel zu viele Kameras, viel zu wenig Auswertung eingefügt.
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