Gesellschaft 2024
2024 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem zusammengenommen Millionen von Bürger*innen auf die Straße gingen um gegen Rechts zu demonstrieren und dabei von ihrer gewählten Vertreter*innen einfach ignoriert wurden, sich mithin ignorieren ließen. „Wir sind mehr!“, haben wir gerufen, aber das stimmte gar nicht. Mehr waren und sind die schweigende Mehrheit, oder die 30%, die bei Umfragen angaben, bei der nächsten Bundestagswahl CDU wählen zu wollen, oder dass sie sich von dunkelhäutigen Männern mit Messern bedroht fühlten, oder dass jemand Bürgergeld empfangen könnte, obwohl er ganz gut arbeiten könnte. Also gingen beinahe alle wieder nach Hause und halten seitdem das Maul.
2024 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem sich die Wähler*innen in den USA sich entschieden haben, dass ihnen der Geldbeutel wichtiger ist, als die Demokratie und dass sie es mit Trump noch einmal versuchen wollen. Was dabei alles schief gehen kann, wird die Welt ab Januar zu spüren bekommen.
2024 wird als ein Jahr des Krieges in die Geschichte eingehen. In der Ukraine kämpft ein Land weiter gegen die russische Aggression, die letztlich ja aber gegen das westliche Europa, also uns gerichtet ist. Wir aber schaffen es aber auch in diesem dritten Kriegsjahr nicht, der Ukraine zum Sieg zu verhelfen, sondern sorgen eher dafür, dass der Krieg weitergeht. Gleichzeitig geht der Krieg in Gaza in das zweite Jahr und weitet sich aus in den Libanon, in eine offene Konfrontation mit dem Iran, nach Syrien. Wir stehen der Sache wie gelähmt gegenüber, weil unser einfaches Gut-Böse-Schema einfach nicht passen will. Und überhaupt, oh schau mal da, ein Vogel …
2024 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die FDP und ihre durchtriebene Führungsclique, die Ampel-Koalition, in der sie die ganze Zeit als Querulant und Quertreiber für schlechte Stimmung gesorgt hatte, für die eigene Karriere und die Hoffnung opferte, bei Neuwahlen besser abschneiden zu können, als bei regulären. Das Land hat schon längst von der Regierung im Allgemeinen, von der FDP im Speziellen, nichts anderes erwartet, ist aber doch ein wenig schockiert über die Lindners Borniertheit und dem Männerumkleidekabinenjargon von D-Day und offener Feldschlacht.
2024 wird nicht zuletzt als das Jahr in die Geschichte eingehen, welches den weltweit heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen hatte und das erste Jahr, in dem die Durchschnittstemperatur mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau liegt. Überall auf der Erde sterben Menschen bei Überschwemmungen, auch hier bei uns in Europa. Wir haben jetzt jedes Jahr ein Jahrhunderthochwasser.
Ich könnte stundenlang so weiter machen! Ja, es gab auch viel Gutes 2024 … St. Pauli ist aufgestiegen, Kiel auch! Bayern München ist nicht deutscher Meister?! Olympia-Gold im Bodenturnen! Notre Dame wird wieder eröffnet und der Kampf gegen die Weißnasenkrankheit bei Fledermäusen in Nordamerika zeigt erste Erfolge.
Aber eine positive Sache gab es wirklich.
2024 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem sich Syrien von seinem Diktator Assad befreien konnte. Niemand weiß, wie es nun in Syrien weitergeht, aber Baschar al-Assad ist geflohen, sein Apparat in sich zusammengebrochen, die Gefängnisse offen. Das ist die gute Nachricht 2024.
An alle, die sagen, 2024 war so schlimm, da kann 2025 nur besser werden, für euch habe ich zwei Worte: „Friedrich Merz“. Ich wünsche einen guten Rutsch!
Foto: Oleg Yunakov, CC BY-SA 4.0.
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