20 Jahre
20 Jahre ist das nun her. Zunächst vage und dann immer hysterischer prasselten die Nachrichten damals auf uns ein: in der Sowjetunion hat es einen Reaktorunfall, einen Super-GAU gegeben. Es folgten immer weitere Schreckensmeldungen über die radioaktive Wolke, die sich ausbreitete, die mutmaßliche Verseuchung von Lebensmitteln, radiokativer Regen und so fort. Neue Worte gerieten in den Sprachgebrauch, Bequerel, Sievent, Rad, Gray, die Maßeinheiten von Radioaktivität bzw. Aufnahme radioaktiver Teilchen. Einige besorgten sich Jodtabletten.
Ich war damals 17 und habe fleißig an Mahnwachen und Demonstrationen teilgenommen.
Der Reaktorunfall in Tschernobyl (heute Tschonobyl) war die größte atomare Katastrophe, die die Welt bis heute heimgesucht hat. Sie ist der Beweis der Fehlbarkeit und damit der relativen Unsicherheit von Kernkraftwerken, der Beleg dafür, dass Wahrscheinlichkeiten eben doch eintreten können. Geschätzte 10.000 bis 100.000 Menschen hat dieser Beweis das Leben gekostet, hinzu kommen späte Strahlenerkrankungen, Mißbildungen bei Neugeborenen, Krebserkrankungen. Es werden immer noch mehr Tote. Und am Block IV des Tschernobyl-KKW wird immer noch am Sarkophag umd den Reaktor gebaut, in dem sich noch schätzungsweise 150-180 Tonnen Reaktorkernmasse befinden – und strahlen und stahlen und strahlen… Eine neue Ummantelung kostet 800 Mio. $ und kann nicht ohne interantionale Hilfe finanziert werden.
20 Jahre nach Tschernobyl wird in Deutschland tatsächlich noch über den Ausstieg aus dem Ausstieg aus der Atomenergie geredet, Zulassungsverlängerungen beantragt und von der Sicherheit der Kernenergie gefaselt. Interessant, wie vergesslich die Menschen doch sind.
Update: siehe auch: Powerbook_Blog, oder Netzbuch und ganz besonders Paul Fuscos interakties Essay »Chernobyl Legacy« [via Antipixel].
Update II: Bei meinem Arbeitgeber ist man unentschieden: Pro und Contra Atomkraft.
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