Pendeln auch 2006
»Dieser Zug fährt ohne Halt auf den Unterwegsbahnhöfen direkt nach Hamburg Hauptbahnhof!« lautet die Durchsage, jedesmal. Mal davon abgesehen, dass Unterwegsbahnhof eine bahneigene, aber sehr verbreitete, Wortschöpfung zu sein scheint, kommt die Ansage für alle Verirrten, die eigentlich nur nach Rheinfeld, Bad Oldesloe meinetwegen, wollen eindeutig zu spät, nämlich immer gerade dann, wenn sich das Ungetüm in Bewegung gesetzt hat, wer jetzt noch aussteigen will… naja. Schön wäre noch der Zusatz, dass der normale Zug fünf Minuten später vom Nachbargleis gefahren wäre. Vielleicht noch ein freundliches »Ätsch« angehängt?! Das ist eben Service bei der Bahn.
Aber dies ist ja uch ein ganz spezieller Zug: der Pendler_express_, 6.35 Uhr Lübeck–Hamburg, der absolute Tiefpunkt deutscher Verkehrspolitik, die Never-Come-Back-Line Norddeutschlands. Oder anders gesehen, ein ganz einfacher und ehrlicher Zug, kein Schnickschnack, kein Service, meist nicht einmal ein Schaffner, der die Fahrkarten kontrolliert. Was soll der auch dort, es fahren beinahe ausnahmslos Zeitkarteninhaber mit, der Schaffner könnte die meisten davon wohl mit Namen grüßen.
Pendeln, das hat leider mehrere Seiten. Da gibt es die ICE-Pendler, die in anderthalb Stunden die halbe Republik durchqueren, aber leider gibt es auch die andere Seite, die Nahverkehrspendler, die in der gleichen Zeit nur ein Zehntel der Strecke zurücklegen. So einer bin ich.
Die auch 2006 garantiert wieder unerfüllten Wünsche der HL-HH-Pendler
- der Lübecker Hauptbahnhof wird fertig
- die Strecke HH-HL wird elektrifiziert
- es werden dort modernen Doppelstockzüge eingesetzt
- InterRegio samt Bistro werden wieder eingeführt
- die Bahn zieht nach Hamburg und Mehdorn nach Lübeck
- der Fahrpreis sinkt
- der »Dicke mit dem blauen Wagen« wird zum ICE-Koch befördert
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