Fußball, Merkel und Demokratie
Ben schreibt uns die Quintessenz des Fifaskandals kurz hin und endet folgerichtig:
Und ich hab den Artikel noch nicht zu Ende geschrieben, da ist schon ein anderer aus dem Fußballzirkus auf den Titelseiten, Blatter ist wiedergewählt und alles läuft weiter wie immer … warum sollte Blatter anders regieren als Merkel, wo die doch nicht nur erfolgreich sondern auch noch demokratisch legitimiert ist?
Hier sehe ich zwei Dinge ganz offensichtlich am Boden herumliegen. Zunächst ist es natürlich ein völlig legitimer Vergleich: Blatter und Merkel. Würde kurz vor der Bundestagswahl die Staatsanwaltschaft ins Kanzleramt marschieren und sieben Mitarbeiter dort wegen Korruption verhaften, der Aufschrei wäre riesig. Merkel würde sich allerdings gewohnt ruhig verhalten, die Sache totschweigen, aussitzen, sie kennen das. Vielleicht würde ein Regierungsvertreter irgendwas hinlügen, wie einen unnachgiebigen Willen zur Aufklärung der Sache. Und am Sonntag ist Wahl, 55% der Leute bleiben zu Hause, der Rest wählt fröhlich Merkel und die neue Regierung weiss von nichts. Herrjeh, das klingt so verdammt real.
Das andere ist der Ausblick auf unsere _Medien_demokratie, oder wie man das hier heute nennt. Skandal!, schreit einer, dann wird die Sau einmal durchs Dorf getrieben und zurück in die angeschlossenen Funkhäuser geschaltet, da schreit ja auch schon wieder jemand Skandal! Leider nicht skandalös genug um sie einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren, waren dabei in der letzten Woche bspw. der Kabinettsbeschluss zur Vorratsdatenspeicherung und andere trockene Themen, die kein BILD-Leser morgens an der Bushaltestelle diskutieren will. Meine Schwiegermutter sagt in solchen Fällen, stellvertretend für ein ganzes Volk: »da habe ich keine Meinung dazu«. Und das ist es dann auch schon. Hier endet der demokratische Sektor…
Dies ist der erste Artikel meines Benblogging-Projekts.
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