Couchblog Das Weblog von Nico Brünjes. 2025-07-05T07:40:12Z https://couchblog.de Nico Brünjes nico@couchblog.de <![CDATA[Balthasar]]> 2025-07-05T00:00:00Z https://couchblog.de/blog/2025/07/05/balthasar/
Julian McMahon ist tot.
]]>
<![CDATA[Mr. Blonde]]> 2025-07-04T06:16:18Z https://couchblog.de/blog/2025/07/04/mr-blonde/
Michael Madsen ist tot.
]]>
<![CDATA[Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull]]> 2025-06-25T22:36:55Z https://couchblog.de/blog/2025/06/25/bekenntnisse-des-hochstaplers-felix-krull/ Ich habe da so eine Geschichte im Gange, bei der es darum geht, in einem Jahr, namentlich dem aktuellen, möglichst viele Bücher eines der großen Literaten dieses Landes, ja vielleicht des größten Literaten überhaupt, in jedem Falle aber der Stadt in der ich nun schon viele Jahre wohne, von einer relativ kurzen Unterbrechung abgesehen, dessen Kind er also ist, also der Stadt, also ich schreibe es frei heraus: von Thomas Mann, zu lesen. Zum Auftakt dieser mithin schwierigen, sicher aber schwerwiegenden Aufgabe hatte ich mir den „Zauberberg“ vorgenommen, der zwar wohl bei mir gut verfing, dann aber patati patata so schnell wieder aus dem Gedächtnis gedrängt wurde, von etwas, welches inzwischen auch schon wieder nicht erinnern mir möglich ist, dass ich gänzlich vergaß, darüber ihnen, meinem wohl verehrtem Publikum, in Form eines Eintrages in diesem Blogge davon Bericht zu erstatten. Dies soll nun bei dem zweiten Werk, dem ich mich widmete, ganz anders werden, weshalb ich flugs die Feder angespitzt, mich an den Schreibtisch setzte, dann sofort wieder aufsprang, um erst in meiner kleinen Kemenate hin und her zu streichen, gleichsam einem Wolfe, der seine Beute in immer enger werden konzentrischen Formen, einkreist, um mich dann sogleich mit dem smarten Telefon behände auf die Couch zu begeben, wo ich just in diesem Moment liege, um ihnen liebes Publikum, von diesem ausgesprochen beeindruckenden Spätwerk des Autors zu berichten und diesen Bericht zu Papier zu bringen, altmodisch ausgedrückt.

Aber, wer kennt es nicht, das letztveröffentlichte Werk des Meisters, geschrieben 1910 bis 1913 und 1950 bis 1954, dessen zweiter Teil wohl schon geplant, dann aber vom Tode Manns zunichtegemacht gewesen, nun doch Fragment geblieben. Man merkt dem Buche die differenten und langen Schaffensphasen an, ist die Sprache doch so bis ins letzte gedreht und gedrechselt, die Haupt- und Nebensätze mit wieder weiteren Hauptsätzen verwoben, die dann selbst wieder von mindest zwei bis zuweilen fünf Nebensätzen geschmückt werden, will sagen so manches Satzkonstrukt passt nicht mal auf eine Buchseite und mein Deutschlehrer auf dem Lyzeum seinerzeit, hätte mich erschlagen für solche Satzschlösser, aber das war auch in Delmenhorst und was ist Delmenhorst gegen Lübeck, ja was? Man weiß es nicht. In all dieser Ausgeschmücktheit spricht eben jener Felix Krull, der vorgibt sich zu bekennen, doch bekennt er nicht, viel mehr schmückt er sich mit all den kleinen Untaten und Betrügereien, die sein Leben durchzogen, begonnen bei Schulschwänzereien bis hin zu Diebstahl und handfesten Hochstapeleien. Sogar Spaß empfindet er dabei, all dies zu berichten und in all den hochgestochenen Worten, wohl nur um aufzuzeigen, dass es nur das Talent braucht, um jene zu betrügen, die so leicht zu betrügen sind, weil sie nur achten auf das Äußere und denen die inneren Werte nur von nachrangigem Interesse sind, gleichwohl sie sich auch gern betrügen lassen „Mundus vult decipi“, so hat es ja schon Gottfried Keller einst in eine Novelle gegossen. Dabei können wir als Leser*innen wiederum auch gar nicht sicher sein, das alles oder etwas oder irgendetwas von Krulls Bericht der Wahrheit entspricht, jedenfalls wird die Geschichte mit fortschreitender Seitenzahl des Schelmenromans immer fantastischer und dreister, ein Indiz für diesen Casus mag sein, dass eine Krankheit bei dem der Erkrankte notorisch lügt, nach ihm benannt ist. Vielleicht wollen ja auch wir hier und heute in Bausch und Bogen belogen werden, womit uns der große Nobelpreisträger aus Lübeck dann quasi doppelt hinters Licht geführt hätte.

]]>
<![CDATA[Ohne jeden Widerspruch]]> 2025-05-13T11:28:56Z https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/ Der Verfassungsschutz hat die sogenannte Alternative für Deutschland als gesichert rechtsextreme Bestrebung bewertet und damit mindestens der Diskussion um ein Verbot der Partei wieder neuen Schub gegeben. Das wäre doch auch eine gute Gelegenheit für die „Anstalten“ der ARD, das ZDF und den DLF, den eingeschlagenen Weg in Sachen Präsenz der AfD in ihren Programmen noch einmal zu überdenken. Und das findet wohl auch statt, allerdings auf unterschiedliche Weise: WDR-Intendantin Vernau beispielsweise will eher mehr AfD im TV sehen. Andere wiegeln eher ab: Einzelfall prüfen, Verantwortung der Redaktionen, journalistische Sorgfalt sind die Argumente, die in ein es bleibt wie es ist münden. Und der Spiegel hat eh gerade festgestellt, dass die AfD auch weniger zu Talkshows eingeladen wird, als es den Anschein zu haben scheint[1].

Aber vielleicht geht es auch gar nicht so sehr um die großen Talkshows. Ich möchte an dieser Stelle einmal ein Fernseh-/Radiointerview dokumentieren und besprechen, das ich während des Kanzlerwahlversuchs bei NDRInfo zu hören gezwungen wurde, weil es glaube ich ein guter Beleg dafür ist, wie schief es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerade geht. Und welches Licht das überhaupt auf den Zustand von Medien und Journalismus im Jahr 2025 in der Bundesrepublik steht.

Hinweis: Normalerweise versuche ich, all die Lügen, Falschbehauptungen und Provokationen aus dem rechten Lager keinesfalls zu reproduzieren. In diesem speziellen Fall mache ich eine Ausnahme, um etwas daran zu demonstrieren. Wer sich derlei Schund entziehen möchte, möge jetzt aufhören zu lesen.

Das Ton- bzw. Videodokument

Hier das von mir als Dokumentation angeführte Interview als Audio auf NDRInfo: Interviewt wird der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion Bernd Baumann zur gescheiterten Kanzlerwahl. Im Original war das ein Interview bei tagesschau24, hier ab Minute 01:07 als Video. Das Interview führte Matthias Deiß, stellvertretender Studioleiter und Chefredakteur Fernsehen im ARD-Hauptstadtstudio.

Das Interview

Der Interviewer eröffnet das Gespräch also mit der Frage, ob die Fraktion bereits eine Einladung zum zweiten Wahlgang am nächsten Tag erhalten habe. Was ja schonmal an Tiefgang kaum zu unterbieten ist, denn wen in aller Welt interessiert es, ob nun ausgerechnet die AfD auch zum zweiten Wahlgang eingeladen wird (was Sonnenklar ist)? Aber gut, sollte vielleicht eine lockere Einleitung sein. Bernd Baumann antwortet auch:

Ja natürlich. Wir stimmen dem zu. Jetzt muss der zweite Wahlgang stattfinden.

An dieser Stelle hätte der Interviewer nun vielleicht eine zweite Frage anschließen können, gesetzt den Fall, dass er eine hätte… Stattdessen darf Baumann aber einfach weiter reden:

Wir wollen wissen, was jetzt los ist. Merz ist jetzt natürlich abgestraft worden als möglicher Kanzler in Zukunft. Das ist eine Quittung. Ich hoffe aus Reihen der Union. Es haben ja insgesamt 18 Stimmen gefehlt für eine Koalition.

Ja, das denke ich auch, dass da jemand Friedrich Merz eine Quittung ausstellen wollte. Aber gefehlt haben ihm nur 6 Stimmen um gewählt zu werden, 18 Stimmen hätte die Koalition aus CDU und SPD gehabt, was Herr Baumann hier wohl auch meint. Wieder ohne Zwischenfrage des Interviewers gerät Baumann nun ins fabulieren:

Ich hoffe, es sind Leute aus der Union, die diesen Weg der CDU nicht gutheißen. Sie wissen, das ist kein guter Weg für die CDU und auch nicht für Deutschland, auch aufgrund dieses Wahlbetrugs im Hintergrund.

Herr Baumann weiß schon sehr genau, wie die CDU tickt, vor allem aber, wie er seine Whistle zu blowen hat. Denn: Wahlbetrug, auch Wahlfälschung, ist etwas anderes, als das, was er Merz und der CDU vorwirft. Stattdessen wärmt er hier so ganz nebenbei wieder die alten Wahlbetrug-Lügen von der Bundestagswahl wieder auf. Darauf könnte ihn der ÖRR-Reporter ja mal ansprechen. Stattdessen macht Baumann fleißig weiter und holt richtig aus:

Die haben ja Plakate geklebt und Wahlkampf gemacht, damit die Schuldenbremse eingehalten wird, Rot-Grün begrenzt und Asylmigranten zurückgewiesen werden. Jetzt haben wir 1 Billion Neuverschuldung, 100 Milliarden für die Grünen, womit sie machen können, was sie wollen. Und an der Grenze werden Asylmigranten nicht zurückgewiesen, sondern nur Grenzkontrollen erhöht. Also das genaue Gegenteil von den Versprechungen. Und ich hoffe das einige in der Union wissen, dass das so nicht geht.

Ja… mensch weiß gar nicht, wo anfangen. Und es ist ja nicht alles falsch: die Union hat Plakate geklebt. Und Fritze Merz hatte im Wahlkampf noch eine Änderung der Schuldenbremse abgelehnt, hier könnte man von einem (besonders schnell) gebrochenen Wahlversprechen reden. Eine Neuverschuldung von 1 Billion Euro gibt es so jedoch nicht. Denn die Neuverschuldung wird immer von Jahr zu Jahr berechnet, die hier gemeinten Sondervermögen laufen jedoch über 12 Jahre. Der Knüller sind jedoch 100 Milliarden für die Grünen, womit sie machen können, was sie wollen. Womit sie machen können was sie wollen! Die Grünen. Jetzt müsste unser tapferer Reporter doch mal aufwachen. Aber der nickt nur immer weiter zustimmend. Nun stellt er aber doch eine Frage, wobei er allerdings alles vorher gesagte nonchalant ignoriert:

Auch sie haben mit diesem Ergebnis trotzdem nicht gerechnet. Sie sagen, sie stimmen jetzt einer morgigen Wahl zu, als AfD Fraktion in einem zweiten Wahlgang. Was glauben Sie, kann sich da in einem Tag ändern?

Möglicherweise waren die Ausführungen des AfD-Mannes nicht scharf genug, dass unser ÖRR-Reporter nochmal nachbohrt? Aber Baumann weiß die Vorlage im ersten Moment nicht zu nutzen, wiederholt stattdessen nochmal seine Einschätzung darüber, wer gegen Merz gestimmt haben könnte:

Ich weiß nicht. Jetzt ist einfach die Frage, sind diese Leute, diese Abgeordneten, die sich so entschieden haben, willens, wirklich die Kanzlerschaft zu verhindern? Oder soll nur ein Schuss vor den Bug das sein [sic]? Das wird sich jetzt zeigen. Man weiß ja nicht, wer das ist. Ich kann nur mal sagen ich hoffe, es sind Leute aus der Union, die irgendwie noch bei Trost sind und wissen, dass solche Konstrukte wie Merz das geplant hat, dass das nicht geht. Nicht für die Union und nicht für die Republik. Und dann wird man sehen, ob die morgen dann dazu stehen oder nicht. Und dann sind die tektonischen Verhältnisse in der Republik ganz anders, wenn das durchgesetzt wird in den nächsten Wahlgängen.

Nein, das wird man natürlich nicht sehen, wer das gewesen ist, dafür gibt es ja geheime Abstimmungen, ein Konzept, das sich bis zu Herrn Baumann noch nicht herumgesprochen zu haben scheint. Zum Ende dieses Abschnitts gerät er dann schon ins Lachen, verwundert möglicherweise, dass er den ganzen Quark nochmal aufsagen darf. Und das ist dann auch die Stelle, an der Reporter Deiß endlich zum Leben erwacht:

Wir sind jetzt aber erst mal bei der heutigen Entscheidung. Und Sie als Oppositionsführer? Haben Sie ein Interesse daran, dass Deutschland eine stabile Regierung bekommt? Frage ich heute. Insofern: Was heißt das für das Ansehen von Deutschland an diesem Tag?

Er will eine Einschätzung, vom Oppositionsführer, heute noch, wie schadet die vermurkste Kanzlerwahl dem Ansehen von Deutschland? Denn das tut sie doch, oder? Oder?! Baumann legt sich den Ball auf dem Elfmeterpunkt zurecht:

Natürlich wollen wir eine stabile Regierung […]

…natürlich, was sonst? Naja:

[…], aber keine Regierung überhaupt stabil sein aus einer Union, die alle unsere Wahlversprechen übernommen hat und dann hinterher alle bricht und mit linksgrün, deren Projekte sie beenden wollen, eine Koalition macht.

Nun ja, alle Wahlversprechen hat die Union nicht von der AfD übernommen, aber das ist natürlich eine wirkmächtige Erzählung, die hier erneut unwidersprochen in die Welt gesendet wird. Aber hier zeigt sich doch sehr deutlich das Problem, dass sich die Unionsparteien mit dem AfD-Imititationswahlkampf selbst geschaffen haben: man übernimmt zumindest in Teilen deren Forderungen, kann sie dann aber nicht erfüllen, weil Realität und so und die AfD kann dann weiter behaupten: mit uns würde es klappen. Darüber hätte ich mit Herrn Baumann aber auch nicht sprechen wollen, wäre ich hier der Reporter. Gefragt hätte ich allerdings mal, wen die AfD inzwischen alles unter linksgrün subsumiert: Grüne? Grüne und SPD? Die FDP? Den HSV, die deutsche Bahn, die Kreishandwerkerschaft Ostholstein? Mit einer der genannten Parteien haben die Unionsparteien jedenfalls eine Koalition. Bernd Baumann setzt ab hier zum Schlussakkord an, lustigerweise hebt er nach jedem aufgezählten Punkt die Stimme und macht eine kleine Pause, in die ein Reporter Zwischenfragen stellen könnte, aber… passiert natürlich nicht:

Das kann überhaupt nicht stabil sein. Und dann ist mir lieber, das bricht von vornherein zusammen im Sinne Deutschlands. Und wir machen eine vernünftige Politik in Zukunft, wie die Wähler das wollen. Es gibt hier Mehrheiten, für all die Fragen, die im Raume stehen, für all die Fragen, die Merz auch versprochen hat, zu lösen [sic]. Also wir sind da jetzt guter Hoffnung. Demokratie funktioniert.

Zusammenbruch im Sinne Deutschlands, das hatten wir ja schon einmal. Was das mit vernünftiger Politik zu tun haben soll? Ich weiß es nicht. Dann folgt aber eine bittere Wahrheit: es gibt eine Mehrheit von Union und AfD, und wenn mit den Fragen, die im Raum stehen, die ähnlichen Konzepte beider Parteien gemeint sind, dann stimmt auch das. Guter Hoffnung war ja auch der olle Helmut Kohl so gerne, meint aber auch wieder etwas anderes, als früher Kohl und heute Baumann damit mein(t)en. Aber Herr Baumann ist zuversichtlich: Demokratie funktioniert. Richtig. Leider gerade nicht so, wie ich mir das vorstelle.

Warum finde ich das so schlimm

Was auch funktioniert: PR. Und die bekommt die AfD mit diesem Interview mal wieder kostenfrei vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk serviert. Bernd Baumann darf von Anfang bis Ende lügen, dogwhistling betreiben, Dinge falsch behaupten, die jeder der sich mit Politik auskennt, sofort widerlegen könnte. Und er darf von einem innerparteilichen Putsch rechter Abweichler in der CDU fabulieren und gleichzeitig noch ein Loblied auf die Demokratie singen.

Wir haben es hier nicht mit einer großen Talkshow oder einem ARD-Brennpunkt zu tun, wo Alice Weidel eingeladen ist und den rechtsextremen Quatsch labert, den ihre rechtsextreme Partei nunmal ausmacht und was alle von ihr erwarten. Es geht hier nicht um Quoten. Das hier ist die Brot-und-Butter-Berichterstattung aus dem parlamentarischen Betrieb. Und diese ist in höchstem Maße problematisch bis katastrophal. Warum fragt der Reporter nicht nach? Warum unterbricht er nicht? Warum entlarvt er Baumann nicht vor laufender Kamera?

Leider weiß ich die Antwort: weil er das auch bei jedem und jeder anderen Sprecher*in anderer Parteien auch nicht getan hätte. Es ist ein völlig normales Interview in dem Sinne, dass eine dusslige Einstiegsfrage gestellt wird[2] und dann für zwei Minuten das Mikro hingehalten wird, in denen der Counterpart sagen kann, was er will. Das ist kein guter Journalismus, aber das ist das Gros des Journalismus, den uns die Öffentlich-Rechtlichen jeden Tag liefern. Und dieser ist der PR-Maschine der Parteien nicht gewachsen und war es noch nie. Nur das bisher halt die meisten Parteien nicht die Demokratie abschaffen wollten.

Die Demokratie sollte aber auch auf den Parlamentsfluren verteidigt werden[3], das ist der Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Und das findet zur Zeit nicht statt.


  1. Um diese Art von möglicher Unmöglichkeit auszudrücken, scheint es der deutschen Grammatik an Werkzeugen zu fehlen. ↩︎

  2. „Herr Klinsmann, warum hat die Nationalmannschaft nicht gewonnen?“ ↩︎

  3. Auch wenn man den Gang vor der AfD-Fraktion ohne weiteres als den Hindukusch des Bundestages bezeichnen könnte. ↩︎

]]>
<![CDATA[Atomfall]]> 2025-04-28T14:28:55Z https://couchblog.de/blog/2025/04/28/atomfall/ Unbedarft wie ich eben noch bin, habe ich mir Atomfall zugelegt, weil mich die Grafik und das Setting interessiert haben und ich mal wieder einen First-Person-Shooter spielen wollte. Von Rebellion oder Sniper Elite hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nichts gehört und schon gar nicht von Stalker. Trotzdem, oder gerade deswegen, hat mir Atomfall ziemlichen Spaß gemacht.

Unser*e Spieler*in in Atomfall erwacht ohne Gedächtnis in einem Bunker in der Quarantänezone um das explodierte Atomkraftwerk Windscale im Jahr 1961. In der Atomfabrik an der englischen Westküste, die heute Sellafield heisst, hat es tatsächlich 1957 einen atomaren Zwischenfall gegeben, das „Windscale fire“. Die Sache wurde jedoch soweit es eben ging heruntergespielt, da das dort produzierte Tritium zum Bau einer Wasserstoffbombe benötigt wurde… Wenn das nicht mal ein perfektes Setting ist, um darum eine mittelschwere Verschwörungsstory zu stricken, also irgendwas sollte durch oder in dem Atomkraftwerk versteckt werden. Und irgendeinen Grund muss es geben, dass in netten englischen Kleinstädten der 60er Jahre, riesenhafte Kampfroboter umherstreifen.

Wer Atomfall noch nicht gespielt hat, noch spielen will, aber fuchsteufelswild wird, wenn ihm schon Kleinigkeiten gespoilert werden, der sollte nicht weiterlesen!

Atomfall also ist ein Open-World-Egoshooter und das Setting spielt in einer Quarantänezone um ein explodiertes Atomkraftwerk. Das hört sich natürlich sehr nach Stalker an, mit dem es sonst aber nicht viel zu tun hat. Dagegen ist es vor allem ein kleines Spiel, mit einer recht übersichtlichen „open world“ und einer gleichsam viel leichteren Atmosphäre, was sich am krassesten wohl darin äußert, dass immer Tag ist. Also Sommertag nachmittag, wenn wir nicht gerade in irgendwelchen Bunkern, Minen, der Kanalisation oder natürlich den dunklen Gängen des besagten Atomkraftwerkes und seiner Forschungseinrichtungen herumschleichen. Und die Gegner sind meist kleinere Banden von Banditen oder die Anhänger*innen eines Keltenkults, seltener mutierte Superzombies und ab und an mal ein Kampfroboter.

Wie all diese Wesen in das Nordengland der 60er-Jahre kommen, verrate ich mal trotz Spoilerhinweis noch nicht. Das ist aber genau die Zeit, in der das Spiel angesiedelt ist und das ist auch irgendwie die USP von Atomfall. Alles, von der Landschaft, der Ausrüstung bis hin zu jedem einzelnen NPC atmet die Seele Großbritanniens der hier in der Provinz not so roaring 60’s, so groß war Britannien zu dieser Zeit im Lake District wahrscheinlich gar nicht. Und: ohen Untertitel kommt nur aus, wer den nordenglischen Dialekt verstehen kann, der in der Gegend gesprochen wird, auf eine Synchro wurde aus Gründen der Authenzität verzichtet. Well…

Unser*e Held*in wacht also in einem Bunker auf, kriegt mit auf den Weg gegeben, dass aus der Zone zu fliehen ist und auf geht’s. Das erste Erlebnis: in einer typisch englischen, roten Telefonzelle klingelt das Telefon und eine Stimme teilt uns mit: „Oberon must die“. Dass es hier nicht um den Elfenkönig geht und die Sache kein Sommernachtstraum, ist uns da schon klar. Schließlich brennt oder vielmehr strahlt im Hintergrund auch noch das zerstörte Atomkraftwerk.

Wir sind also auf einer Quest, um die Quarantänezone zu verlassen. Dabei begegnen wir vielen feindlich gesonnenen Figuren, die im Regelfall über den Haufen geschossen, gesprengt oder mit dem Cricketschläger geprügelt werden. Wir finden Hinweise, lösen Rätsel, öffnen riesige Bunkertüren und bringen das Forschungszentrum unter dem AKW wieder ans Netz. Kleinigkeit.

Sein Kampfsystem hat Atomfall zu großen Teilen von Sniper Elite geerbt, wenn auch in einer leicht abgespeckten und gefühlt leichter bedienbaren Version. Es schießt sich durchaus einfach und auch mit dem Cricket-Schläger kommen wir in der Regel zum Ziel. Allerdings, ähnlich wie in Sniper Elite ist unser alter ego auch ganz schön verletzlich und schnell am Ende, sobald die stets gut zielenden Gegner uns treffen. Vor allem im Nahkampf mit den zombifizierten Schutzanzugträgern müssen wir schon extrem vorsichtig sein. Was immer hilft, ist etwas in ihrer Nähe in die Luft zu jagen. Ansonsten gilt für den Nahkampf immer: sich die Gegner mit einem beherzten Tritt zurechtlegen und dann draufhalten… und die Roboter, sind wirklich viel zu leicht auszuschalten.

Das „Quest-System“ allerdings ist komplett anders aufgebaut: wo es in Sniper Elite klare Missionen und Befehle gibt, muss sich unser*e Protagonist*in in Atomfall alles mühevoll selbst erarbeiten. Dafür gibt es aber hunderte Hinweise, mit denen das Spiel gepflastert ist und die immer neue Rätsel und Nebengeschichten eröffnen. Alles führt zwar letztlich zum Abschluss, aber es ist genauso möglich sich Verbündete und Freunde zu suchen, wie alle Leute über den Haufen zu schießen. Letztlich bleibt es den Spieler*innen überlassen. Die Bedienung der Hinweisbibliothek ist allerdings hin und wieder etwas hakelig.

Passend zu dieser Idee, gibt es wohl sechs unterschiedliche Enden für Atomfall. Wenn die allerdings alle so ausfallen, wie das, welches ich bis zum Schluß verfolgt habe… also ich sag mal so: das Ende ist nicht das beste in dem Spiel. Also lieber mal alle Quests und Sidequests durchspielen, statt schnell zum Ende zu drängen.

]]>
<![CDATA[Love Like Blood]]> 2025-04-15T13:34:30Z https://couchblog.de/blog/2025/04/15/love-like-blood/ Es gibt so Songs… nein, es gibt Platten, da kommt einfach alles zusammen: Post-Punk, New Wave, die Achtziger, die Pubertät, dieser ganz spezielle Und-Dann-Sind-Wir-Helden-Sound der Hansa-Studios in Berlin. Killing Joke waren Post-Punk in persona, und auf dem Weg vom Punk zum Kommerz, nahmen sie die New-Wave-Abkürzung. Eingefleischte John Peel Hörer kannten sie wohl auch schon vor 1985, aber das war ich zu der Zeit noch gar nicht.

Love Like Blood“ jedenfalls war der erste und einzige Hit, den Killing Joke in der BRD (sic!) hatten und das zu Recht, jedenfalls so sehr, dass ich die Single damals gekauft und bis heute aufbewahrt habe. Weil sie gleichsam prägend und in der Sache einmalig war. Der Sound ist wavig, aber Synthie und Gitarre konkurrieren so gekonnt miteinander, dass er ebenso auch rockig ist. Und damit nicht alle in nur in Ehrfurcht erstarren ob des zugegeben genialen Soundteppichs, der sich da über die geneigten Hörer*innen legt, ist das ganze einerseits mit einem 1A Tanzbeat unterlegt; ganz untypisch von einem echten Schlagzeug von einem echten Menschen bedient, wo bei der Konkurrenz schon lange der Drumcomputer die Regel war. Andererseits ist da die, sagen wir mal freundlich: hypnotisierende Stimme von Jaz Coleman, die uns von der Liebe erzählt und zwar, dass die Liebe ein Schlachtfeld ist, Krieg gewissermaßen und das, meine Damen und Herren, ist doch genau, wie ich die Sache, also die Liebe, damals mit 16 aufgefasst habe! Und wo wir gerade bei Platten bei denen alles zusammenkommt sind, eben jener Jaz Coleman glaubte noch 1982 die Welt würde untergehen und zog sich nach Island zurück, um dort unter anderem dann mit den Sugarcubes Musik zu machen.

OK, zwei Facts noch, dann legen wir die Single wieder weg. Erstens: Killing Joke (und eines ihrer Konzerte in Hamburg) nehmen eine recht prominente Rolle in der von mir ebenso über alles geliebten „Autobiografie einer Heizung“ ein, wieder völlig zu Recht und Killing Joke haben tatsächlich noch einen Song gemacht, der die kompletten 80er zusammenfasst: „Eighties“.

]]>
<![CDATA[Es ist egal, wie groß Grönland wirklich ist]]> 2025-03-29T10:25:17Z https://couchblog.de/blog/2025/03/29/es-ist-egal-wie-gross-groenland-wirklich-ist/ „Shock and awe“, „flooding the zone with shit“, alles bekannte Konzepte der Trump-Administration, tausend Mal zitiert und auch in der deutschsprachigen Presse vorgetragen. Und trotzdem, es wird über jeden noch so kleinen Furz berichtet, den Trump, Vance oder sonst wer auf der anderen Seite des Atlantiks während der Nachtschicht abgelassen hat.

Natürlich ist es schwierig, sich dem News-/Horrorcycle zu entziehen, aber es wird auch ehrlich gesagt überhaupt nicht versucht. In der Angst die entscheidende News zu verpassen, oder eine weniger zu präsentieren, als die Konkurrenz, wird einfach sehr viel berichtet. Alles zu berichten, versucht zum Glück fast niemand.

Ein besonders lustiges (das nicht lustige Lustig) Beispiel hatte diese Woche Zeit Online: Grönland ist gar nicht so „massive“. Basierend auf der Annahme, dass Donald Trump, wie viele andere Menschen, beim Betrachten der Landkarte, auf die Mercator-Projektion hereingefallen sei und deshalb denken könnte, dass Grönland größer sei, als es wirklich ist, wird ein langer Artikel gestrickt. Mit einer zugegeben wirklich guten Visualisierung des Problems, die Trump sicherlich helfen könnte, für den Fall das.

Bis auf die Grundannahme des Textes also ein gelungener Artikel. Nur ist diese Annahme natürlich das Problem, meiner Meinung nach, wohlgemerkt. Nicht, dass ich nicht auch glauben könnte, dass genau das passiert ist, wenn Trump vom massiven Grönland spricht: er hält es womöglich für größer als es ist. Wobei, mit einer Fläche von 2.166.086 km² ist es immer noch ziemlich groß. Aber implizit anzunehmen, Trumps Interesse an der größten Insel der Erde entspringe aus Dummheit, geht ihm bzw. seiner Administration voll auf den Leim. Erinnern wir uns: die Öffentlichkeit mit Scheiße fluten.

In Wahrheit bleibt der Artikel natürlich nicht bei dieser kruden These, sondern kommt letztlich dazu, was wir eigentlich wissen müssten: die Polkappen schmelzen ab, Grönland wird in Zukunft eine wichtige Position für Handelsrouten und Militär haben, außerdem gibt es dort Öl und Gas und vor allem jede Menge seltene Erden. Aber dafür gibt es dann leider keine Infografik und das war auch leider kein so guter Aufmacher. Und bis dahin liest ja kein normaler Mensch jenseits des Bildungsbürgertums („Ha! Das wusste ich!“), viel zu langweilig und da gibt es ja auch schon den nächsten Artikel über die nächste dumme Sache, die Trump gesagt hat. Oder J.D. Vance. Oder irgendwer auf der anderen Seite des Atlantiks…

]]>
<![CDATA[Jimmy Popeye Doyle]]> 2025-03-02T08:53:54Z https://couchblog.de/blog/2025/03/02/jimmy-popeye-doyle/
Gene Hackman ist tot.
]]>
<![CDATA[Wider besseres Wissen]]> 2025-02-01T09:52:24Z https://couchblog.de/blog/2025/02/01/wider-besseres-wissen/ Also das, was wir da jetzt die letzten Tage zu ertragen hatten, wirft ja ein schönes Streiflicht, auf die uns—den Zahlen nach—immer noch bevorstehende nahe Zukunft. Was Friedrich Merz und seine Vasall*innen von der CDU/CSU, AfD, FDP und BSW da boten, ist ein grenzenloses Beispiel politischer Brandstiftung, wie es die Republik seit dem sogenannten Asylkompromiss 1993 nicht erlebt hat.

Mit dem Kopf durch die Brandmauer

Erst reißt Merz die eh nur noch sprichwörtlich vorhandene Brandmauer mit großem Geschreie und Tamtam ein, um einen völlig nutz- und folgenlosen Entschließungsantrag gemeinsam mit den Armleuchtern für Deutschland durch den Bundestag zu bringen. Merz großer 5-Punkte-Plan[1], dessen Vorschläge abwechselnd illegal oder undurchführbar sind, war ihm in seiner unendlichen Sturheit so wichtig, dass es lohnte dafür Weidels wildem Haufen in die Hände zu spielen. Dabei wird der Beschluss nach der letzten Sitzung dieser Legislatur von der Bundestagsverwaltung geschreddert werden, weil es dann keine Bundesregierung mehr gibt, an die er sich richtet[2].

Historische Niederlage

Und als wenn das nicht schon genug zerschlagenes Geschirr aus dem Porzellanladen der Demoratie wäre, versuchte Merz zusammen mit CDU/CSU, FDP, BSW und AfD heute den propagandistisch als „Zustrombegrenzungsgesetz“ bezeichneten Aufguss eines schon einmal gescheiterten Gesetzes durch den Bundestag zu peitschen, drei Wochen vor der Bundestagswahl. Vor und hinter den Kulissen versuchten viele Menschen von SPD, Grünen, aus der eigenen Partei bis hin zu Ex-Kanzlerin Angela Merkel und zahlreichen Demonstrant*innen im ganzen Land, Merz von seinem Vorhaben abzubringen. Aber nein, er zeigte sich als der beratungsresistente Sturkopf, der er nunmal ist. Politker*innen von SPD und Grünen beschwerten sich öffentlich, die sogenannten Verhandlungen mit Merz hätten so ausgesehen, dass es nur ein „friss und stirb“ (Mützenich) gegeben habe, also sie sollten mitstimmen, sonst mache die CDU es eben mit der AfD.

Umso krachender die Niederlage, die Merz nun erlitten hat, weil letztlich doch genug CDU- und FDP-Abgeordnete ihr Gewissen wiederentdeckten und wahlweise der Abstimmung fern blieben, sich enthielten oder sogar dagegen stimmten.

Uneinsichtig bis zuletzt

Das sieht Herr Merz natürlich nicht so. Er gab in den folgenden Interviews fröhlich zu Protokoll: alles gut, alles ganz normal, eine Sternstunde für die Demokratie. Er sei eben nur auf der Suche nach einer Mehrheit für eine Wende in der Asylpolitik.

Was ist nun das Ergebnis dieses politischen Suizid-Kommandos? Ein großer Triumph für die Nazis und Putin-Freunde im Bundestag auf jeden Fall. Und Merz hat die Demos von Anfang '24 wieder auf die Straße gebracht, diesmal allerdings ohne Diskussionen darum, ob die CDU denn nun mitgemeint sei oder nicht. Ob diese Demonstration kompletter Unwählbarkeit nun noch die Wende im Wahlkampf bringen kann? Wir werden es sehen, bei Laschets Lachen!

Merz hingegen scheint schon jetzt die sich abzeichnende große Koalition mit seinem Asylthema beherrschen zu wollen. Möglicher- und lustigerweise hat er aber damit das Verhältnis mit der SPD (und Teilen der eigenen Partei) so zerrüttet, dass die dann sagen: Große Koalition? Na klar, aber ohne Herrn Merz.

Nicht Weimar? Aber Wien!

Was aber, wenn Merz nun noch mehr Menschen in die Arme der AfD getrieben hat und eine Mehrheit mit der SPD gar nicht zustande kommt? Im schlimmsten Fall hilft dieses ganze Theater wieder nur den Nazis und wir stehen in drei Wochen vor einem ähnlichen Scherbenhaufen, wie unsere Nachbar*innen in Österreich. Merz wird dann ohne Nachdenken mit der AfD regieren oder gar den Juniorpartner für Weidel geben. Seine Versprechungen halten ja offensichtlich nur bis zur nächsten Situationsänderung. Und Merz will regieren, egal wie.


  1. Warum eigentlich fünf mickrige Punkte? Ist ihm nicht mehr eingefallen? Andere berühmte Punkte-Pläne und -Programme hatten 10, 14, 16 oder gar wie das Parteiprogramm der NSDAP 25 Punkte. ↩︎

  2. Die Stuttgarter Zeitung schreibt dazu bspw.: „Der Entschließungsantrag vom Mittwoch hat jedoch nur symbolischen Charakter und ist rechtlich nicht bindend. Er fordert die Bundesregierung lediglich auf, Maßnahmen im Sinne des Fünf-Punkt-Plans umzusetzen, verpflichtet sie dazu aber nicht.“ ↩︎

]]>
<![CDATA[The Zone Of Interest]]> 2025-01-27T13:35:25Z https://couchblog.de/blog/2025/01/27/the-zone-of-interest/ Heute vor 80 Jahren befreiten Soldaten der Roten Armee die Konzentrationslager von Auschwitz und Birkenau.

Der Film „The Zone Of Interest“ von Jonathan Glazer aus dem Jahr 2023 passt ganz hervorragend zum heutigen Denk- und Gedenktag. Der Film mit Christian Friedel und Sandra Hüller in den Hauptrollen schafft es wie kein anderes Werk vorher, die Banalität des Bösen[1] aufzuzeigen. Besonders für Menschen, die die Gedenkstätten in Auschwitz und Birkenau besucht haben und sich mit den örtlichen Gegebenheiten auskennen, stellt der fast dokumentarisch gehaltene Film eine Herausforderung dar. Aber auch allen anderen bringt er durch sein banales Schauspiel und den (oskarprämierten) Ton, das Konzentrationslager und die komplette und unbegreifliche Absurdität der Gewalt dort bis zum Schrecken nahe.

„The Zone of Interest“ zeigt das Leben der Familie Höß. Vater Rudolf ist der Lagerkommandant von Auschwitz und lebt dort in einer kleinen Villa mit seiner Frau und den fünf Kindern direkt außerhalb der Mauern des Auschwitz-Stammlagers. Und die leben dort, ganz normal als die deutsche Herrenrassen-Familie, die sie nun mal sind. Papa Höß empfängt in seinem Büro Firmenabgesandte, die ihm verbesserte Krematorien verkaufen wollen, während die Kinder im Garten spielen und Mama Höß sich um die zahlreichen Angestellten kümmert. Es gibt in diesem Sinne keine Filmdialoge, alles ist dokumentarisch gehalten, als hätte jemand mehr oder weniger unbemerkt von der Seite einfach mitgefilmt.

Das Haus der Lagerkommandanten gehört zur Besichtigungstour der Gedenkstätte und es ist eine dieser quälenden Fragen, die ich seinerzeit von meinem Besuch mit nach Hause brachte. Wie konnte dort, direkt an der Mauer des KZ, eine Familie wohnen? Die Familie eines Kommandant, der bis zu seiner Hinrichtung 1947 darauf bestand, nur Befehle ausgeführt zu haben.

Diese Frage beantwortet der Film auf eine Weise. Die Familie lebte dort einfach, mit allen Annehmlichkeiten, die das so mit sich brachte. Gewiss, es gab auch Unannehmlichkeiten: die Krematoriumsasche im Fluß stört doch irgendwie den fröhlichen Ausflug und auch der Gestank lässt kaum ignorieren. Jedenfalls geht es Höß’ Schwiegermutter so, die nach anfänglicher Begeisterung, schnell wieder abreist. Und wenn es mal Asche regnet: schnell die Wäsche reinholen!

Regisseur Glazer wollte die Gräueltaten aus dem KZ ausschließlich über den Sound darstellen. Zu diesem Zweck stellte der Tondesigner Johnnie Burn ein 600-seitiges Dokument zusammen, das relevante Ereignisse in Auschwitz, Zeugenaussagen und eine große Karte des Lagers enthielt, damit die Entfernung (und somit die Lautstärke) und Echos der Geräusche genau bestimmt werden konnten. Bevor die Dreharbeiten begannen, verbrachte er ein Jahr damit, eine Tonbibliothek aufzubauen, die Geräusche von Produktionsmaschinen, Krematorien, Stiefeln, Schüssen und Schreie enthielt. Er baute die Bibliothek bis weit in die Dreharbeiten und die Postproduktion hinein weiter aus.

Was an „The Zone of Interest“ im schlimmsten Sinn beeindruckt, ist der Ton. Das Lager ist in quasi jeder Szene nicht zu überhören. Und damit sind nicht nur die Schreie der Wachen und ihrer Opfer gemeint, sondern auch der monotone und nie abreißende Sound des industriellen Tötungsmaschine Auschwitz, die nicht still stehenden Krematorien und angrenzenden Fabriken. Und je länger der Film geht, umso mehr beginnt mensch als Zuschauer selbst, das Geräusch zu ignorieren…


  1. „Die Banalität des Bösen“ ist ein Begriff, den Hannah Ahrendt im Zusammenhang mit dem Prozess 1961 gegen Adolf Eichmann in Jerusalem prägte und auch der Untertitel ihres Buches darüber. ↩︎

]]>
This XML file does not appear to have any style information associated with it. The document tree is shown below.
<feed xmlns="http://www.w3.org/2005/Atom">
<title>Couchblog</title>
<subtitle>Das Weblog von Nico Brünjes.</subtitle>
<link href="https://couchblog.de/feed/feed.xml" rel="self"/>
<link href="https://couchblog.de"/>
<updated>2025-07-05T07:40:12Z</updated>
<id>https://couchblog.de</id>
<author>
<name>Nico Brünjes</name>
<email>nico@couchblog.de</email>
</author>
<entry>
<title>
<![CDATA[ Balthasar ]]>
</title>
<link href="https://couchblog.de/blog/2025/07/05/balthasar/"/>
<updated>2025-07-05T00:00:00Z</updated>
<id>https://couchblog.de/blog/2025/07/05/balthasar/</id>
<content type="html">
<![CDATA[ <figure><img src="https://couchblog.de/blog/2025/mcmahon.jpg" alt="" /><figcaption>Julian McMahon ist tot.</figcaption></figure> <p class="cc-copyright">Foto: <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Julian_McMahon_Dec_2011_(cropped).jpg">Danny Casillas</a> unter <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.en">CC BY-SA 2.0</a>.</p> ]]>
</content>
</entry>
<entry>
<title>
<![CDATA[ Mr. Blonde ]]>
</title>
<link href="https://couchblog.de/blog/2025/07/04/mr-blonde/"/>
<updated>2025-07-04T06:16:18Z</updated>
<id>https://couchblog.de/blog/2025/07/04/mr-blonde/</id>
<content type="html">
<![CDATA[ <figure><img src="https://couchblog.de/blog/2025/michaelmadsen.jpg" alt="" /><figcaption>Michael Madsen ist tot.</figcaption></figure> <p class="cc-copyright">Foto: <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Michael_Madsen_by_Gage_Skidmore.jpg">Gage Skidmore</a> unter <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en">CC BY-SA 3.0</a>.</p> ]]>
</content>
</entry>
<entry>
<title>
<![CDATA[ Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull ]]>
</title>
<link href="https://couchblog.de/blog/2025/06/25/bekenntnisse-des-hochstaplers-felix-krull/"/>
<updated>2025-06-25T22:36:55Z</updated>
<id>https://couchblog.de/blog/2025/06/25/bekenntnisse-des-hochstaplers-felix-krull/</id>
<content type="html">
<![CDATA[ <p>Ich habe da so eine Geschichte im Gange, bei der es darum geht, in einem Jahr, namentlich dem aktuellen, möglichst viele Bücher eines der großen Literaten dieses Landes, ja vielleicht des größten Literaten überhaupt, in jedem Falle aber der Stadt in der ich nun schon viele Jahre wohne, von einer relativ kurzen Unterbrechung abgesehen, dessen Kind er also ist, also der Stadt, also ich schreibe es frei heraus: von Thomas Mann, zu lesen. Zum Auftakt dieser mithin schwierigen, sicher aber schwerwiegenden Aufgabe hatte ich mir den „Zauberberg“ vorgenommen, der zwar wohl bei mir gut verfing, dann aber <em>patati patata</em> so schnell wieder aus dem Gedächtnis gedrängt wurde, von etwas, welches inzwischen auch schon wieder nicht erinnern mir möglich ist, dass ich gänzlich vergaß, darüber ihnen, meinem wohl verehrtem Publikum, in Form eines Eintrages in diesem Blogge davon Bericht zu erstatten. Dies soll nun bei dem zweiten Werk, dem ich mich widmete, ganz anders werden, weshalb ich flugs die Feder angespitzt, mich an den Schreibtisch setzte, dann sofort wieder aufsprang, um erst in meiner kleinen Kemenate hin und her zu streichen, gleichsam einem Wolfe, der seine Beute in immer enger werden konzentrischen Formen, einkreist, um mich dann sogleich mit dem smarten Telefon behände auf die Couch zu begeben, wo ich just in diesem Moment liege, um ihnen liebes Publikum, von diesem ausgesprochen beeindruckenden Spätwerk des Autors zu berichten und diesen Bericht zu Papier zu bringen, altmodisch ausgedrückt.</p> <p>Aber, wer kennt es nicht, das letztveröffentlichte Werk des Meisters, geschrieben 1910 bis 1913 und 1950 bis 1954, dessen zweiter Teil wohl schon geplant, dann aber vom Tode Manns zunichtegemacht gewesen, nun doch Fragment geblieben. Man merkt dem Buche die differenten und langen Schaffensphasen an, ist die Sprache doch so bis ins letzte gedreht und gedrechselt, die Haupt- und Nebensätze mit wieder weiteren Hauptsätzen verwoben, die dann selbst wieder von mindest zwei bis zuweilen fünf Nebensätzen geschmückt werden, will sagen so manches Satzkonstrukt passt nicht mal auf eine Buchseite und mein Deutschlehrer auf dem Lyzeum seinerzeit, hätte mich erschlagen für solche Satzschlösser, aber das war auch in Delmenhorst und was ist Delmenhorst gegen Lübeck, ja was? Man weiß es nicht. In all dieser Ausgeschmücktheit spricht eben jener Felix Krull, der vorgibt sich zu bekennen, doch bekennt er nicht, viel mehr schmückt er sich mit all den kleinen Untaten und Betrügereien, die sein Leben durchzogen, begonnen bei Schulschwänzereien bis hin zu Diebstahl und handfesten Hochstapeleien. Sogar Spaß empfindet er dabei, all dies zu berichten und in all den hochgestochenen Worten, wohl nur um aufzuzeigen, dass es nur das Talent braucht, um jene zu betrügen, die so leicht zu betrügen sind, weil sie nur achten auf das Äußere und denen die inneren Werte nur von nachrangigem Interesse sind, gleichwohl sie sich auch gern betrügen lassen „Mundus vult decipi“, so hat es ja schon Gottfried Keller einst in eine Novelle gegossen. Dabei können wir als Leser*innen wiederum auch gar nicht sicher sein, das alles oder etwas oder irgendetwas von Krulls Bericht der Wahrheit entspricht, jedenfalls wird die Geschichte mit fortschreitender Seitenzahl des Schelmenromans immer fantastischer und dreister, ein Indiz für diesen Casus mag sein, dass eine Krankheit bei dem der Erkrankte notorisch lügt, <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Felix-Krull-Syndrom">nach ihm benannt ist</a>. Vielleicht wollen ja auch wir hier und heute in Bausch und Bogen belogen werden, womit uns der große Nobelpreisträger aus Lübeck dann quasi doppelt hinters Licht geführt hätte.</p> ]]>
</content>
</entry>
<entry>
<title>
<![CDATA[ Ohne jeden Widerspruch ]]>
</title>
<link href="https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/"/>
<updated>2025-05-13T11:28:56Z</updated>
<id>https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/</id>
<content type="html">
<![CDATA[ <p>Der Verfassungsschutz hat die sogenannte Alternative für Deutschland als <a href="https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/verfassungsschutz-afd-102.html">gesichert rechtsextreme Bestrebung bewertet</a> und damit mindestens der Diskussion um ein Verbot der Partei <a href="https://taz.de/Bundesweite-Demos-fuer-AfD-Verbot/!6084385/">wieder neuen Schub</a> gegeben. Das wäre doch auch eine gute Gelegenheit für die „Anstalten“ der ARD, das ZDF und den DLF, den eingeschlagenen Weg in Sachen Präsenz der AfD in ihren Programmen noch einmal zu überdenken. Und das findet wohl auch statt, allerdings auf unterschiedliche Weise: WDR-Intendantin Vernau beispielsweise <a href="https://www.spiegel.de/kultur/tv/wdr-intendantin-katrin-vernau-ich-haette-das-duell-mit-hoecke-gerne-bei-uns-gesehen-a-fd93286d-65f1-4262-a832-65e1b12a93d6">will eher mehr AfD im TV sehen</a>. Andere wiegeln eher ab: Einzelfall prüfen, Verantwortung der Redaktionen, journalistische Sorgfalt sind die Argumente, die in ein es bleibt wie es ist münden. Und der Spiegel hat eh gerade festgestellt, <a href="https://www.spiegel.de/kultur/tv/afd-bei-miosga-maischberger-und-lanz-die-afd-wird-bleiben-auch-in-den-talkshows-a-70ccbd0d-c881-4421-86a2-fe2263063341">dass die AfD auch weniger zu Talkshows eingeladen wird</a>, als es den Anschein zu haben scheint<sup class="footnote-ref"><a href="https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/#fn1" id="fnref1">[1]</a></sup>.</p> <p>Aber vielleicht geht es auch gar nicht so sehr um die großen Talkshows. Ich möchte an dieser Stelle einmal ein Fernseh-/Radiointerview dokumentieren und besprechen, das ich während des Kanzlerwahlversuchs bei <a href="https://www.ndr.de/nachrichten/info/index.html">NDRInfo</a> zu hören gezwungen wurde, weil es glaube ich ein guter Beleg dafür ist, wie schief es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerade geht. Und welches Licht das überhaupt auf den Zustand von Medien und Journalismus im Jahr 2025 in der Bundesrepublik steht.</p> <p class="warning">Hinweis: Normalerweise versuche ich, all die Lügen, Falschbehauptungen und Provokationen aus dem rechten Lager keinesfalls zu reproduzieren. In diesem speziellen Fall mache ich eine Ausnahme, um etwas daran zu demonstrieren. Wer sich derlei Schund entziehen möchte, möge jetzt aufhören zu lesen.</p> <h2 id="das-ton--bzw.-videodokument" tabindex="-1"><a class="header-anchor" href="https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/#das-ton--bzw.-videodokument"><span>Das Ton- bzw. Videodokument</span></a></h2> <p>Hier das von mir als Dokumentation angeführte Interview als Audio auf NDRInfo: <a href="https://www.ndr.de/nachrichten/info/Bernd-Baumann-AfD-zur-gescheiterten-Kanzlerwahl-Demokratie-funktioniert,audio1867276.html">Interviewt wird der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion Bernd Baumann zur gescheiterten Kanzlerwahl</a>. Im Original war das ein <a href="https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1463782.html">Interview bei tagesschau24, hier ab Minute 01:07 als Video</a>. Das Interview führte Matthias Deiß, stellvertretender Studioleiter und Chefredakteur Fernsehen im ARD-Hauptstadtstudio.</p> <h2 id="das-interview" tabindex="-1"><a class="header-anchor" href="https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/#das-interview"><span>Das Interview</span></a></h2> <p>Der Interviewer eröffnet das Gespräch also mit der Frage, ob die Fraktion bereits eine Einladung zum zweiten Wahlgang am nächsten Tag erhalten habe. Was ja schonmal an Tiefgang kaum zu unterbieten ist, denn wen in aller Welt interessiert es, ob nun ausgerechnet die AfD auch zum zweiten Wahlgang eingeladen wird (was Sonnenklar ist)? Aber gut, sollte vielleicht eine lockere Einleitung sein. Bernd Baumann antwortet auch:</p> <blockquote> <p>Ja natürlich. Wir stimmen dem zu. Jetzt muss der zweite Wahlgang stattfinden.</p> </blockquote> <p>An dieser Stelle hätte der Interviewer nun vielleicht eine zweite Frage anschließen können, gesetzt den Fall, dass er eine hätte… Stattdessen darf Baumann aber einfach weiter reden:</p> <blockquote> <p>Wir wollen wissen, was jetzt los ist. Merz ist jetzt natürlich abgestraft worden als möglicher Kanzler in Zukunft. Das ist eine Quittung. Ich hoffe aus Reihen der Union. Es haben ja insgesamt 18 Stimmen gefehlt für eine Koalition.</p> </blockquote> <p>Ja, das denke ich auch, dass da jemand Friedrich Merz eine Quittung ausstellen wollte. Aber gefehlt haben ihm nur 6 Stimmen um gewählt zu werden, 18 Stimmen hätte die Koalition aus CDU und SPD gehabt, was Herr Baumann hier wohl auch meint. Wieder ohne Zwischenfrage des Interviewers gerät Baumann nun ins fabulieren:</p> <blockquote> <p>Ich hoffe, es sind Leute aus der Union, die diesen Weg der CDU nicht gutheißen. Sie wissen, das ist kein guter Weg für die CDU und auch nicht für Deutschland, auch aufgrund dieses Wahlbetrugs im Hintergrund.</p> </blockquote> <p>Herr Baumann weiß schon sehr genau, wie die CDU tickt, vor allem aber, wie er seine <em>Whistle zu blowen</em> hat. Denn: Wahlbetrug, auch <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wahlf%C3%A4lschung">Wahlfälschung</a>, ist etwas anderes, als das, was er Merz und der CDU vorwirft. Stattdessen wärmt er hier so ganz nebenbei wieder die alten <a href="https://correctiv.org/faktencheck/2025/03/12/bundestagswahl-2025-warum-das-vorlaeufige-wahlergebnis-von-angaben-der-gemeinden-abweicht/">Wahlbetrug-Lügen von der Bundestagswahl</a> wieder auf. Darauf könnte ihn der ÖRR-Reporter ja mal ansprechen. Stattdessen macht Baumann fleißig weiter und holt richtig aus:</p> <blockquote> <p>Die haben ja Plakate geklebt und Wahlkampf gemacht, damit die Schuldenbremse eingehalten wird, Rot-Grün begrenzt und Asylmigranten zurückgewiesen werden. Jetzt haben wir 1 Billion Neuverschuldung, 100 Milliarden für die Grünen, womit sie machen können, was sie wollen. Und an der Grenze werden Asylmigranten nicht zurückgewiesen, sondern nur Grenzkontrollen erhöht. Also das genaue Gegenteil von den Versprechungen. Und ich hoffe das einige in der Union wissen, dass das so nicht geht.</p> </blockquote> <p>Ja… mensch weiß gar nicht, wo anfangen. Und es ist ja nicht alles falsch: die Union <em>hat</em> Plakate geklebt. Und Fritze Merz hatte im Wahlkampf noch eine Änderung der Schuldenbremse abgelehnt, hier könnte man von einem (besonders schnell) gebrochenen <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wahlversprechen">Wahlversprechen</a> reden. Eine Neuverschuldung von 1 Billion Euro gibt es so jedoch nicht. Denn die Neuverschuldung wird immer von Jahr zu Jahr berechnet, die hier gemeinten Sondervermögen laufen jedoch über 12 Jahre. Der Knüller sind jedoch <q>100 Milliarden für die Grünen, womit sie machen können, was sie wollen.</q> <em>Womit sie machen können was sie wollen!</em> <strong>Die Grünen.</strong> Jetzt müsste unser tapferer Reporter doch mal aufwachen. Aber der nickt nur immer weiter zustimmend. Nun stellt er aber doch eine Frage, wobei er allerdings alles vorher gesagte nonchalant ignoriert:</p> <blockquote> <p>Auch sie haben mit diesem Ergebnis trotzdem nicht gerechnet. Sie sagen, sie stimmen jetzt einer morgigen Wahl zu, als AfD Fraktion in einem zweiten Wahlgang. Was glauben Sie, kann sich da in einem Tag ändern?</p> </blockquote> <p>Möglicherweise waren die Ausführungen des AfD-Mannes nicht scharf genug, dass unser ÖRR-Reporter nochmal nachbohrt? Aber Baumann weiß die Vorlage im ersten Moment nicht zu nutzen, wiederholt stattdessen nochmal seine Einschätzung darüber, wer gegen Merz gestimmt haben könnte:</p> <blockquote> <p>Ich weiß nicht. Jetzt ist einfach die Frage, sind diese Leute, diese Abgeordneten, die sich so entschieden haben, willens, wirklich die Kanzlerschaft zu verhindern? Oder soll nur ein Schuss vor den Bug das sein [sic]? Das wird sich jetzt zeigen. Man weiß ja nicht, wer das ist. Ich kann nur mal sagen ich hoffe, es sind Leute aus der Union, die irgendwie noch bei Trost sind und wissen, dass solche Konstrukte wie Merz das geplant hat, dass das nicht geht. Nicht für die Union und nicht für die Republik. Und dann wird man sehen, ob die morgen dann dazu stehen oder nicht. Und dann sind die tektonischen Verhältnisse in der Republik ganz anders, wenn das durchgesetzt wird in den nächsten Wahlgängen.</p> </blockquote> <p>Nein, das wird man natürlich nicht sehen, wer das gewesen ist, dafür gibt es ja geheime Abstimmungen, ein Konzept, das sich bis zu Herrn Baumann noch nicht herumgesprochen zu haben scheint. Zum Ende dieses Abschnitts gerät er dann schon ins Lachen, verwundert möglicherweise, dass er den ganzen Quark nochmal aufsagen darf. Und das ist dann auch die Stelle, an der Reporter Deiß endlich zum Leben erwacht:</p> <blockquote> <p>Wir sind jetzt aber erst mal bei der heutigen Entscheidung. Und Sie als Oppositionsführer? Haben Sie ein Interesse daran, dass Deutschland eine stabile Regierung bekommt? Frage ich heute. Insofern: Was heißt das für das Ansehen von Deutschland an diesem Tag?</p> </blockquote> <p>Er will eine Einschätzung, vom Oppositionsführer, <em>heute noch</em>, wie schadet die vermurkste Kanzlerwahl dem Ansehen von Deutschland? Denn das tut sie doch, oder? Oder?! Baumann legt sich den Ball auf dem Elfmeterpunkt zurecht:</p> <blockquote> <p>Natürlich wollen wir eine stabile Regierung […]</p> </blockquote> <p>…natürlich, was sonst? Naja:</p> <blockquote> <p>[…], aber keine Regierung überhaupt stabil sein aus einer Union, die alle unsere Wahlversprechen übernommen hat und dann hinterher alle bricht und mit linksgrün, deren Projekte sie beenden wollen, eine Koalition macht.</p> </blockquote> <p>Nun ja, <em>alle</em> Wahlversprechen hat die Union nicht von der AfD übernommen, aber das ist natürlich eine wirkmächtige Erzählung, die hier erneut unwidersprochen in die Welt gesendet wird. Aber hier zeigt sich doch sehr deutlich das Problem, dass sich die Unionsparteien mit dem AfD-Imititationswahlkampf selbst geschaffen haben: man übernimmt zumindest in Teilen deren Forderungen, kann sie dann aber nicht erfüllen, weil Realität und so und die AfD kann dann weiter behaupten: mit uns würde es klappen. Darüber hätte ich mit Herrn Baumann aber auch nicht sprechen wollen, wäre ich hier der Reporter. Gefragt hätte ich allerdings mal, wen die AfD inzwischen alles unter <q>linksgrün</q> subsumiert: Grüne? Grüne und SPD? Die FDP? Den HSV, die deutsche Bahn, die Kreishandwerkerschaft Ostholstein? Mit einer der genannten Parteien haben die Unionsparteien jedenfalls eine Koalition. Bernd Baumann setzt ab hier zum Schlussakkord an, lustigerweise hebt er nach jedem aufgezählten Punkt die Stimme und macht eine kleine Pause, in die ein Reporter Zwischenfragen stellen könnte, aber… passiert natürlich nicht:</p> <blockquote> <p>Das kann überhaupt nicht stabil sein. Und dann ist mir lieber, das bricht von vornherein zusammen im Sinne Deutschlands. Und wir machen eine vernünftige Politik in Zukunft, wie die Wähler das wollen. Es gibt hier Mehrheiten, für all die Fragen, die im Raume stehen, für all die Fragen, die Merz auch versprochen hat, zu lösen [sic]. Also wir sind da jetzt guter Hoffnung. Demokratie funktioniert.</p> </blockquote> <p><q>Zusammenbruch im Sinne Deutschlands</q>, das hatten wir ja schon einmal. Was das mit vernünftiger Politik zu tun haben soll? Ich weiß es nicht. Dann folgt aber eine bittere Wahrheit: es gibt eine Mehrheit von Union und AfD, und wenn mit den Fragen, die im Raum stehen, die ähnlichen Konzepte beider Parteien gemeint sind, dann stimmt auch das. <q>Guter Hoffnung</q> war ja auch der olle <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Kohl">Helmut Kohl</a> so gerne, <a href="https://de.wiktionary.org/wiki/guter_Hoffnung_sein">meint aber auch wieder etwas anderes</a>, als früher Kohl und heute Baumann damit mein(t)en. Aber Herr Baumann ist zuversichtlich: <q>Demokratie funktioniert</q>. Richtig. Leider gerade nicht so, wie ich mir das vorstelle.</p> <h2 id="warum-finde-ich-das-so-schlimm" tabindex="-1"><a class="header-anchor" href="https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/#warum-finde-ich-das-so-schlimm"><span>Warum finde ich das so schlimm</span></a></h2> <p>Was auch funktioniert: PR. Und die bekommt die AfD mit diesem Interview mal wieder kostenfrei vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk serviert. Bernd Baumann darf von Anfang bis Ende lügen, <em>dogwhistling</em> betreiben, Dinge falsch behaupten, die jeder der sich mit Politik auskennt, sofort widerlegen könnte. Und er darf von einem innerparteilichen Putsch rechter Abweichler in der CDU fabulieren und gleichzeitig noch ein Loblied auf die Demokratie singen.</p> <p>Wir haben es hier nicht mit einer <a href="https://uebermedien.de/105129/gesichert-rechtsextremistisch-und-jetzt-live-zur-afd/">großen Talkshow oder einem ARD-Brennpunkt</a> zu tun, wo Alice Weidel eingeladen ist und den rechtsextremen Quatsch labert, den ihre rechtsextreme Partei nunmal ausmacht und was alle von ihr erwarten. Es geht hier nicht um Quoten. Das hier ist die Brot-und-Butter-Berichterstattung aus dem parlamentarischen Betrieb. Und diese ist in höchstem Maße problematisch bis katastrophal. Warum fragt der Reporter nicht nach? Warum unterbricht er nicht? Warum entlarvt er Baumann nicht vor laufender Kamera?</p> <p>Leider weiß ich die Antwort: weil er das auch bei jedem und jeder anderen Sprecher*in anderer Parteien auch nicht getan hätte. Es ist ein völlig normales Interview in dem Sinne, dass eine dusslige Einstiegsfrage gestellt wird<sup class="footnote-ref"><a href="https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/#fn2" id="fnref2">[2]</a></sup> und dann für zwei Minuten das Mikro hingehalten wird, in denen der Counterpart sagen kann, was er will. Das ist kein guter Journalismus, aber das ist das Gros des Journalismus, den uns die Öffentlich-Rechtlichen jeden Tag liefern. Und dieser ist der PR-Maschine der Parteien nicht gewachsen und war es noch nie. Nur das bisher halt die meisten Parteien nicht die Demokratie abschaffen wollten.</p> <p>Die Demokratie sollte aber auch auf den Parlamentsfluren verteidigt werden<sup class="footnote-ref"><a href="https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/#fn3" id="fnref3">[3]</a></sup>, das ist der Auftrag der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Und das findet zur Zeit nicht statt.</p> <hr class="footnotes-sep" /> <section class="footnotes"> <ol class="footnotes-list"> <li id="fn1" class="footnote-item"><p>Um diese Art von möglicher Unmöglichkeit auszudrücken, scheint es der deutschen Grammatik an Werkzeugen zu fehlen. <a href="https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/#fnref1" class="footnote-backref">↩︎</a></p> </li> <li id="fn2" class="footnote-item"><p>„Herr Klinsmann, warum hat die Nationalmannschaft nicht gewonnen?“ <a href="https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/#fnref2" class="footnote-backref">↩︎</a></p> </li> <li id="fn3" class="footnote-item"><p>Auch wenn man den Gang vor der AfD-Fraktion ohne weiteres als den Hindukusch des Bundestages bezeichnen könnte. <a href="https://couchblog.de/blog/2025/05/13/ohne-jeden-widerspruch/#fnref3" class="footnote-backref">↩︎</a></p> </li> </ol> </section> ]]>
</content>
</entry>
<entry>
<title>
<![CDATA[ Atomfall ]]>
</title>
<link href="https://couchblog.de/blog/2025/04/28/atomfall/"/>
<updated>2025-04-28T14:28:55Z</updated>
<id>https://couchblog.de/blog/2025/04/28/atomfall/</id>
<content type="html">
<![CDATA[ <p>Unbedarft wie ich eben noch bin, habe ich mir <a href="https://atomfall.com/de">Atomfall</a> zugelegt, weil mich die Grafik und das Setting interessiert haben und ich mal wieder einen First-Person-Shooter spielen wollte. Von <a href="https://rebellion.com/de/">Rebellion</a> oder <a href="https://rebellion.com/games/sniper-elite-5/">Sniper Elite</a> hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nichts gehört und schon gar nicht von <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/S.T.A.L.K.E.R.:_Shadow_of_Chernobyl">Stalker</a>. Trotzdem, oder gerade deswegen, hat mir Atomfall ziemlichen Spaß gemacht.</p> <p>Unser*e Spieler*in in Atomfall erwacht ohne Gedächtnis in einem Bunker in der Quarantänezone um das explodierte Atomkraftwerk Windscale im Jahr 1961. In der Atomfabrik an der englischen Westküste, die heute Sellafield heisst, hat es tatsächlich 1957 einen atomaren Zwischenfall gegeben, das „<a href="https://youtu.be/pxYz3lJ-iiQ">Windscale fire</a>“. Die Sache wurde jedoch soweit es eben ging heruntergespielt, da das dort produzierte Tritium zum Bau einer Wasserstoffbombe benötigt wurde… Wenn das nicht mal ein perfektes Setting ist, um darum eine mittelschwere Verschwörungsstory zu stricken, also irgendwas sollte durch oder in dem Atomkraftwerk versteckt werden. Und irgendeinen Grund muss es geben, dass in netten englischen Kleinstädten der 60er Jahre, <a href="https://youtu.be/gvCry-rEhcs?si=zxuwespQ0bzOrFGv&amp;t=4m22s">riesenhafte Kampfroboter</a> umherstreifen.</p> <p class="tip">Wer Atomfall noch nicht gespielt hat, noch spielen will, aber fuchsteufelswild wird, wenn ihm schon Kleinigkeiten gespoilert werden, der sollte nicht weiterlesen!</p> <p>Atomfall also ist ein Open-World-Egoshooter und das Setting spielt in einer Quarantänezone um ein explodiertes Atomkraftwerk. Das hört sich natürlich sehr nach Stalker an, mit dem es sonst aber nicht viel zu tun hat. Dagegen ist es vor allem ein kleines Spiel, mit einer recht übersichtlichen „open world“ und einer gleichsam viel leichteren Atmosphäre, was sich am krassesten wohl darin äußert, dass immer Tag ist. Also Sommertag nachmittag, wenn wir nicht gerade in irgendwelchen Bunkern, Minen, der Kanalisation oder natürlich den dunklen Gängen des besagten Atomkraftwerkes und seiner Forschungseinrichtungen herumschleichen. Und die Gegner sind meist kleinere Banden von Banditen oder die Anhänger*innen eines Keltenkults, seltener mutierte Superzombies und ab und an mal ein Kampfroboter.</p> <p>Wie all diese Wesen in das Nordengland der 60er-Jahre kommen, verrate ich mal trotz Spoilerhinweis noch nicht. Das ist aber genau die Zeit, in der das Spiel angesiedelt ist und das ist auch irgendwie die <abbr title="Unique Selling Proposition">USP</abbr> von Atomfall. Alles, von der Landschaft, der Ausrüstung bis hin zu jedem einzelnen <abbr title="Non Player Character">NPC</abbr> atmet die Seele Großbritanniens der hier in der Provinz not so roaring 60’s, so groß war Britannien zu dieser Zeit im Lake District wahrscheinlich gar nicht. Und: ohen Untertitel kommt nur aus, wer den nordenglischen Dialekt verstehen kann, der in der Gegend gesprochen wird, auf eine Synchro wurde aus Gründen der Authenzität verzichtet. Well…</p> <p>Unser*e Held*in wacht also in einem Bunker auf, kriegt mit auf den Weg gegeben, dass aus der Zone zu fliehen ist und auf geht’s. Das erste Erlebnis: in einer typisch englischen, roten Telefonzelle klingelt das Telefon und eine Stimme teilt uns mit: „Oberon must die“. Dass es hier nicht um den <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Oberon_(Elfenk%C3%B6nig)">Elfenkönig</a> geht und die Sache kein Sommernachtstraum, ist uns da schon klar. Schließlich brennt oder vielmehr strahlt im Hintergrund auch noch das zerstörte Atomkraftwerk.</p> <p>Wir sind also auf einer Quest, um die Quarantänezone zu verlassen. Dabei begegnen wir vielen feindlich gesonnenen Figuren, die im Regelfall über den Haufen geschossen, gesprengt oder mit dem Cricketschläger geprügelt werden. Wir finden Hinweise, lösen Rätsel, öffnen riesige Bunkertüren und bringen das Forschungszentrum unter dem AKW wieder ans Netz. Kleinigkeit.</p> <p>Sein Kampfsystem hat Atomfall zu großen Teilen von Sniper Elite geerbt, wenn auch in einer leicht abgespeckten und gefühlt leichter bedienbaren Version. Es schießt sich durchaus einfach und auch mit dem Cricket-Schläger kommen wir in der Regel zum Ziel. Allerdings, ähnlich wie in Sniper Elite ist unser alter ego auch ganz schön verletzlich und schnell am Ende, sobald die stets gut zielenden Gegner uns treffen. Vor allem im Nahkampf mit den zombifizierten Schutzanzugträgern müssen wir schon extrem vorsichtig sein. Was immer hilft, ist etwas in ihrer Nähe in die Luft zu jagen. Ansonsten gilt für den Nahkampf immer: sich die Gegner mit einem beherzten Tritt zurechtlegen und dann draufhalten… und die Roboter, sind wirklich viel zu leicht auszuschalten.</p> <p>Das „Quest-System“ allerdings ist komplett anders aufgebaut: wo es in Sniper Elite klare Missionen und Befehle gibt, muss sich unser*e Protagonist*in in Atomfall alles mühevoll selbst erarbeiten. Dafür gibt es aber hunderte Hinweise, mit denen das Spiel gepflastert ist und die immer neue Rätsel und Nebengeschichten eröffnen. Alles führt zwar letztlich zum Abschluss, aber es ist genauso möglich sich Verbündete und Freunde zu suchen, wie alle Leute über den Haufen zu schießen. Letztlich bleibt es den Spieler*innen überlassen. Die Bedienung der Hinweisbibliothek ist allerdings hin und wieder etwas hakelig.</p> <p>Passend zu dieser Idee, gibt es wohl sechs unterschiedliche Enden für Atomfall. Wenn die allerdings alle so ausfallen, wie das, welches ich bis zum Schluß verfolgt habe… also ich sag mal so: das Ende ist nicht das beste in dem Spiel. Also lieber mal alle Quests und Sidequests durchspielen, statt schnell zum Ende zu drängen.</p> ]]>
</content>
</entry>
<entry>
<title>
<![CDATA[ Love Like Blood ]]>
</title>
<link href="https://couchblog.de/blog/2025/04/15/love-like-blood/"/>
<updated>2025-04-15T13:34:30Z</updated>
<id>https://couchblog.de/blog/2025/04/15/love-like-blood/</id>
<content type="html">
<![CDATA[ <p>Es gibt so Songs… nein, es gibt Platten, da kommt einfach alles zusammen: Post-Punk, New Wave, die Achtziger, die Pubertät, dieser ganz spezielle Und-<a href="https://youtu.be/fCTt0VDNJaQ">Dann-Sind-Wir-Helden</a>-Sound der <a href="https://hansastudios.de/">Hansa-Studios</a> in Berlin. Killing Joke waren Post-Punk in persona, und auf dem Weg vom Punk zum Kommerz, nahmen sie die New-Wave-Abkürzung. Eingefleischte John Peel Hörer kannten sie wohl auch schon vor 1985, aber das war ich zu der Zeit noch gar nicht.</p> <p>„<a href="https://youtu.be/TnpwuRlXbhk">Love Like Blood</a>“ jedenfalls war der erste und einzige Hit, den Killing Joke in der BRD (sic!) hatten und das zu Recht, jedenfalls so sehr, dass ich die Single damals gekauft und bis heute aufbewahrt habe. Weil sie gleichsam prägend und in der Sache einmalig war. Der Sound ist wavig, aber Synthie und Gitarre konkurrieren so gekonnt miteinander, dass er ebenso auch rockig ist. Und damit nicht alle in nur in Ehrfurcht erstarren ob des zugegeben genialen Soundteppichs, der sich da über die geneigten Hörer*innen legt, ist das ganze einerseits mit einem 1A Tanzbeat unterlegt; ganz untypisch von einem echten Schlagzeug von einem echten Menschen bedient, wo bei der Konkurrenz schon lange der <a href="https://sisterswiki.org/Doktor_Avalanche">Drumcomputer</a> die Regel war. Andererseits ist da die, sagen wir mal freundlich: hypnotisierende Stimme von Jaz Coleman, die uns von der Liebe erzählt und zwar, dass die Liebe ein Schlachtfeld ist, Krieg gewissermaßen und das, meine Damen und Herren, ist doch genau, wie ich die Sache, also die Liebe, damals mit 16 aufgefasst habe! Und wo wir gerade bei Platten bei denen alles zusammenkommt sind, eben jener Jaz Coleman glaubte noch 1982 die Welt würde untergehen und zog sich nach Island zurück, um dort unter anderem dann mit den Sugarcubes Musik zu machen.</p> <p>OK, zwei Facts noch, dann legen wir die Single wieder weg. Erstens: Killing Joke (und eines ihrer Konzerte in Hamburg) nehmen eine recht prominente Rolle in der von mir ebenso über alles geliebten „<a href="https://youtu.be/tIwMU1NGVGM">Autobiografie einer Heizung</a>“ ein, wieder völlig zu Recht und Killing Joke haben tatsächlich noch einen Song gemacht, der die kompletten 80er zusammenfasst: „<a href="https://youtu.be/x1U1Ue_5kq8">Eighties</a>“.</p> ]]>
</content>
</entry>
<entry>
<title>
<![CDATA[ Es ist egal, wie groß Grönland wirklich ist ]]>
</title>
<link href="https://couchblog.de/blog/2025/03/29/es-ist-egal-wie-gross-groenland-wirklich-ist/"/>
<updated>2025-03-29T10:25:17Z</updated>
<id>https://couchblog.de/blog/2025/03/29/es-ist-egal-wie-gross-groenland-wirklich-ist/</id>
<content type="html">
<![CDATA[ <p>„Shock and awe“, „flooding the zone with shit“, alles bekannte Konzepte der Trump-Administration, tausend Mal zitiert und auch in der deutschsprachigen Presse vorgetragen. Und trotzdem, es wird über jeden noch so kleinen Furz berichtet, den Trump, Vance oder sonst wer auf der anderen Seite des Atlantiks während der Nachtschicht abgelassen hat.</p> <p>Natürlich ist es schwierig, sich dem News-/Horrorcycle zu entziehen, aber es wird auch ehrlich gesagt überhaupt nicht versucht. In der Angst die entscheidende News zu verpassen, oder eine weniger zu präsentieren, als die Konkurrenz, wird einfach sehr viel berichtet. Alles zu berichten, versucht zum Glück <a href="https://www.nytimes.com/interactive/2025/us/trump-agenda-2025.html">fast niemand</a>.</p> <p>Ein besonders lustiges (das nicht lustige Lustig) Beispiel hatte diese Woche Zeit Online: <a href="https://www.zeit.de/kultur/2025-03/groenland-donald-trump-jd-vance-daenemark?freebie=e0d53471">Grönland ist gar nicht so „massive“</a>. Basierend auf der Annahme, dass Donald Trump, wie viele andere Menschen, beim Betrachten der Landkarte, auf die <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Mercator-Projektion">Mercator-Projektion</a> hereingefallen sei und deshalb denken könnte, dass <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%B6nland">Grönland</a> größer sei, als es wirklich ist, wird ein langer Artikel gestrickt. Mit einer zugegeben wirklich guten Visualisierung des Problems, die Trump sicherlich helfen könnte, für den Fall das.</p> <p>Bis auf die Grundannahme des Textes also ein gelungener Artikel. Nur ist diese Annahme natürlich das Problem, meiner Meinung nach, wohlgemerkt. Nicht, dass ich nicht auch glauben könnte, dass genau das passiert ist, wenn Trump vom massiven Grönland spricht: er hält es womöglich für größer als es ist. Wobei, mit einer Fläche von 2.166.086 km² ist es immer noch ziemlich groß. Aber implizit anzunehmen, Trumps Interesse an der größten Insel der Erde entspringe aus Dummheit, geht ihm bzw. seiner Administration voll auf den Leim. Erinnern wir uns: die Öffentlichkeit mit Scheiße fluten.</p> <p>In Wahrheit bleibt der Artikel natürlich nicht bei dieser kruden These, sondern kommt letztlich dazu, was wir eigentlich wissen müssten: die Polkappen schmelzen ab, Grönland wird in Zukunft eine wichtige Position für Handelsrouten und Militär haben, außerdem gibt es dort Öl und Gas und vor allem jede Menge seltene Erden. Aber dafür gibt es dann leider keine Infografik und das war auch leider kein so guter Aufmacher. Und bis dahin liest ja kein normaler Mensch jenseits des Bildungsbürgertums („Ha! Das wusste ich!“), viel zu langweilig und da gibt es ja auch schon den nächsten Artikel über die nächste dumme Sache, die Trump gesagt hat. Oder J.D. Vance. Oder irgendwer auf der anderen Seite des Atlantiks…</p> <p class="cc-copyright">Karte: <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Greenland_on_the_globe_(Greenland_centered).svg">TUBS</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0">CC BY-SA 3.0</a>, via Wikimedia Commons.</p> ]]>
</content>
</entry>
<entry>
<title>
<![CDATA[ Jimmy Popeye Doyle ]]>
</title>
<link href="https://couchblog.de/blog/2025/03/02/jimmy-popeye-doyle/"/>
<updated>2025-03-02T08:53:54Z</updated>
<id>https://couchblog.de/blog/2025/03/02/jimmy-popeye-doyle/</id>
<content type="html">
<![CDATA[ <figure><img src="https://couchblog.de/blog/2025/genehackman.jpg" alt="" /><figcaption>Gene Hackman ist tot.</figcaption></figure> <p class="cc-copyright">Foto: <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:GeneHackmanJun08.jpg">Christopher Michael Little</a> unter <a href="https://creativecommons.org/licenses/by/2.0">CC BY 2.0</a></p> ]]>
</content>
</entry>
<entry>
<title>
<![CDATA[ Wider besseres Wissen ]]>
</title>
<link href="https://couchblog.de/blog/2025/02/01/wider-besseres-wissen/"/>
<updated>2025-02-01T09:52:24Z</updated>
<id>https://couchblog.de/blog/2025/02/01/wider-besseres-wissen/</id>
<content type="html">
<![CDATA[ <p>Also das, was wir da jetzt die letzten Tage zu ertragen hatten, wirft ja ein schönes Streiflicht, auf die uns—den Zahlen nach—immer noch bevorstehende nahe Zukunft. Was Friedrich Merz und seine Vasall*innen von der CDU/CSU, AfD, FDP und BSW da boten, ist ein grenzenloses Beispiel politischer Brandstiftung, wie es die Republik seit dem sogenannten <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Asylkompromiss">Asylkompromiss</a> <a href="https://couchblog.de/blog/2024/05/29/solingen-1993/">1993</a> nicht erlebt hat.</p> <h2 id="mit-dem-kopf-durch-die-brandmauer" tabindex="-1"><a class="header-anchor" href="https://couchblog.de/blog/2025/02/01/wider-besseres-wissen/#mit-dem-kopf-durch-die-brandmauer"><span>Mit dem Kopf durch die Brandmauer</span></a></h2> <p>Erst reißt Merz die eh nur noch sprichwörtlich vorhandene Brandmauer mit großem Geschreie und Tamtam ein, um einen völlig nutz- und folgenlosen Entschließungsantrag gemeinsam mit den Armleuchtern für Deutschland durch den Bundestag zu bringen. Merz großer 5-Punkte-Plan<sup class="footnote-ref"><a href="https://couchblog.de/blog/2025/02/01/wider-besseres-wissen/#fn1" id="fnref1">[1]</a></sup>, dessen Vorschläge <a href="https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/merz-asylpolitik-fuenf-punkte-rechtliche-grenzen-100.html">abwechselnd illegal oder undurchführbar sind</a>, war ihm in seiner unendlichen Sturheit so wichtig, dass es lohnte dafür Weidels wildem Haufen in die Hände zu spielen. Dabei wird der Beschluss nach der letzten Sitzung dieser Legislatur von der Bundestagsverwaltung geschreddert werden, weil es dann keine Bundesregierung mehr gibt, an die er sich richtet<sup class="footnote-ref"><a href="https://couchblog.de/blog/2025/02/01/wider-besseres-wissen/#fn2" id="fnref2">[2]</a></sup>.</p> <h2 id="historische-niederlage" tabindex="-1"><a class="header-anchor" href="https://couchblog.de/blog/2025/02/01/wider-besseres-wissen/#historische-niederlage"><span>Historische Niederlage</span></a></h2> <p>Und als wenn das nicht schon genug zerschlagenes Geschirr aus dem Porzellanladen der Demoratie wäre, versuchte Merz zusammen mit CDU/CSU, FDP, BSW und AfD heute den propagandistisch als „Zustrombegrenzungsgesetz“ bezeichneten Aufguss eines schon einmal gescheiterten Gesetzes durch den Bundestag zu peitschen, drei Wochen vor der Bundestagswahl. Vor und hinter den Kulissen versuchten viele Menschen von SPD, Grünen, aus der eigenen Partei bis hin zu Ex-Kanzlerin <a href="https://bsky.app/profile/claasgefroi.bsky.social/post/3lgxw5xmf4s2m">Angela Merkel</a> und zahlreichen Demonstrant*innen im ganzen Land, Merz von seinem Vorhaben abzubringen. Aber nein, er zeigte sich als der beratungsresistente Sturkopf, der er nunmal ist. Politker*innen von SPD und Grünen beschwerten sich öffentlich, die sogenannten Verhandlungen mit Merz hätten so ausgesehen, dass es nur ein „friss <em>und</em> stirb“ (Mützenich) gegeben habe, also sie sollten mitstimmen, <a href="https://mastodon.social/@TwraSun/113924883900056326">sonst mache die CDU es eben mit der AfD</a>.</p> <p>Umso krachender die Niederlage, die Merz nun erlitten hat, weil letztlich doch genug CDU- und FDP-Abgeordnete ihr Gewissen wiederentdeckten und wahlweise der Abstimmung fern blieben, sich enthielten oder sogar dagegen stimmten.</p> <h2 id="uneinsichtig-bis-zuletzt" tabindex="-1"><a class="header-anchor" href="https://couchblog.de/blog/2025/02/01/wider-besseres-wissen/#uneinsichtig-bis-zuletzt"><span>Uneinsichtig bis zuletzt</span></a></h2> <p>Das sieht Herr Merz natürlich nicht so. Er gab in den folgenden Interviews fröhlich zu Protokoll: alles gut, alles ganz normal, <a href="https://youtu.be/-6dIoYDBG_U?t=306&amp;feature=shared">eine Sternstunde für die Demokratie</a>. Er sei eben nur auf der Suche nach einer Mehrheit für eine Wende in der Asylpolitik.</p> <p>Was ist nun das Ergebnis dieses politischen Suizid-Kommandos? Ein großer Triumph für die Nazis und Putin-Freunde im Bundestag auf jeden Fall. Und Merz hat die Demos von Anfang '24 wieder auf die Straße gebracht, diesmal allerdings ohne Diskussionen darum, ob die CDU denn nun mitgemeint sei oder nicht. Ob diese Demonstration kompletter Unwählbarkeit nun noch die Wende im Wahlkampf bringen kann? Wir werden es sehen, bei <a href="https://www.rnd.de/politik/laschet-lacht-was-war-der-grund-ursache-jetzt-bekannt-6UH7ZXKDO5FCBNGGIOAJALFBWI.html">Laschets Lachen</a>!</p> <p>Merz hingegen scheint schon jetzt die sich abzeichnende große Koalition mit <em>seinem</em> Asylthema beherrschen zu wollen. Möglicher- und lustigerweise hat er aber damit das Verhältnis mit der SPD (und Teilen der eigenen Partei) so zerrüttet, dass die dann sagen: Große Koalition? Na klar, aber ohne Herrn Merz.</p> <h2 id="nicht-weimar%3F-aber-wien!" tabindex="-1"><a class="header-anchor" href="https://couchblog.de/blog/2025/02/01/wider-besseres-wissen/#nicht-weimar%3F-aber-wien!"><span>Nicht Weimar? Aber Wien!</span></a></h2> <p>Was aber, wenn Merz nun noch mehr Menschen in die Arme der AfD getrieben hat und eine Mehrheit mit der SPD gar nicht zustande kommt? Im schlimmsten Fall hilft dieses ganze Theater wieder nur den Nazis und wir stehen in drei Wochen vor einem ähnlichen Scherbenhaufen, wie unsere Nachbar*innen in Österreich. Merz wird dann ohne Nachdenken mit der AfD regieren oder gar den Juniorpartner für Weidel geben. <a href="https://www.spiegel.de/politik/deutschland/friedrich-merz-sammlung-seiner-aussagen-zur-zusammenarbeit-mit-der-afd-a-52810f3c-6fbf-4668-82bf-22792883333f">Seine Versprechungen halten ja offensichtlich nur bis zur nächsten Situationsänderung</a>. Und Merz will regieren, egal wie.</p> <p class="cc-copyright">Foto: Nico Brünjes unter <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/deed.de">Creative Commons BY-NC-SA 4.0</a> Lizenz.</p> <hr class="footnotes-sep" /> <section class="footnotes"> <ol class="footnotes-list"> <li id="fn1" class="footnote-item"><p>Warum eigentlich fünf mickrige Punkte? Ist ihm nicht mehr eingefallen? Andere berühmte Punkte-Pläne und -Programme hatten 10, 14, 16 oder gar wie das Parteiprogramm der NSDAP 25 Punkte. <a href="https://couchblog.de/blog/2025/02/01/wider-besseres-wissen/#fnref1" class="footnote-backref">↩︎</a></p> </li> <li id="fn2" class="footnote-item"><p>Die <a href="https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.fuenf-punkte-plan-merz-mhsd.f31ecba3-e7ed-49c3-b44c-8c681765b741.html">Stuttgarter Zeitung schreibt dazu</a> bspw.: „Der Entschließungsantrag vom Mittwoch hat jedoch nur symbolischen Charakter und ist rechtlich nicht bindend. Er fordert die Bundesregierung lediglich auf, Maßnahmen im Sinne des Fünf-Punkt-Plans umzusetzen, verpflichtet sie dazu aber nicht.“ <a href="https://couchblog.de/blog/2025/02/01/wider-besseres-wissen/#fnref2" class="footnote-backref">↩︎</a></p> </li> </ol> </section> ]]>
</content>
</entry>
<entry>
<title>
<![CDATA[ The Zone Of Interest ]]>
</title>
<link href="https://couchblog.de/blog/2025/01/27/the-zone-of-interest/"/>
<updated>2025-01-27T13:35:25Z</updated>
<id>https://couchblog.de/blog/2025/01/27/the-zone-of-interest/</id>
<content type="html">
<![CDATA[ <p><strong>Heute vor 80 Jahren befreiten Soldaten der Roten Armee die Konzentrationslager von Auschwitz und Birkenau.</strong></p> <p>Der Film „The Zone Of Interest“ von Jonathan Glazer aus dem Jahr 2023 passt ganz hervorragend zum heutigen Denk- und Gedenktag. Der Film mit Christian Friedel und Sandra Hüller in den Hauptrollen schafft es wie kein anderes Werk vorher, die Banalität des Bösen<sup class="footnote-ref"><a href="https://couchblog.de/blog/2025/01/27/the-zone-of-interest/#fn1" id="fnref1">[1]</a></sup> aufzuzeigen. Besonders für Menschen, die die Gedenkstätten in Auschwitz und Birkenau besucht haben und sich mit den örtlichen Gegebenheiten auskennen, stellt der fast dokumentarisch gehaltene Film eine Herausforderung dar. Aber auch allen anderen bringt er durch sein banales Schauspiel und den (oskarprämierten) Ton, das Konzentrationslager und die komplette und unbegreifliche Absurdität der Gewalt dort bis zum Schrecken nahe.</p> <p>„The Zone of Interest“ zeigt das Leben der Familie Höß. Vater Rudolf ist der Lagerkommandant von Auschwitz und lebt dort in einer kleinen Villa mit seiner Frau und den fünf Kindern <em>direkt außerhalb der Mauern</em> des Auschwitz-Stammlagers. Und die leben dort, ganz normal als die deutsche Herrenrassen-Familie, die sie nun mal sind. Papa Höß empfängt in seinem Büro Firmenabgesandte, die ihm verbesserte Krematorien verkaufen wollen, während die Kinder im Garten spielen und Mama Höß sich um die zahlreichen Angestellten kümmert. Es gibt in diesem Sinne keine Filmdialoge, alles ist dokumentarisch gehalten, als hätte jemand mehr oder weniger unbemerkt von der Seite einfach mitgefilmt.</p> <p>Das Haus der Lagerkommandanten gehört zur Besichtigungstour der Gedenkstätte und es ist eine dieser quälenden Fragen, die ich seinerzeit <a href="https://couchblog.de/blog/2020/01/27/besuch-in-auschwitz-und-birkenau/">von meinem Besuch</a> mit nach Hause brachte. Wie konnte dort, direkt an der Mauer des KZ, eine Familie wohnen? Die Familie eines Kommandant, der bis zu seiner Hinrichtung 1947 darauf bestand, <em>nur Befehle ausgeführt zu haben</em>.</p> <p>Diese Frage beantwortet der Film auf eine Weise. Die Familie lebte dort einfach, mit allen Annehmlichkeiten, die das so mit sich brachte. Gewiss, es gab auch Unannehmlichkeiten: die Krematoriumsasche im Fluß stört doch irgendwie den fröhlichen Ausflug und auch der Gestank lässt kaum ignorieren. Jedenfalls geht es Höß’ Schwiegermutter so, die nach anfänglicher Begeisterung, schnell wieder abreist. Und wenn es mal Asche regnet: schnell die Wäsche reinholen!</p> <blockquote> <p>Regisseur Glazer wollte die Gräueltaten aus dem KZ ausschließlich über den Sound darstellen. Zu diesem Zweck stellte der Tondesigner Johnnie Burn ein 600-seitiges Dokument zusammen, das relevante Ereignisse in Auschwitz, Zeugenaussagen und eine große Karte des Lagers enthielt, damit die Entfernung (und somit die Lautstärke) und Echos der Geräusche genau bestimmt werden konnten. Bevor die Dreharbeiten begannen, verbrachte er ein Jahr damit, eine Tonbibliothek aufzubauen, die Geräusche von Produktionsmaschinen, Krematorien, Stiefeln, Schüssen und Schreie enthielt. Er baute die Bibliothek bis weit in die Dreharbeiten und die Postproduktion hinein weiter aus.</p> </blockquote> <p>Was an „The Zone of Interest“ im schlimmsten Sinn beeindruckt, ist der Ton. Das Lager ist in quasi jeder Szene nicht zu überhören. Und damit sind nicht nur die Schreie der Wachen und ihrer Opfer gemeint, sondern auch der monotone und nie abreißende Sound des industriellen Tötungsmaschine Auschwitz, die nicht still stehenden Krematorien und angrenzenden Fabriken. Und je länger der Film geht, umso mehr beginnt mensch als Zuschauer selbst, das Geräusch zu ignorieren…</p> <p class="copyright">Karte: Luftbild der US Army, Public domain</p> <hr class="footnotes-sep" /> <section class="footnotes"> <ol class="footnotes-list"> <li id="fn1" class="footnote-item"><p>„Die Banalität des Bösen“ ist ein Begriff, den Hannah Ahrendt im Zusammenhang mit dem Prozess 1961 gegen Adolf Eichmann in Jerusalem prägte und auch der Untertitel <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Eichmann_in_Jerusalem">ihres Buches</a> darüber. <a href="https://couchblog.de/blog/2025/01/27/the-zone-of-interest/#fnref1" class="footnote-backref">↩︎</a></p> </li> </ol> </section> ]]>
</content>
</entry>
</feed>