Jostein Gaarder - Der Geschichtenverkäufer

Thema:

So leben wir also unser Leben. Tag ein Tag aus derselbe Trott, ohne großes Nachdenken, vom Aufstehen bis zum Schlagenlegen fast wie automatisch und wir denken viel zu wenig nach. Dies ist ein tristes Gefühl, aber eben dieses Gefühl hat mich bei meiner letzten Lektüre regelmäßig von zwischen den Zeilen beschlichen. Hätte man mehr aus seinem Leben machen können? Bei dem IQ? Man hätte mehr daraus machen müssen! Mehr nachdenken, die Schritte besser überlegen, nicht immer so in den Tag hineinleben…

Jostein Gaarder, der schon mit seiner Philosophie für Leute, die Philosophie nie oder immer anders verstanden haben: Sofies Welt reichlich Eindruck bei mir machte, hat mal wieder ein Buch für mich geschrieben. Nun ja, vielleicht nicht direkt für mich, dann hätte er es mir vielleicht direkt zugeschickt und ich hätte es früher gelesen, aber für alle Nicos dieser Welt ist es auf alle Fälle. Bis in die letzten Seiten hinein habe ich für die (dann doch irgendwie tragische) Hauptfigur des Romans mehr als Sympathie empfunden. Bewunderung. Immer wieder musste ich zu mir sagen, welch ein Glück, dass das nur eine erfundene Figur ist, denn wenn dies die richtige Art ist, seine Möglichkeiten zu nutzen, dann habe ich ja wirklich verdammt nochmal alles falsch gemacht. Und damit meine ich gar nicht den offensichtlich im Vordergrund liegenden Handlungsstrag des Schriftstellers der für andere schreibt und sich dabei immer mehr in seinem Selbstgesponnenen Netz aus Intrige und Betrug verheddert. Nein, es ist die Person selbst, die Erzählung, die Schreibe. Ich stelle mir vor, es säße ein Mann von 48 Jahren vor mir und kann mir in allen, in wirklich allen verdammten Einzelheiten jedes Gefühl, jede Entscheidung, jede Idee die er seit seinem dritten Lebensjahr ausgebrütet hat bis auf das Haarkleinste erzählen. Verdammt nochmal, das macht mir regelrecht Angst, denn ich kann mich ja kaum an die letzte Woche erinnern. Oder daran, warum ich bestimmte Entscheidungen getroffen habe. Immer aus dem Bauche heraus, ist ja grausig.

Es tröstet mich nicht, welches Schicksal aus chemisch reinen Zufällen den Protargonisten am Ende ereilt, auch nicht der Stimmungswechsel, schließlich wandeln Genie und Wahnsinn Hand in Hand. Nein, uninteressant ist auch, das nie ganz klar ist, ob es nun Erinnerungen oder Phantasien sind, ob Gaarder eine Person beschreibt, die diese Dinge wirklich macht oder nur in einer Gummizelle sitzend darüber phantasiert. Ist mir egal! So hätte man es machen müssen. Da liegt mein Fehler. Banal.

Ein gutes Buch. Lesen. Froh sein, wenn es vorbei ist.

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