Süchtig
Das Bundesgesundheitsministerium hat eine Studie in Auftrag gegeben, die feststellt, dass 560.000 Deutsche, jetzt kommt’s, internetsüchtig sind.
Hochgerechnet gilt demnach etwa ein Prozent der Bevölkerung als onlinesüchtig. Das entspricht ungefähr der Zahl der Marihuana-Abhängigen. Die Studie ist die erste repräsentative Untersuchung zur Internetsucht in Deutschland. Experten der Universität Lübeck und der Universität Greifswald befragten mehr als 15.000 Menschen zwischen 14 und 64 Jahren per Telefon. ZEIT ONLINE
OK. Ich geb’s hiermit zu: ich bin onlinesüchtig. Ich sitze jeden Tag von spätestens neun, bis mindestens 17 Uhr vor dem Rechner, meistens länger (Suchtzeichen: übermäßige Nutzung), und ich habe immer mindestens zwei Browserfenster offen (Suchtzeichen: Mehrfachverwendung). Zeitweise hämmere ich im Minutentakt auf den Reloadbutton (Suchtzeichen: Ticks und Zwänge). In ungefähr dem gleichen Takt purzeln Emails in mein Postfach, gehen Tweets ein, werde ich im Chat angesprochen (Überdosis Information). Um meiner Sucht körperlich gewachsen zu sein, trinke ich literweise Kaffee (Zusatzsucht). Während ich online bin, sitze ich fast ausschließlich im Büro (Suchtzeichen: Immobilität) und leide darum an Adipositas (wieder Zusatzsucht), weil ich ausschließlich in der hauseigenen Kantine esse. Leute treffe ich allenfalls in Meetings, in den sogenannte jour fixes auch noch immer diesselben Leute (Suchtzeichen: eingeschränkter Freundeskreis). Wenn ich nicht am Rechner sitze, bin ich via iPhone online (Angst etwas zu verpassen), ich beantworte Mails noch bis spät abends. Alles eindeutige Suchtzeichen.
Und ich verdiene auch noch Geld damit. Viel mehr verdiene ich Geld mit der (Informations-)Sucht anderer. OK, ich bin kein Dealer, aber ich gehöre zu den Leuten im Hintergrund, die das Geschäft am Laufen halten.
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