Twittern via iPhone (Test)
Im Mai hat Nico Lumma einen Kurztest über mobile Twitterservices vorgelegt, ist dabei aber nur auf Webseiten eingegangen, die iPhone-gerechtes Twittern ermöglichen. Inzwischen ist viel geschehen: das iPhone 3G ist da, ich habe eines und es gibt den AppStore und dort widerum zur Zeit vier waschechte Twitter-Clients. Zusammengenommen also ein paar Gründe, diese mal zu testen.
Client vs. Webservice
Zunächst mal die Gretchenfrage: braucht man überhaupt einen echten iPhone-Client, wo es doch m.twitter.com oder hahlo.com gibt, wo man komfortabel über eine Website twittern kann. Ganz unberechtigt ist die Frage nicht, denn die Einschränkung des iPhones bringen Webservices ein wenig in eine Vorteilsposition: da man immer nur ein Programm laufen lassen kann, kann man mit einem Twitterclient nur twittern, während man eine Website in als eigene Seite im mobile Safari vorrätig halten kann. Das ist dann zumindest während man surft wesentlich praktischer. Richtiger Parallelbetrieb ist dies aber leider auch nicht. Die Clients bringen dafür gegenüber den Webanwendungen einige neue Features mit: direkte Fotoschnappschüsse hochzuladen und die Angabe von Geodaten. Da man nun also beim iPhone sowieso immer unterbrechen muss, um zu twittern, kann man auch irgendwie gleich eine passende Anwendung dafür nutzen. Solche Clients sind schlussendlich ja auch auf dem Desktop sehr verbreitet und stellen ein Stück der Tweethistory auch offline dar, falls man das braucht.
Twitterific
Die Iconfactory bietet schon länger Twitterific für den großen Mac an, hat also schon einige Erfahrung. So dürfte Twitterific [AppStore-Link] auch die erste Twitter-App sein, die es in den Store geschafft hat. Dort gibt es sie in zwei Ausführungen: als »Kostenlos«-Variante mit Werbeinblendungen und als werbefreie, aber €7,99 teure Premium-Variante.
Twitteriffic sieht natürlich super aus, ist schließlich von der Iconfactory, die verstehen ihr Handwerk: das gesamte Erscheinungsbild ist hochwertig, die Schriften gut lesbar, die Avatare sind groß und fein gerendert. Die Eingabemaske macht erst einen etwas gedrungenen Eindruck, ein bisschen wenig Textfeld im Vergleich zum Keyboard, aber: dafür ist Twitterific die einzige App, bei der man den Tweet auf den man gerade antwortet noch sehen kann, alle andere decken die Liste nämlich ab. In der Eingabemaske kann man seinen Standort festlegen und auch gleich ein Bild hochladen. Allerdings muss man sich im Einstellungsmenü vorher überlegen, ob man gespeicherte Fotos hochladen möchte, oder eher direkt Snapshot aufnehmen will. Diese werden dann bei Twitpic abgelegt. Fotos sollten dafür übrigens im Querformat aufgenommen werden, da sie eh’ automatisch in dieses Format gedreht werden.
Einfach die Friends-Timeline zu verfolgen ist für Twitterific-Nutzer kein Problem, alles wird in eine Liste gepackt, inklusive @-replies und direct messages, diese werden aber jeweils farblich gekennzeichnet. Ein Doppel-Tap auf einen Tweet fördert ein Menü zutage: hier kann man auf den Tweet antworten, ihn favorisieren und Infos über den User abrufen. Tweets die man selbst geschickt hat, werden erst beim nächsten Update der Tweets angezeigt. Da hat man dann eine kleine Verzögerung, bis man sieht, das einem die iPhone-Rechtschreib_hilfe_ wieder den Text zersägt hat… Links in Tweets öffnet Twitterific zunächst im eigenen Browser. Das ist praktisch, da so das Programm offen bleibt und man nicht zu Safari wechseln muss. Leider stürtzte genau dieser Browser auch schon mal ab, führte einmal auch zum völligen einfrieren des Gerätes. Grundsätzlich aber eine Spitzenidee.
Zusammengefasst: Twitteriffic ist einfach gestrickt, hat aber alles, was man braucht. Einige Dinge sind ein wenig kurz gedacht, zum Beispiel, dass man die Fotoquelle in den Einstellungen wählen muss. Die App an sich scheint vor allem nach den Updates des iPhone-OS stabiler zu laufen, als zum Erscheinungstermin des Programms. Der eingebaute Browser ist einerseits ein echtes Killerfeature, leider wegen der Absturzgefahr auch ein Sorgenkind. Gesamturteil: gut.
Twinkle
Twinkle [AppStore] ist nur einerseits ein Twitter-Client, andererseits findet er aber auch Twinkle-User in einem einstellbaren Umkreis. Wenn man sich nicht zu schnelle bewegt, findet man damit tatsächlich Twitterer bspw. am Hamburger Hauptbahnhof, die vor marodierenden Rentnergruppen warnen. Dafür widerum muss man sich zusätzlich nochmal für Twinkle registrieren, leider ohne das man genauer aufgeklärt würde, wozu dieses Login ist.
Twinkle kommt mit einer niedlichen Oberfläche mit Star-Wars-Ambiente im Hintergrund und Sprechblasen für die Tweets, mit großen Avatarbildchen nebendran. Etwas kleiner als bei Twitteriffic kommen die Fonts daher, aber immer noch gut lesbar.
Auch bei Twinkle landen Tweets aus dem Freundeskreis zusammen mit den @-Replies in einer Liste, direct messages haben jedoch ein eigenes Fenster. Zusätzlich gibt es nóch eine Ansicht mit den Twinkle-Nutzern im Umkreis, den man auf einen Radius von 1km bis everywhere einstellen kann. Ein Tap auf einen Tweet öffnet diesen in einer eigenen Ansicht, bei der weitere Funktionen zur Verfügung stehen: Antworten, das Profil des Twitterers aufrufen, eine DM senden, followen bzw. entfollowen und schlußendlich denjenigen zu Twinkle einladen.
Will man selbst einen Tweet absetzen, bekommt man dafür ein opulentes Postingsfenster angeboten, das auch schon den aktuellen Ort enthält. Zumindest in anderen Twinkle-Clients wird dieser dann direkt bei der Nachricht angezeigt. Ebenso kann man eigene Fotos twittern, hier kann man allerdings direkt wählen, ob’s ein Schnappschuss oder ein Bild von der Platte sein soll. Gepostet werden die Bilder dann bei Twinkle Shots, auch hier gilt: Querformat aufnehmen. Twinkle hat keinen eigenen Browser, d.h. man wechselt beim Folgen eines Links in den mobile Safari und muss Twinkle schliessen.
Zusammenfassung: Twinkle macht einen freundlichen Eindruck als Programm, die Registrierngspflicht bei den Twinkle-Entwicklern Tapulous kommt eher unfreundlich daher. Die Suchfunktion für den Umkreis ist wenigstens witzig, in Zukunft vielleicht sogar nützlich, auf alle Fälle ein Mehrwert. Der fehlende Browser ist allerdings wirklich ein Manko. Gesamturteil daher nur: befriedigend.
TwitterFon
TwitterFon [AppStore] kommt ein wenig unauffälliger als die beide vorher besprochenen Apps daher. Darstellung und Aufmachung sind deutlich funktionaler, weniger designed. Ebenso gibt’s zumindest auf den ersten Blick weniger Features.
In der einfachen Liste mit Freundes-Tweets sind öffentliche Tweets, @-Replies und direct messages zusammengefasst und farblich gekennzeichnet. Zusätzlich sind aber auch noch Einzelansichten mit den Antworten und den direkten Nachrichten vorhanden. TwitterFon holt bei einem Update nur die letzten 20 Tweets in der jeweiligen Liste, wenn man also vielen followed, kann man anhand dieser Listen wenigstens über die Sondernachrichten Übersicht behalten, alle andere Tweets verpasst man.
So simple wie sich TwitterFon gibt, ist es auch zu bedienen, bei den Einstellungen bspw. kann man nur Username und Passwort eingeben. Dafür kann man dann aber auch keine Fotos hochladen oder den aktuellen Standort bekannt geben. Purismus bestimmt also auch das Eingabefenster.
Überraschenderweise alledings hat TwitterFon einen eigenen Webbrowser, was – wie wir schon gelernt haben – ein nettes Feature ist.
Zusammenfassung: TwitterFon ist klein und fein, die wenigen vorhandenen Features funktionieren allesamt, aber… es unterscheidet sich eigentlich ohne die Cientfeatures kaum von den oben genannten Webservices und bekommt deswegen nur ein: befriedigend.
Twitterlator
Der Twitterlator [AppStore] klingt ein wenig martialisch und ist es vielleicht auch. Hinter dem unauffäligen bis häßlichen Icon verbirgt sich ein wahres Twitterfeaturefeuerwerk. Twitterlator kennt nicht nur die Freundesliste, sondern hat außerdem seprate Auflistungen für: die eigenen Tweets (übrigens fälschlicherweise als »Twitters« bezeichnet), @-Replies und direct messages (in einer Liste), die public timeline, speziell _gefeature_te Twitterer, selbst zusammenstellbare Favoriten, Bookmarks, kürzlich besuchte Profile und Suchen.
Am Beginn jeder Sitzung erscheint kurz diese Liste und man hat gerade nicht genug Zeit, um ein Item auszuwählen, dann switched das Programm automatisch zur zuletzt aufgerufenen Liste. Die Aufmachung der Listen ist ein wenig anders als bei allen anderen Programmen: zum einen ist die Höhe einer Box mit Tweets statisch, je nach Ausnutzung der 140 Zeichen wird die Schrift dadurch größer bzw. klein, mithin ziemlich klein, gerade noch lesbar. Dafür werden Links im eigenen Browser geöffnet.
Dafür hat das Editorfenster wieder vorbildliche Funktionen: Bilder können direkt hinzugefügt werden (Snapshot oder Verzeichnis) und landen dann bei Twitpic. Zusätzlich kann man auch eine Position mittels eines generierte Google Map Links an die Freunde weiterreichen. Bisher die coolste Form der Ortsbekanntgabe.
Und dann hat Twitterlator noch das seltsamste aller Features, die ich bei Twitterlients gesehen habe, nämlich einen Notrufbutton. Damit sendet man offenbar ein SOS mit Ortsangabe an… ja wohin eigentlich? Der Button dafür sitzt auch noch leicht erreichbar neben dem Tweet-Button, kann man zum Glück komplett abschalten.
Zusammenfassung: Twitterlator ist vielleicht von allen Tools das geekigste, hat auf jeden Fall die meisten Funktionen. Ob man die alle braucht? Naja, wenn nicht, könnte man ja auch gleich das Webinterface benutzen, oder nicht? Deswegen jedenfalls, Gesamturteil: gut.
Zusammenfassend…
… sei gesagt, das ich Twiterrific und Twiterlator empfehlen mag. Beide Programme liefen bei mir stabil, sie haben beide ihre Vorzüge, mehr als Nachteile und einen eigenen Browser, so dass man mit beiden Programmen seiner Twittergang ohne weiteres folgen kann. Ich selbst habe auch eine ganze Zeit Twinkle genutzt, inzwischen gefällt mir Twitterlator aber besser. Und eins ist sicher: mehr als einen Twitterclient braucht man nun wirklich nicht.
Was ich im AppStore übrigens nicht finden konnte, ist ein Client für identi.ca bzw. andere Laconica-Server. Es gibt allerdings für €2,39 einen Jabber-Client [MobileChat/AppStore], damit sollte das ja eigentlich gehen.
Übrigens: es gibt noch einige weitere Apps für’s twittern vom iPhone, die sind aber funktional eingeschränkt, also können bspw. nur den Status posten, aber keine anderen Tweets empfangen. Beispiele sind: GPS Twit [AppStore] und Just update [AppStore]. Diese ersetzen vielleicht das SMS-Twittern.
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