W3C HTML Working Group… bis 2010
Gestern hat das W3C offiziell zur neuen W3C HTML Working eingeladen. Nachdem Tim Berners-Lee bereits festgestellt hatte, dass das Web neu erfunden werden müsste und es deutliche und erfolgreiche Bestrebungen ausserhalb des W3C gibt, die Standardhoheit zu übernehmen oder zu ergänzen, setzt sich der Kolloss gemächlich in Bewegung und gibt sich zunächst mal offen:
Recognizing the importance of an open forum for the development of the predominant Web content technology, W3C today invites browser vendors, application developers, and content designers to help design the next version of HTML by participating in the new W3C HTML Working Group.
Klingt doch freundlich. Tatsächlich kann theoretisch jeder, der sich berufen fühlt, an der Working Group als geladener Experte teilnehmen, laut Charta braucht man nicht einmal zu Sitzungen anzureisen, wenn man das nicht will: alle Entscheidungsprozesse finden in Verfahren statt, die Meetings überflüssig machen – was allerdings nicht heisst, es gäbe keine. Geleitet wird die Working Group von Chris Wilson (Microsoft) und Dan Conolly (W3C).
Im Blog der Konkurrenz-Organisation WHAT WG, ruft man tatsächlich auf, sich schnellstens anzumelden, bevor die Arbeit beginnt. Mit anderen Worten, werden die in der WHAT WG zusammengeschlossenen Experten es sich nicht nehmen lassen, auch an der W3C-Gruppe teilzunehmen. Allerdings gibt man sich auch leicht vergrätzt, dass man nicht schon eingeladen wurde:
Surprisingly, the W3C never actually contacted the WHATWG during the chartering process. However, the WHATWG model has clearly had some influence on the creation of this group, and the charter says that the W3C will try to “actively pursue convergence with WHATWG”. Hopefully they will get in contact soon.
Ob man sich allerdings wirklich beeilen muss, man mag es bezweifeln. Das W3C ist nicht gerade für schnelle Arbeit bekannt, freundlich gesprochen. Roger Johansson stellt sehr richtig fest:
The new HTML Recommendation is expected to be finished by the third quarter of 2010. That’s 3.5 years from now.
Es wurde hier schon einmal darüber gesprochen, dass man eigentlich keine fundierte Aussage darüber treffen kann, wie das Internet in zwei oder drei Jahren aussieht. Ausserdem, während eines so langen Prozesses, verlängert derselbe sich immer wieder, um aktuelles Entwicklungen aufzunehmen. Oder eben nicht: dann werden neue Entwicklungen halt in die nächste Ausgabe des Standards verschoben, der dann vielleicht in zehn bis fünfzehn Jahren kommt.
Ausserdem: die Kritiker an XHTML geben zu Recht zu bedenken, dass das W3C keinesfalls von den auf heftigste kritisierten Punkten abrücken will, bspw. von XForms. Darum als Abschluss der Tenor eines Kommentars zum oben genannten Artikel von Roger Johansson:
The W3C doesn’t know what HTML needs to do. Academic eggheads will theorize and philosophize and create something that is useless. Only us web designers and developers know what we really need HTML to do on a day-to-day basis.
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