Meine Kindheit und Jugend versus Element of Crime.
âIch bin jetzt immer da, wo du nicht bist, und das ist immer Delmenhorstâ
âIn der NĂ€he [meiner zweiten Heimatstadt] gibt es ein kleines Ărtchen âImmerâ und eine meiner Grundschullehrerinnen erzĂ€hlte gerne den Witz von dem Bahnkunden, der Immer hin und zurĂŒck buchen wollte. Das sagt viel ĂŒber Delmenhorst und meine Schulzeit dort aus.â Ich selbst einst.
âEs ist schön, wenn’s nicht mehr weh tut, und wo zu sein, wo du nie warstâ
Es gab eine Zeit, da hat jeder dem man erzĂ€hlte, dass man in Delmenhorst lebe, gesagt: âKennâ ich, aus den Verkehrsnachrichten!â Mehr hatte die kleine Stadt vor den Toren Bremens eigentlich seinerzeit auch nicht zu bieten, als einen Stauschwerpunkt an der A1. Heute werde ich in immer nur gefragt, ob ich Sahra Connor persönlich kenne. Weil die Stadt ja so klein ist, dass dort jeder jeden kennt. Nicht.
âHinter Huchting ist ein Graben, der ist weder breit noch tiefâ
Als Kind fand ich die BĂ€ke eigentlich ziemlich breit, aber Kindern kommt ja alles unglaublich groĂ vor. Jedenfalls gibt/gab es einen teiweise verwachsenen Wanderweg entlang der BĂ€ke, dort haben wir viel gespielt, zu, Beispiel ein Baumhaus gebaut. Mit Werkzeug das wir im nahegelegenen Baumarkt ge⊠ach egal, den Baumarkt gibtâs ja auch schon lange nicht mehr, da ist heute ein Sonnenstudio, das Sven Regener sicherlich erwĂ€hnt hĂ€tte, wenn es scon dagewesen wĂ€re, als er den Song schrieb, denn es gibt wohl nichts deprimierenderes, als Sonnenstudios. Vieleicht noch Ein-Euro-Shops.
âund dann kommt gleich âGetrĂ€nke Hoffmannâ, Sag‘ Bescheid, wenn du mich liebstâ
Gab keinen GetrÀnkeladen zu meiner Zeit dort. Stattdessen ein Maisfeld, wo jetzt ein Haufen MehrfamilienhÀuser stehen und Wiesen, wo heute Netto steht. Und das alte stillgelegte BahnhofsgebÀude war das alte stillgelegte BahnhofsgebÀude und kein Beauty- und Hairsalon.
âIch hab jetzt Sachen an, die du nicht magst, und die sind immer grĂŒn und blauâ
Meine Oma hat mir viele Pullover gestrickt zu der Zeit, denn das machte sie eigentlich 24/7, stricken, es traf sich sogar regelmĂ€Ăig ein Strickclub in unserem Haus, dann wurde aber seltsamerweise weniger gestrickt, stattdessen viel gelacht und ich glaube auch getrunken. Jedenfalls mein Lieblingsoma-Pullover war grĂŒn und blau gesteift, weil er aus irgendwelchen Resten zusammen gemixt war, weil âgrĂŒn und blau trĂ€gt die Sauâ. Den habe ich so geliebt und so betragen, dass er als ich ihn wegwarf bestimmt drei bis vier Nummern gröĂer geqorden war.
âOb ich wirklich Sport betreibe, interessiert hier keine Sauâ
Dabei habe ich in Delmenhorst viel Sport getrieben. Vor allem Volleyball. Da bin ich von der Kindergruppe bis zur Mixed-Liga dabei gewesen, viele Jahre. Mit Ăbungsleiterschein machen und allem. In der Schule hatte ich eine Sportlehrerin, die fragte am Beginn des Schuljahrs immer, wer im Verein spielt und allein dafĂŒr bekam man direkt eine eins. Oder man machte bei âJugend trainiert fĂŒr Olympiaâ mit, so hab ich mir meine eins in Basketball erspielt. Ausgerechnet ich.
âIch mach‘ jetzt endlich alles öffentlich, und erzĂ€hle, was ich weiĂâ
â ScheiĂe, da kommen die Bullen!
â Die kriegen nichts ab!
âAuf der StraĂe der Verdammten, die hier Bremer StraĂe heiĂtâ
Als Kind bin ich sie zu FuĂ gelaufen, jeden Tag zur Schule. Im Gasthof Schierenbeck stand ein Soielautomat im Eingang, Donkey Kong, da hab ich viel Geld gelassen. Dann mit dem Fahrrad in Richtung Stadt zur Schule. Im Imbis gegenĂŒber vom Delbus gabâs einen Pacman-Tisch! Der Kiosk, wo wir erst gemischte TĂŒten fĂŒr eine Mark und spĂ€ter einzelne Zigaretten gekauft haben. Der Grieche, der immer ausflippte, wenn wir zum Essen kamen, weil wir beide Nico hiessen. Alles Bremer StraĂe. Die Schlagader meiner Jugend quasi.
âIch bin jetzt da, wo ich mich haben will, und das ist immer Delmenhorstâ
Sven Regener hat mal behauptet, er wĂ€re zumindest bis er den Song geschrieben hat, nie dort gewesen und das kann ich ihm in soweit abnehmen, als dass der Song genau jene diffusen Aussagen ĂŒber Delmenhorst enthĂ€lt, die man als Bremer halt so im Kopf hat, wenn man an Delmenhorst denkt. Ging mir nicht anders.
âErst wenn alles scheiĂegal ist, macht das Leben wieder SpaĂâ
âIn Delmenhorst ist Gerd Thume ein stadtbekannter Maler.â Danke.