Das Leben ist eines der Härtesten

Thema:

Ich will jetzt gerade gar nicht über die Podcasts schreiben, die ich so konsumiere, aber zu diesem Buch bin ich über einen Podcasts gekommen, den ich gar nicht höre. Giulia Becker ist Host des mehrfach ausgezeichneten „Drinnies“-Podcast. Mit ihrem Co-Host Chris Sommer, war sie zu Gast und zwar bei „Was bisher geschah“. Und ich fand das lustig und so habe ich mir das Buch von Giulia Becker besorgt. Also nicht das aktuelle, sondern ihren Debütroman: „Das Leben ist eines der Härtesten“.

Luftholpausemach.

Eine lakonisch und mit präzisem Blick erzählte Geschichte über aus dem Ruder gelaufene Lebensentwürfe.

Brigitte

Ja nun ach. Ich sag mal, eigentlich kaufe ich keine Bücher, in deren Klappentext die Brigitte zitiert wird. Aber gut, es gab noch andere Stimmen:

Eine feinfühlige Beobachtung des ‹einfachen Menschen› mit all seinen Marotten, so wie er eben ist, im Leben.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

OK, FAS ist auch überhaupt nicht mein Ding. Wie kann man denn in einem einzigen Satz derart viel Raum zwischen sich und zunächst stellvertretend die Figuren des Buches, in Wahrheit aber die Leser*innen dieses Buches, vulgo „die einfachen Menschen“ bringen? Da fällt mir doch das Schampus-Glas aus der Hand, mein lieber Herr Feuilltonistenkackarsch. Was schreiben denn Springers Spießgesellen dazu?

Bissig und humorvoll.

B.Z.

Also ich habe für sowas gar keine Zeit. Da hätten sie ja auch gleich „Es ist ein Buch.“ schreiben können. Ist genauso wahr. Zumal ich die Bissigkeit vielleicht sogar ein wenig in Abrede stellen würde.

OK, also nochmal. Giulia Becker arbeitet unter anderem im Team von Jan Böhmermann, ich nehme an, sie schreibt dort witzige Dinge auf. Und so ist natürlich auch das Buch. Jemand hat witzige Dinge aufgeschrieben. Oder vielmehr: witzige Figuren entworfen. Also so Typen, wie du und ich. Da ist die unausgefüllte Mutti, deren Lieblingshund ertrunken ist und die ihre Seele mit Teleshopping beruhigt. Da ist die Mitarbeiterin der Bahnhofsmission, die ihre Hilfsbereitschaft schon manches Mal in Teufels Küche gebracht hat. Und ihr Ex-Mann, der sich eine Existenz als Sonderposten-Topverkäufer aufzubauen versucht. Da ist der nikotinabhängige Brieftaubenpfleger mit dem Hundehass, der am liebsten Onlinekniffel spielt, die einsame Oma, der krebskranke Obdachlose und der Chef der Bahnhofsmission, der letztere in eine Art Starbucks umwandeln möchte. Und alle diese kruden und spleenigen Charaktere treffen nun in einem Buch… an einem Ort zusammen: Borken. Und Borken scheint so etwas wie das Delmenhost von Nordrhein-Westfalen zu sein, nur halt ohne Sarah Connor.

Ja, das kann lustig sein. Oder etwas gezwungen wirken. Gegebenenfalls auch beides. Der Plot jedenfalls ist ungefähr so aufregend, wie die Buchkritiken in der Brigitte. Wir verlieren uns in Backgroundstories, die zwar witzig sind, aber keine Story voran bringen, dann gibt es ein wenig Story, aber auch die löst sich wieder in Wohlgefallen auf um Platz zu machen für einen zweiten kleinen Plot, der sich ohne jeden Twist an das Echo des ersten anschließt und dann ist auch schon happy end und alle sind froh, dass es vorbei ist.

Der perfekte Lesestoff für eine über Stendal umgeleitete Sechs-Stunden-Bahnfahrt von Hamburg nach Berlin. Ach nee…

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