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Japanischer Farbholzschnitt „Die große Welle vor Kanagawa“ zeigt im Vordergrund mehrere sehr hohe Meereswellen mit viel Gischt und Blasen, in denen zwei fast nicht zu erkennende Fischer-Ruderboote mit zahlreicher Besatzung zu kentern drohen. Im Hintergrund ist ein Berg mit Schneespitze zu sehen, der Fujijama.

Die große Welle vor Kanagawa

Donnerstag, 24. Juli 2025 Thema: Gelebt

Neulich bei einer Geburtstagsparty in einem Schrebergarten, der Ort sei deswegen betont, weil ich vielleicht nicht erwartet hätte an einem solchen Ort in eine derartige Diskussion verwickelt zu werden, spricht mich also eine Frau auf mein T-Shirt an, auf dem der obige Holzschnitt abgebildet ist. Falsche Erwartungshaltung hin oder her, in der Regel rechne ich mit Lob, wenn mich jemand auf meine T-Shirts anspricht, was gar nicht so selten vorkommt, in der Regel gebe ich das Lob dann zu Hause an die beste T-Shirt-Aussucherin der Welt weiter, mit der ich zufällig und dankenswerterweise verheiratet bin. Aber weit gefehlt, hier wurde ich, mit vorwurfsvollem Untertone gefragt, ob ich denn überhaupt wüsste, was da auf meinem T-Shirt abgebildet ist.

Nun habe ich ja nicht an die 50 Semester den Internetfernkurs „Pop- und Memekultur“ belegt, also ich weiß natürlich, was das für ein Bild ist. Gut ich kann vielleicht nicht den Titel 神奈川沖浪裏 Kanagawa oki nami ura in japanisch wiedergeben, weiß aber, dass er „Die große Welle vor Kanagawa“ oder genauer „Unter der Welle im Meer vor Kanagawa“ heißt, ein Farbholzschnitt im Ukiyo-e Stil ist und aus der Serie „36 Ansichten des Berges Fuji“ stammt, die der japanische Künstler Katsushika Hokusai zwischen 1830 und 1836 hergestellt hat.

„Das wäre aber nun schade, dass solche Kunst zu Drucken auf T-Shirts verkommt“, war die schnippische Anmerkung die mir daraufhin zu Teil wurde und hätte ich das Gespräch weiter geführt, wären wir sicher bei kultureller Aneignung gelandet, aber zum Glück war der nächste Fauxpas schon zur Hand mich aus der Situation zu retten: die Lammkoteletts waren gerade fertig am Grill!

Wobei ich natürlich noch einiges hätte hinzufügen können. Weil gerade die Welle empfinde ich als ein ganz hervorragendes Stück Popkultur, eben weil es so alt ist. Hokusai war einer des wichtigsten Künstler der Kunstgeschichte und hatte großen Einfluss auf Leute, die wir im Westen heute besser kennen: VanGogh, Gaugin oder Monet. Und gleichzeitig oder gerade deswegen, ist es ein Stück Popkultur geworden. Natürlich gibt es auch T-Shirts mit der Mona Lisa, aber dagegen ist die Welle im Netz quasi allgegenwärtig. Und im RL. Poster, Tassen, Wandteller, dem Kitsch- und Souvenir-Handel sind dank Gemeinfreiheit keine Grenzen gesetzt. Das Apple-Emoji 🌊 (Welle) ist dem Bild nachempfunden. Das Bild ist Thema eines Kinderbuches. Es ist auf der Rückseite der 1000-Yen Banknote. Auf einem Pfeiler der Augustusbrücke in Dresden steht das Kunstwerk „Die Woge“ von Tobias Stengel, eine Reproduktion eines Teils des Holzschnittes. Das ist Weltkunst, Popkultur und Meme in einem, keine kulturelle Aneignung.

Und ich kann mich niemals daran satt sehen.

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  • #Katsushika Hokusai
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