2023: Arbeit, Arbeit, Arbeit
Arbeit 2023? Warum ist das eigentlich erwähnenswert? Vielleicht weil es irgendwie postpandemisch gesehen, das erste durchgehend normale Jahr war. Naja, so halb irgendwie.
Laut Vorgabe habe ich rund 50% meiner Arbeitszeit zu Hause verbracht, die andere Zeit im Office. Ich weiß, für die Welt ist das normal geworden, für mich ist das immer noch großes Wort, leicht ausgesprochen. Ich bin so ein fürchterlicher Gewohnheitsmensch, wie sonst ist erklärbar, dass ich seit gut 20 Jahren mit der Bahn pendle? Als ein solches Gewohnheitstier habe ich wohl jedes Mal Anpassungsschwierigkeiten, im Büro genauso wie im Homeoffice. In dem einen komme ich nie richtig an, im anderen fühle ich mich nie richtig zu Hause… oder war es umgekehrt? Hybrid hingegen kann ich ganz gut, arbeite ich doch schon viele Jahre in örtlich verteilten Teams. Finde ich aber trotzdem immer noch nicht praktisch.
Thematisch war 2023, jenseits, dass ich es natürlich liebe Webentwicklung zu machen und noch aus der kleinsten Zeile CSS etwas Freude für mich herausquetschen kann, für mich persönlich ein Griff in die sprichwörtliche Kloschüssel. Dabei habe ich mich jeweils um wirklich große und wichtige Dinge zu kümmern gehabt: die Neuaufstellung unserer Customer Behaviour Platform ebenso wie die Neuausrichtung unserer Consent Management Platform. Etwas zuviel Platform mithin, weil wenn es nicht die eigene ist, geht es bei solchen Dingen nach hinten raus immer um third party und nach vorne raus ist meist auch kein Blumentopf zu gewinnen. Chefthemen könnte ich auch mir selbst in die eigene Tasche lügen, Fakt ist aber, dass ich die Welt in diesem Jahr nur sehr wenig mit neuem CSS, ausgefeilten Programmen oder noch mehr Zugänglichkeit besser gemacht habe. Das blieb meinem Team überlassen, das zu leiten meine dritte Aufgabe im letzten Jahr war.
Immer mal wieder erwähne ich während der Arbeit mein Alter, ist mir aufgefallen. Mal unwillkürlich als Koketterie oder auch weil ich mich gerade über mich selbst ärgere. Mal auch erzwungen, weil ich oft in Vorstellungsrunden, nachdem vor mir Leute erzählt haben, dass sie „neu sind bei ZEIT ONLINE, frisch von der Uni“, oder „seit zwei Jahren und vorher Medieninformatik, Philosophie und Landwirtschaft studiert haben“, derjenige bin, der sagen muss: „ich bin seit 17 oder 18 Jahren hier, wieviel genau habe ich vergessen und auch was ich hier mache und was ist das eigentlich für ein Meeting“ und dann lacht niemand mehr wirklich. OK, ganz so dramatisch ist es nicht, aber das Thema creept sich von hinten an mich heran.
Dabei geht es erstmal gar nicht ums Mitkommen, da schaden mir eher Zeiten, an denen ich nicht richtig am Code arbeite (s.o.), sondern so ein gelangweiltes „den Fehler haben wir schon gemacht“-Gefühl. Ich habe immer gesagt, ich bin so lange bei ZEIT ONLINE, weil ich jeden Tag etwas neues gemacht habe in der Zeit, wir uns x-mal neu erfunden haben und ich immer die Chance hatte, neue und interessante Dinge auszuprobieren. Neue Dinge machen wir immer noch, ich finde sie aber mitunter immer weniger interessant. Und das „Hab ich euch ja gesagt“-Gefühl ist auch stark gewesen in diesem Jahr, zum Glück haben wir viele dieser Dinge, die 2023 endgültig für tot erklärt wurden, nie gemacht. Falls jemand noch einen Tipp für the next dead thing sucht, wir machen auch kein Tailwind… just saying.
Das ist alles weder schlimm, noch macht es mir besonders Sorgen, es ist nur anders. Es ist einfach so ein Gefühl, das schwierig zu beschreiben ist, aber zum Glück hat es jemand für mich getan: Jeremy Keith in seinem Talk zur border:none 2023. Für mich der beste Talk des Jahres…
Headerbild: Created with DALL·E
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