Es gibt sogar noch einen Webring
Dieses Blog, allen voran diese aktualisierte Version desselben, in der ich alle meine Blogbemühungen der letzten 20 Jahre endgültig unter einer Plattform vereinigt habe, ist ja eigentlich total Retro.
Ohne das kritisieren zu wollen, da ich ja selbst oft genug dabei bin, heutzutage aber keifen wir uns lieber bei Twitter an, mansplainen uns gegenseitig bei Facebook, kokettieren bei Instagram und ein paar Leute sind auch kreativ bei TikTok. Was alle diese Orte, die Millionen von Menschen mit Inhalten befüllen, gemeinsam haben, ist dass es Plattformen sind, die nicht in der Hand der Nutzer*innen liegen, sondern von Firmen oder Konzernen mit Gewinnabsichten betrieben werden. Dabei sind wir dem Regelwerk dieser Besitzer der Produktionsmittel gnadenlos ausgeliefert. Manuel Matuzovic ist das gerade passiert, ohne erkennbaren Grund wurde sein Twitter-Profil von Twitter gelöscht, mutmaßlich ein Fehler, bei Twitter schert sich aber niemand darum, solche Fehler rückgängig zu machen. Die Arbeit von Jahren, ausgelöscht, einfach so.
Aber es muss gar nicht immer so ein Extremfall sein, auch in anderer Hinsicht sind wir den Plattformen ausgeliefert. TikTok silenced Beiträge mit bestimmten Keywords, ohne dass der Urheber das merkt. Facebook ist ein gigantisches Werbenetzwerk (und nichts anderes mehr), Instagram führt junge Frauen in den Suizid, Twitter wird an Elon Musk verkauft und wir wissen nicht, was er damit anstellen wird, wahrscheinlich erstmal massenhaft Leute entlassen. Oder den bekloppten Ex-POTUS wieder auf die Plattform loslassen… ja, du kannst dir die Umgebung nicht aussuchen, in der du deine Fotos, Videos oder Microblogeinträge veröffentlichst.
Ja, oder doch?
Vor Jahren habe ich mal bei einem Indie Web Camp in Düsseldorf Jeremy Keith gehört, der mich mit einer langen Liste von Plattformen zu beeindrucken wusste, bei denen wir unsere Inhalte hinterließen und bei denen die Inhalte zusammen mit der Plattform dann verstorben sind. An dem Tag habe ich beschlossen, dass mein Blog der Ort ist, wo ich meine Inhalte versammle und dass ich der Herr über diese Inhalte sein will.
Es hat einige Jahre gedauert, diese Idee soweit umzusetzen, wie es jetzt ist, denn ich bin nicht immer gut mit meinen Inhalten umgegangen. Ich habe oft Domains gewechselt, alte Blogs sterben lassen, neue aufgemacht, Backups verschludert. Die Anfänge des Couchblogs musste ich aus der Waybackmachine rekonstruieren, meine ersten Blogversuche jedoch, bspw. aus der Zeit meiner Umschulung, ließen sich nicht wiederherstellen und sind für immer verloren. Trotzdem sitze ich inzwischen auf einem über 1400 Markdown-Dateien großen Archiv meiner Blogeinträge aus 20 Jahren und kann sie hier präsentieren, katalogisieren und so am Leben halten. Meine ganz eigene allwissende Müllhalde, bei der ich die Produktionsmittel Content und Domain ganz in meiner Hand habe. Und kann sie veröffentlichen wo der Nameserver hinzeigt. Klar, das ist Retro, aber eben auch schlauer, als Elon Musk oder Marc Zuckerberg damit zu füttern. Das klingt einerseits nach guter alter Zeit, ist aber IMHO aktuell wie nie.
Zum Retrogedanken passt dabei perfekt…
… dass mein Blog jetzt auch Mitglied im UberBlog Webring ist. Das ist auch superretro, wer das nicht kennt, hier ist es erklärt. Gegründet hat den Ring Thomas Gigold, den ich noch aus Bloghaus-Zeiten kenne, es ist also eine fette Portion Nostalgie im Spiel. Aber, ich und dieses Blog sind alt genug dafür.
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