Oldenburg in Oldenburg
Da wo ich jetzt wohne, muss man immer dazu sagen, welches gemeint ist, wenn man Oldenburg sagt. Das Oldenburg in Holstein ist einfach zu nah, Oldenburg i.O. nicht wirklich ein Begriff, jaja, schon mal gehört, wo liegt das noch? Ach bei Bremen… Dabei ist Oldenburg in Oldenburg nicht weniger, als eine der schönsten Großstädte in Deutschland. Dagegen ist Oldenburg in Holstein für mich nur die Stadt, in der ich zwei Wochen mit Blinddarmdurchbruch im Krankenhaus lag, während ich eigentlich ein Fahrradtour in der Gegend machte. Krasser können die Gegensätze nicht sein.
Dies ist Teil 4 meiner Serie „Umziehen“. Bisher erschienen sind Bremen, Delmenhorst und Benthullen.
Ich zog also in den Oldenburger Stadtteil Haarentor, in Sichtweite der Universität. Leider der falschen, da ich ja eigentlich in Bremen studierte. Als ich später endlich in Oldenburg ein Studium aufnahm, war ich längst wieder umgezogen. Wahrscheinlich haben wir (zu zweit in einer Miniwohnung) einer ordentlichen Studentin die Wohnung weggenommen. Es gab ein Wohn- und ein Schlafzimmer, einen kleinen Flur und davon abgehend ein Pantryküche auf dem Weg ins Badezimmer. Ich glaube aus jener Zeit stammt meine schlechte Angewohnheit im Wohnzimmer vor dem Fernseher zu essen, statt am Esstisch. Der in meiner heutigen Wohnung ebenfalls im Wohnzimmer steht, letzteres ungefähr so groß, wie meine erste Wohnung in Oldenburg. Kurz: wir hatten ja nichts!
Zur Wohnung in Haarentor fallen mir noch zwei Anekdoten ein. Die erste verfestigt nochmal den Zustand relativer Finanznot in dem wir so lebten. Ich hatte beim Sperrmüll ein paar Straßen weiter zwei riesige Pizzateller eingesammelt, die das maximal typische Pizza-Restaurant-Dekor hatten, aber so groß waren, dass sie nicht in den Schrank der Pantryküche passten. Weil wir aber dauern Pizza aßen, waren sie meistens im Einsatz oder im Abwasch. Noch Jahre danach habe ich die gleichen Teller immer mal wieder in Restaurants wieder entdeckt! Die andere war, wie wir das Auto eines Freundes geknackt haben. Er holte uns ab, um gemeinsam mit uns in eins der Zeltlager zu fahren, die wir damals oft besuchten. Leider hatte er seinen Schlüssel im Wagen gelassen und die Tür mit gedrücktem Knopf zugeschlagen (das ging damals noch), also abgeschlossen. Wir waren echt unter Zeitdruck und haben hin und her diskutiert, was zu tun wäre. Wir versuchten einen Draht durch das Fenster zu bekommen oder das Fenstergummi zu entfernen… auf der Suche nach Werkzeugen, fiel uns das Sägeblatt einer Rohrsäge in Hand, damit wollten wir es versuchen. Und das ging dann so einfach, das wir echt von den Socken waren: Sägeblatt entlang des Fensters auf der Fahrerseite senkrecht in die Türfüllung schieben, ein bisschen herumtasten, den Umlenkhebel des Türöffners finden, Sägeblatt einhaken, hochziehen: Auto offen. Das hat nur Sekunden gedauert. Unserer Karriere als Autoknacker stand eigentlich nur im Weg, dass sowas bei modernen Autos natürlich nicht mehr ging. Schöner alter roter Kadett D.
Ich fahre ja heute einen roten Opel Astra K, vielleicht ja auch als Erinnerung an diese schönen Tage seinerzeit.
Foto: Ra Boe / Wikipedia, Luftaufnahmen Nordseekueste 2013 05 by-RaBoe tele 46, CC BY-SA 3.0 DE
Noch keine Kommentare.
Kommentare geschlossen.