Goodbye 9-Euro-Ticket
Es ist zum Auswachsen. Endlich ist der Regierung mal etwas eingefallen, das funktioniert und Wirkung gezeigt hat, da schafft sie es wieder ab.
Wie der Verband der Verkehrsbetriebe festgestellt hat, ist die Bilanz von drei Monaten 9-Euro-Ticket positiv. Es wurden 52 Millionen Stück verkauft, ca. 10 % der Fahrten wurden für Strecken genutzt, die sonst mit dem Auto zurückgelegt worden wären. Das hat laut VDV 1,8 Millionen Tonnen CO₂ eingespart, ungefähr so viel, wie ein Jahr bundesweites Tempolimit bringen würde.
Aber dank der Opposition in der Regierung, auch als FDP bekannt, geht es mit dem beliebten Günstigticket nicht weiter. Und nicht nur das, es wird sich auch geweigert, Lehren jeglicher Art aus dem Experiment abzuleiten. Dabei haben die drei Monate ganz wunderbar die Probleme bspw. bei der Bahn und im ganzen ÖPNV aufgezeigt. Ein Umstand, den ich aus eigener Erfahrung gar nicht genug betonen kann. Die faktische Abschaffung von Tarif-, Zonen- und vor allem Verkehrsverbundgrenzen war einer der ganz großen Luxusmomente des Tickets. Die größte Schwäche des ÖPNV ist der unerträgliche Flickenteppich, der Regionen voneinander trennt, statt sie zu verbinden oder aber das Durchqueren der eigenen Stadt zu einem finanziellen Risiko erhebt.
Da das 9-Euro-Ticket nun ausläuft, läuft es bei mir in Zukunft so: Ich kann ein Jobticket bekommen, das gilt aber nur auf 90 % der Strecke, die ich zurücklegen muss. Lübeck gehört nicht zum HVV, am letzten Bahnhof, 13 km vor der Stadtgrenze endet derselbe. Für die restliche Strecke müsste dann eine normale Monatskarte der DB her oder Einzelkarten gekauft werden. Eine lustige Auswirkung meiner gestiegenen Homeofficequote ist allerdings, Dauerkarten lohnen sich so gerade nicht, oder sind eben genauso teuer, als wenn ich jeden Tag ins Büro fahren würde. Ich habe nicht ausgerechnet, ob nicht doch, trotz der hohen Benzinpreise, Autofahren günstiger wäre. Durch die geringere Anzahl der Fahrten kann das gut sein. Pendler*innen auf meiner Strecke würden also ein 49-, ja sogar noch ein 79-, 99- oder 129-Euro-Ticket mit Jubel begrüßen. Und das sind keinesfalls wenige. Und es wäre für viele ein echter Anreiz, das Auto eben nicht zu nutzen.
Zum Abschluss stellen wir uns jetzt mal vor, die Regierung würde das 9-Euro-Ticket fortsetzen und ein Tempolimit auf Autobahnen einführen. Irre, oder?
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