Das Humboldt-Tier
Dass der (Wahl-) Berliner Zeichner Flix nach „Spirou in Berlin“ zum zweiten Mal für den Carlsen Verlag eine Geschichte aus dem Spirou & Fantasio Universum erzählen darf, wäre für sich allein gestellt schon eine wunderbare Sache. Was er in „Das Humboldt-Tier“ daraus macht, übertrifft allerdings jede Erwartung.
Flix zeichnet der bekannten Marsupilami-Geschichte ein Prequel an den Leib, das mit allen Wassern gewaschen ist. Nicht nur, dass das Marsupilami schon lange, bevor es Spirou und Fantasio im palumbischen Urwald entdecken, längst von zwei anderen Europäern entdeckt wurde. Es sind ausgerechnet Alexander von Humboldt und sein Begleiter Aimé Bonpland, dem das fleckige Urwaldmonster in den Schoß fällt sozusagen. Und wie alles packt Humboldt es einfach ein, versehentlich eingeschläfert … damit es dann im Berlin 1931 wieder aufwacht, um dort für reichlich lustigen Aufruhr zu sorgen.
Damit hat Flix also nicht nur Spirou und Fantasio nach Berlin und dort in eine besondere Zeit, nämlich die der untergehenden DDR verpflanzt. Ihm gelingt mit dem Marsupilami das gleiche Kunststück, mit einer ebenso interessanten Zeit, dem sich abzeichnenden Ende der Weimarer Republik. Dabei werden die Verhältnisse zwischen Kaiserreich und aufkommenden Faschismus zwar vorsichtig, aber deutlich im Laufe der Geschichte beleuchtet. Ein Eiertanz, der Flix aber hervorragend gelungen ist und am Ende sogar Spaß macht, vor allem wenn das Marsupilami im gewissermaßen im Vorbeigehen die Welt ein wenig besser macht. Selbst Hitler kriegt eins übergebraten, so ganz am Rande. Aber mal im Ernst: Flix zeichnet nicht einfach nur das Marsupilami, er wendet den gleichen humoristisch, satirischen Blick, mit dem André Franquin seinerzeit auf die belgische Gesellschaft geschaut hat, auf einen zeitlichen Ausschnitt Deutschlands an. Was da nicht fehlen darf, ist die Darstellung der Polizei als mitunter etwas hilflos. Bei Flix jagen die Schupos ebenso unbeholfen und dämlich durch die Szenerie. (Kann sein, dass ich mich da täusche, aber ich erkenne da ein kleines bisschen auch Seyfried zitiert.)
„Das Humboldt-Tier“ jedenfalls ist ein weiterer Meilenstein des Flix und wird sicherlich wieder Preise ohne Ende absahnen, wirklich ein Meisterwerk. Nur eines, vielleicht nicht ganz spoiler free: statt einer geheimnisvollen Mumie hätte es vielleicht auch ein Vorfahre der von Rummelsdorf bewaffnet mit einem Pilzextrakt getan …
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