20 Jahre Couchblog: Musik
Gib dem alten Mann an den Plattentellern mal ein Bier … Könnte ein Hit aus meinem Leben sein. In den 20 Jahren bloggen gehörte Musik jedenfalls immer dazu, im Wesentlichen elektronische Musik, ansonsten allenfalls Songs aus Zeiten, bevor mit dem Blog begonnen wurde. Da ist nix zu wollen, ich kann mich an dieses neumodische Zeug meist nicht gewöhnen, es sei denn es repliziert Altes. Seit den Neunzigern sind nur ganz ganz wenige Acts in diesen Kreis vorgedrungen. Und wehe, wenn eine*r meiner Held*innen in den Mainstream wechselte, da reagierte ich gereizt:
Vor ein oder zwei Jahren habe ich bei einer Veranstaltung aufgelegt, bei der Tok Tok als Livegig dabei waren. Mann! Fand ich die cool damals. Jetzt zappe ich gerade so durchs TV und sehe, dass die inzwischen bei den RTLII-Ibiza-Sommerhits auftreten. Ich glaub ich muss mich übergeben.
Manchmal muss ich aber wirklich lachen, wenn ich so Einträge lese, wie diesen hier aus 2002, „Handy Playlist vom 18.6.2002“:
Ich habe, nachdem ich schon Ewigkeiten mit meinem SL 45 rumlaufe, endlich ein paar MP3s auf die Karte geladen. Acht 96k-codierte Stücke hatten Platz und bilden meine aktuelle Playliste …
Ich zitiere mal passend dazu die Wikipedia: „Das Siemens SL45 ist ein Businesshandy der Oberklasse […]. Es verfügte als erstes Handy der Welt über eine austauschbare Speicherkarte (Multimedia Card (MMC)) sowie einen integrierten MP3-Player.“ Ja, wir hatten ja nichts! Acht Songs als mobile Playlist! In Zahlen 8!!! LOL. DoppelLOL. Ach nee, das sagt eins ja heute auch nicht mehr. Und was das für Songs waren… nee oh nee. Und natürlich nur in schwarz-weiß.
Mir am liebsten war eigentlich immer die lockere zu einer Serie zusammengetitelten Texte „Code and Listen“ in der ich, gerne auch unter Bezug auf anekdotischer Erzählungen, auf meist frei erhältliche elektronische Musik diverser Netlabel verwies.
Wenn wir früher im Click herumhingen, pflegte Feierkollege Helge solcherlei Musik immer mit feierlichem „Klick-Klick-Klick!“ anzukündigen, und das empfinde ich nach wie vor als die beste Beschreibung jegliche musikalischen Minimalismus deephousetechnoider Färbung, deren Hauptinhalt eben dieses nervend beruhigende Klickgeräusch ist.
Die Netlabel-Szene heute ist ja eher eine Ansammlung von 404-Seiten, Fehlermeldungen, die von fehlenden Datenbanken berichten und eines ist sogar von einer Casino-Seite und gleicher URL ersetzt worden. Lediglich iNTERDiSCO, Bump Foot und Mixotic sind heute noch zu erreichen, wie eine kurze Recherche ergab. Heute spielt sich das alles auf Bandcamp ab. Das ist auch nicht schlecht.
Aber schön war die Zeit. Und glücklicherweise habe ich natürlich alles, was ich damals zusammengeschnorchelt habe, noch auf irgendeiner Festplatte herumliegen. Und ich habe ja auch selbst damit gemixt: mein Release „Exit from Planet Earth“ gibt es zwar nicht mehr zum herunterladen, aber jetzt wieder bei Mixcloud zu hören.
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