Soloalbum, reprise
Ich habe gerade ein gutes Drittel von „Soloalbum“ auf Netflix geschaut und mich dann schnurstracks und passenderweise in mein Plattenregal übergeben. Hatte ich überhaupt nur auf die Liste gesetzt, weil es ein Film der Reihe „nach Büchern, die ich gekauft, aber nie gelesen habe und die ich, als sie im Kino liefen, verpasst habe, weil das weiß ich doch jetzt nach dem zehnten Komma auch nicht mehr“. Obwohl, ich hasse Schweighöfer. Obwohl, ich liebe Nora Tschirner. Aber wer nicht?
Was mich zu Benjamin von Stuckrad-Barre bringt, den ich, und da hatte ich einen guten Instinkt, erst mal bei Benjamin nachgeschlagen habe und ich wurde nicht enttäuscht. Ja, das passt, die beiden Benjamins, am gleichen Tag geboren. Ich habe zum Glück überhaupt keine Verbindung, im Gegenteil mir sind Menschen mit Doppelnamen und Menschen mit „von“ im Namen zunächst mal von vornherein suspekt, in Kombination nachgerade unerträglich. Das könnte ein Grund sein, warum ich „Soloalbum“ nie gelesen habe. Könnte aber auch sein, dass ich es mir ins Regal gestellt habe und dachte: „Jaha, du kleiner Popliterat, jetzt wollen wir erst mal ein paar Jahre abwarten, was du so machst aus deinem Erfolg und wie es mit deinem Leben so geht“ und ich wurde wieder nicht enttäuscht.
Die Popliteratur der Jahrtausendwende, ich glaube so viel kann man sagen, entsprach bildhaft gesprochen eben genau dem Werdegang eines Pastorensohns, der seinen Alkohol- und Kokainentzug haarklein auf Film dokumentieren ließ, Internetportale die Witze über ihn machten verklagte, aber den größten Witz selbst lieferte, indem er im Auftrag der Axel Springer AG, ein Auftrags-Stück zum 100. Geburtstags ihres Namensgebers schrieb, das Matthias Döpfner der Springer-Witwe Friede zum Geschenk machte. Da geht einem zu Recht die Puste aus beim Lesen, denn das ist Pop, mehr geht fucking nicht! Das kann man schon mal im Regal versauern lassen.
Und das wundert mich gar nicht, wie es zu diesem Film kommen konnte. Zum Glück sind meine Platten einzeln wasserdicht in Folie eingeschweißt und abwaschbar. Herrjeh!
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