3. Wifi On Ice
Über die Bahn kann man eigentlich gar nicht mehr ranten, da sind alle Rants geschrieben, alle Beschimpfungen geschimpft, es sind sogar schon Leute handgreiflich geworden. Oder glaubt jemand wirklich, Brandanschläge auf Bahnstrecken, angesägte Gleise und organisierter Oberleitungsklau würden von Terroristen und Kriminellen durchgeführt? Das machen alles enttäuschte und geprellte Bahnpendler nach einer Störung im Betriebsablauf zu viel, da bin ich mir sicher.
Nützen hingegen tut das alles nichts, die Bahn, ihr Vorstand und dessen Vorsitz haben mehr Sitzfleisch, als alle Politbüros von KPdSU und SED gemeinsam. Und Personalwechsel, kommen sie denn einmal vor, ändern daran auch nichts, um im Bild zu bleiben. Denen ist alles egal, Realität, Fakten und Kritik sowieso.
Was nicht heißt, dass nicht auch mal etwas Neues passiert. Ende 2016 bspw. sollen alle ICEs mit kostenlosem WLAN auch in der zweiten Klasse ausgestattet sein. Verkehrskasper Dobrindt (CSU) feierte das schon als »digitale Mobilitätsrevolution«, was aber möglicherweise genauso wie der andere Müll den der Typ so übers Jahr absondert wahrscheinlich stark vereinfacht und maßlos übertrieben ist. Denn WLAN allein tut es ja erstmal nicht, gehört ja auch noch Mobilfunk und Internet dazu, hier sieht Dobrindt die Mobilfunkanbieter in der Pflicht, die Bahnstrecken und liegen sie noch so ländlich, mit LTE auszustatten.
Nun fahre ich ja beinahe wöchentlich mit dem ICE nach Berlin und habe das sogenannte Wifi on Ice—hört sich an wie eine Disney-Eislaufshow, oder nicht—schon ziemlich von Anfang an mitbekommen. Erste Feststellung: es wird ein Kapazitätsproblem geben. Auf den ersten Fahrten war das Netz noch erstaunlich schnell, aber seitdem es sich rumgesprochen hat, dass man das Netz frei nutzen kann, wird der Zugang von Fahrt zu Fahrt immer langsamer. Am Ende wird man dastehen mit einem Netz, das zwar gratis ist, aber eben auch umsonst. Zudem war der Start ja auch datenmäßig sehr holprig, auch wenn erste Lücken schnell behoben waren. Und dann soll es ja auch nur 200 MB kostenfreien Download geben, was aber eher unwichtig sein wird, da eh niemand derartige Datenmengen aus dem Schleichnetz herauspressen können wird.
Nur ein gutes könnte die Sache vielleicht haben: sollte wirklich flächendeckend entlang der Strecke LTE zur Verfügung stehen, dann braucht man das blöde neue WLAN der Bahn ja vielleicht gar nicht mehr, sondern kann am eigenen Handy tethern. Das scheint mir auch die sicherste Lösung zu sein. Und Netflix soll man ja jetzt herunterladen können.
Bild: Paul Itkin
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