The Facebook Angst

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The Facebook Angst

Gleich vor dem Papst rangierte letzte Woche die Diskussion um die neuen Facebookfunktionen auf Platz 1 meiner Feedlisten. Grund genug, meinen Senf dazu beizusteuern.

Dave Winer hat Angst. Angst vor Facebook. Das ist schon mal eine Meldung wert, denn bisher waren es ja nur die technikfeindlichen Deutschen, die sich Sorgen um den Datenschutz machten. Nun ist das Gefühl offenbar auch in den USA angekommen. Da hat Marc Zuckerberg bei der letzten Facebookkonferenz f8 richtig einen Stein ins rollen gebracht.

Eigentlich ist die Timeline ja auch eine wirklich nette Idee. Mein Leben im Netz, das hätte durchaus eine Sache sein können, die man in seinem Blog umsetzt. Vielleicht nicht unbedingt bei Facebook, aber letztendlich ist auch das naheliegend. Zuck(erberg) kommt in die Jahre, in denen man sowas macht und er hat schon immer geglaubt: was ihm gefällt, gefällt der Welt. Ob dem so ist, wird sich zeigen.

Vielleicht nicht ganz so leicht hinnehmbar ist der neue OpenGraph-Datenstrom, der in diese Timeline gelenkt werden soll. Nach einmaliger Bestätigung pro Website, soll praktisch jede Aktion im Netz: Musik hören, Video sehen, Buch oder Artikel lesen, Bild ansehen, Adresse suchen… zu Facebook gescrobbelt werden. Scrobbeln heisst diese Aktion bei last.fm, die das schon ewig mit Musik machen, die man auf seinem Rechner hört. Natürlich ist es Unterschied, dies für eine Aktion (Musik hören), für einen Dienst (last.fm) zu machen, statt mit hunderten Websites und -diensten, gesammelt bei Facebook. Und last.fm konnte man schnell mal pausieren, um zu verhindern, das Facebook jeden Schritt aufzeichnet, muss man sich schon ausloggen, und man konnte sich denken, das nicht mal das richtig hilft.

Warum jedoch der Aufschrei? Na gut, es gibt bei jeder Änderung von Zuckerbergs Gnaden einen Aufschrei im Netz, das ist meist schnell wieder vergessen. Nur scheint’s mir diesmal dramatischer zu sein. Hauptgrund scheint mir die neuerliche Qualitätssteigerung des Überwachungsgefühls sein: automatisches Aufzeichnen von “Likes” bzw. “Activities” ist den Leuten nicht geheuer. Auch, wenn sie das abschalten können (und werden). Hier reicht der Versuch der Einführung, ein schlechtes Gefühl zu hinterlassen. In diesem Zusammenhang wird Facebook Beacon oft genannt, das sich nicht durchsetzen konnte. Anders als bspw. bei last.fm betrifft die Funktionalität offenbar Bereiche, bei den man sich eben nicht gerne beobachten lässt, bspw. das Lesen von Artikeln. Irgendwo zwischen Songs scrobbeln und ich lese ein Buch scheint eine Privatsphäregrenze zu liegen. Das ist noch zusätzlich interessant. Nebenbei bemerkt: die neuen granularen Sharing-Mechanismen, die man bei Google+ abgeschaut hat, sind dabei gar nicht hilfreich. Denn die Angst bezieht sich eher auf die gewollte unerlaubte Weitergabe der Daten an andere (bspw. Werbung, Sitebetreiber, Goldpartner) oder den ungewollten Datenverlust, durch eine Sicherheitslücke.

Am Ende muss ja jeder selbst wissen, wie er mit Facebook, Twitter oder Google+ umgeht. Ich persönlich finde es ganz erfrischend, wenn die Leute Angst vor Facebook bekommen. Facebook ist ein Moloch, der sich immer wieder verändert und man muss immer wieder neu überprüfen, was man ihm an Informationen zu geben bereit ist. Will man teilnehmen, aber sich nicht permanent durchleuchten lassen, muss man das schon in einem eigens dafür installierten Browser tun (endlich eine Aufgabe für… Opera). Aber: warum sollte man teilnehmen, wenn man nicht mitmachen will? Moving target: gestern war Facebook noch dazu da, mit seinen Freunden Kontakt zu halten, heute ist es eine Plattform für Lebensgeschichten, und morgen?

Sorry für den Titel, war einfach zu verlockend.

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