Filme von Quentin Tarantino

Thema:

Reservoir Dogs

Mit dieser Diskussion darüber, welcher tiefere Sinn nun in Madonnas Hit »Like A Virgin« zu finden ist, beginnt der erfolgreiche Teil von Quentin Tarantinos Filmkarriere und einer seiner besten Filme. Das dialoglastige Drama um einen Überfall wurde von Tarantino noch mit relative einfachen Mitteln erstellt und ist gerade deswegen besonders hervorzuheben.

trunk shotNoch dazu enthält bereits Reservoir Dogs alle Eigen- und Besonderheiten, die man später mit dem filmischen Werk Tarantinos verbinden wird. Es gibt schon trunk shots (siehe Foto), den mexican standoff und hunderte Anspielungen und Zitate, die das Herz des Filmliebhabers höher schlagen lässt. Überhaupt: Tarantino macht Kino von einem Cineasten für Cineasten und für Musikliebhaber: die Auswahl halbvergessener 70er-Jahre Songs ergibt einen einmaligen Soundtrack.

Pulp Fiction

Das Meisterwerk. Nominiert für sieben Oskars, ausgezeichnet mit dem Oskar für das beste Originaldrehbuch, ausgezeichnet mit einer goldenen Palme. Pulp Fiction hat unser Leben beeinflusst, die Sprache, das Filmposter dürfte zu den meistverbreiteten seit Che Guevara gehören. Nummer fünf bei den Uservotes auf imdb.com. Nach der Rocky Horror Picture Show der Film, den ich am häufigsten gesehen habe. Pulp Fiction ist eben einer dieser Filme, die man immer und immer und immer wieder ansehen kann. Man findet immer wieder etwas neues. Etwas, das gesagt wird, oder wie es gesagt wird, irgendeine Geste, ein Requisit, irgendetwas, das einem vorher nie aufgefallen ist. Das ist ein Effekt, den Tarantino danach nicht wieder erreicht hat. Es mag in den folgenden Filmen ähnlich viele Referenzen und Zitate geben, doch nirgendwo sind sie in solch einer Vielzahl vorhanden und so reichhaltig wie in Pulp Fiction.

httpvh://www.youtube.com/watch?v=l2iPbfEEEvM

Trunk shot mit Samuel L. Jackson und Chris Tucker. Besser geht’s nicht.

Jackie Brown

Noch besser gefallen als Pulp Fiction hat mir Jackie Brown. Das mag daran liegen, dass Jackie Brown weniger episodenhaft daher kommt, zumindest plotmäßig stringenter ist (Stichwort: Heist-Movie) und natürlich daran, dass Foxy Brown Pam Grier mitspielt (und der ganze Film darauf ausgelegt ist) und Robert deNiro wie deplaziert durch den Film wuselt.

Der Soundtrack alleine ist schon eine Offenbarung: er steht in meiner ewigen Playlist auf Platz 72/100, was eine Leistung ist, für nichtelektronische Musik.

In Jackie Brown perfektioniert Tarantino die in der Vorgängern angelegten running gags und spielt ausgiebig mit seinen immer wiederkehrenden Elementen, wie Szenen, Namen/Personen und Requisiten. Der Film enthält beispielsweise den IMHO besten trunk shot aller Zeiten, Jackie Brown kauft den gleichen Anzug, den schon Mia Wallace in Pulp Fiction trug, außerdem fährt sie den gleichen Wagen wie Butch Coolidge’s Freundin Fabienne: einen weißen Honda.

Kill Bill 1/2

Mit Kill Bill hat Tarantino seine Liebe sowohl zum asiatischen Kino, als auch zu Italo-Western in zwei eigene Filme gepackt. Dabei stellt Teil 1 mehr den Schlitziekomponente und Teil 2 die Sergio-Leone-Abteilung dar. Das Thema des Films ist Rache. 247 Minuten kalt servierte Rache, nein wirklich, das Motiv wird nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Das ist mitunter ein wenig anstrengend.

Natürlich sind auch Kill Bill 1 & 2 vollgestopft mit dem gewohnten Tarantino-Stuff, aber er tritt anders als bei den vorigen Streifen mehr in den Hintergrund, zumindest im ersten Teil. Dafür gibt es wieder den etwas verqueren Erzählpfad, wie man ihn schon aus Pulp Fiction kennt, was aber – vielleicht aufgrund der Zweiteilung – nicht über Vol. 1 und 2 hinaus funktioniert.

Interessant finde ich, dass für das japanische Kino eine abweichende Version umgesetzt wurde, nein umgekehrt: die internationale und die US-Version wurden von Tarantino entschärft – zum Beispiel durch schwarz-weiß Szenen. Außerdem fehlt der japanischen Version der Hinweis auf Star Trek am Beginn des Films: »Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird.—altes klingonisches Sprichwort.«

Interlude: andere Projekte

Neben den Regiearbeiten und dem Fußfetischismus ist Quentin Tarantino natürlich auch sonst ein ziemlich umtriebiger Typ. Deswegen sollten seine weiteren Werke, Beteiligungen und Auftritte nicht unerwähnt bleiben. Die erste Hälfte von From Dusk 'til Dawn ist bekanntermaßen von Tarantino – das ist der Teil des Films, den man sich ansehen kann. Dann beteiligte er sich an Four Rooms mit einer wunderbaren Episode, in der Tim Roth Paul Calderon während einer Wette einen Finger abhackt. Ebenso übernahm er Regiearbeit an Sin City.

Weiterhin ist Tarantino Autor, Produzent, ausführender Produzent und Schauspieler. Das reicht von Kinohits anderer Regisseure (z.B. True Romance) bis hin zu Fernsehauftritten (z.B. CSI). Dies und alles, wirklich alles über Quentin Tarantino erfährt man übrigens in den Quentin Tarantino Archives.

Death Proof

Death Proof hat mir ausdrücklich nicht gefallen. Ich war kein Grindhouse-Fan und mich verwundert es bis heute, dass angeblich jeder den Begriff schon kannte, als das Doublefeature mit Planet Terror bekannt wurde.

Ich kann mal kurz aufzählen, was mir nicht gefallen hat: ich brauche keinen künstlich gealterten Film, habe nichts für Kurt Russel übrig und Zoë Bell fand ich jetzt auch nicht so prickelnd, bin kein Slasher-Fan und habe auch nicht viel für getunte Autos über. Und ich bin kein Fußfetischist.

Es wird weder Tarantino, noch Robert Rodriges stören, aber auch Planet Terror fand ich ziemlich öde. In diesem Sinne ist das komplette Grindhouse-Doublefeature für mich ein Flop.

Inglourious Basterds

Der letzte ist zugleich Tarantinos (finanziell) erfolgreichster Film und bei acht Oskar Nominierungen – bester Film, bester Nebendarsteller (Christoph Waltz), beste Regie, bestes Originaldrehbuch, beste Kamera (Robert Richardson), bester Schnitt (Sally Menke), bester Tonschnitt (Wylie Stateman), bester Ton (Michael Minkler, Tony Lamberti and Mark Ulano) – sicherlich auch der Höchstausgezeichnete.

Screenshot

Die lockere Art, mit der sich Tarantino seine eigene Geschichte des 2. Weltkriegs geschrieben hat, kam dabei lange nicht bei jedem an, vor allem in Deutschland zog er einen dicken Graben durch das Feuilleton. Dafür drehte Tarantino in Deutschland und castete viele deutsche Schauspieler: Daniel Brühl, Diane Kruger, Gedeon Burkhard oder Til Schweiger beispielsweise. Der Österreicher Christoph Waltz wird sogar als die Entdeckung des Films gefeiert. Waltz über Tarantino: [Er] ist eine unerschöpfliche Quelle an Inspiration. Es hat etwas mit dem Energielevel zu tun, auf dem er agiert.

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